Und
täglich grüßt das Murmeltier - aus Augsburg
Lechhausen: Zwei bayerische Druckereibetriebe fusionieren, kurz
darauf muss die Augsburger Betriebsstätte Insolvenz anmelden. Ein Geschäftsführer
bricht eine Tür auf und auch sonst ist alles reichlich mysteriös
bei der Phoenix Print.
Rainer Fichtner, Betriebsratsvorsitzender bei Phoenix Print Augsburg, glaubt, diese Insolvenz sei bewusst herbeigeführt worden.
Mittwoch, der 30. September
2015. Rainer Fichtner steht vor dem Gebäude der Phoenix Print GmbH
in Augsburg und raucht. Alle paar Minuten kommen Kollegen, schütteln
ihm die Hand, die Stimmung ist gedrückt. Morgen wird die Phoenix
Print ihre Tore schließen, möglicherweise für immer. Der Grund:
Insolvenz. "Wir haben die Vermutung, dass das alles von langer
Hand geplant worden ist", sagt Fichtner. "Irgendwas ist
hier faul."
Tatsächlich ist einiges suspekt am plötzlichen Ende des Druckereibetriebes. Im April 2015 ging es los. Damals hieß die Phoenix Print Augsburg noch Himmer AG und stand schon einmal kurz vor der Insolvenz. Das zumindest sagte der damalige Geschäftsführer Fischer seinerzeit und präsentierte den 84 Beschäftigten auch gleich einen Ausweg: Eine Fusion mit der Würzburger Druckerei Stütz GmbH. Betriebsrat und Belegschaft wurden vor die Wahl gestellt: Entweder Fusion oder Insolvenz. Bedenkzeit: Eine Woche. "Das kam uns damals schon ein bisschen vor wie eine feindliche Übernahme", sagt einer der Kollegen von Phoenix Print. Da es keine Alternative gab, stimmten die Belegschaft und der Betriebsrat zu – die Himmer AG verschmolz mit der Würzburger Stürz GmbH und hieß fortan Phoenix Print. Alle Vermögenswerte gingen nach Würzburg.
"Und man hat natürlich auch gleich versucht, uns Einzelarbeitsverträge anzudrehen, die Gewerkschaft sollte komplett draußen bleiben", berichtet ein anderer Kollege. "Das haben wir aber nicht gemacht." "Gewerkschaftlich sind wir hier ziemlich gut aufgestellt", sagt Stephan Nerdinger, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, während er in der Druckerhalle sitzt. Bier und Weißwürste für die ganze Belegschaft gibt es zum Abschied, ein schaler Trost für die kommende Arbeitslosigkeit. Dennoch ist die Stimmung nicht nur schlecht, es werden Abschiedsfotos geschossen, man umarmt sich und stößt immer wieder an. "Wir kennen uns hier alle schon ewig, wir halten zusammen", sagt Nerdinger. So war es auch nach der Fusion. "Wir waren nicht begeistert, aber es gab eine gewisse Hoffnung." Doch keine vier Monate später, am 3. August, liefen bei Phoenix Print plötzlich die Maschinen nicht mehr, erzählt Nerdinger. "Dann wurde eine spontane Betriebsversammlung einberufen und verkündet, wir seien insolvent. Endgültig."
Tatsächlich ist einiges suspekt am plötzlichen Ende des Druckereibetriebes. Im April 2015 ging es los. Damals hieß die Phoenix Print Augsburg noch Himmer AG und stand schon einmal kurz vor der Insolvenz. Das zumindest sagte der damalige Geschäftsführer Fischer seinerzeit und präsentierte den 84 Beschäftigten auch gleich einen Ausweg: Eine Fusion mit der Würzburger Druckerei Stütz GmbH. Betriebsrat und Belegschaft wurden vor die Wahl gestellt: Entweder Fusion oder Insolvenz. Bedenkzeit: Eine Woche. "Das kam uns damals schon ein bisschen vor wie eine feindliche Übernahme", sagt einer der Kollegen von Phoenix Print. Da es keine Alternative gab, stimmten die Belegschaft und der Betriebsrat zu – die Himmer AG verschmolz mit der Würzburger Stürz GmbH und hieß fortan Phoenix Print. Alle Vermögenswerte gingen nach Würzburg.
"Und man hat natürlich auch gleich versucht, uns Einzelarbeitsverträge anzudrehen, die Gewerkschaft sollte komplett draußen bleiben", berichtet ein anderer Kollege. "Das haben wir aber nicht gemacht." "Gewerkschaftlich sind wir hier ziemlich gut aufgestellt", sagt Stephan Nerdinger, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, während er in der Druckerhalle sitzt. Bier und Weißwürste für die ganze Belegschaft gibt es zum Abschied, ein schaler Trost für die kommende Arbeitslosigkeit. Dennoch ist die Stimmung nicht nur schlecht, es werden Abschiedsfotos geschossen, man umarmt sich und stößt immer wieder an. "Wir kennen uns hier alle schon ewig, wir halten zusammen", sagt Nerdinger. So war es auch nach der Fusion. "Wir waren nicht begeistert, aber es gab eine gewisse Hoffnung." Doch keine vier Monate später, am 3. August, liefen bei Phoenix Print plötzlich die Maschinen nicht mehr, erzählt Nerdinger. "Dann wurde eine spontane Betriebsversammlung einberufen und verkündet, wir seien insolvent. Endgültig."
Die Begründung kam kurz darauf aus
dem Würzburg: Die Phoenix GmbH Augsburg schulde dem Partnerbetrieb
1,6 Millionen Euro.
Weil die nicht angekommen seien, könne man
die Lohngelder nicht nach Augsburg überweisen. "Die Frage, ob
das Absicht war, drängt sich meiner Meinung nach auf", sagt
Markus Fischer. Fischer war bis zur Insolvenz Geschäftsführer der
Phoenix GmbH Augsburg. Von den 1,6 Millionen wisse er nichts. "Ich
vermute, dass das mit dem Geld frei erfunden ist." Natürlich
sei er juristisch gegen die Würzburger vorgegangen. "Aber
klären wird das ein Zivilgericht. Das kann Jahre dauern." Nicht
nur Fischer vertritt diese These: Würzburg habe nur mit Himmer
fusioniert, um an die Kundendaten der Augsburger zu kommen. Sobald
diese angekommen seien, habe man sich in Würzburg einen 1,6
Millionen schweren Vorwand ausgedacht, um fortan alleine
weiterzuarbeiten. Mit der Augsburger Kundendatei.
"Und dann ist
noch der Hof bei uns eingebrochen", sagt Nerdinger. "Das
war wirklich wie Kino." Gemeint ist Ronald Hof, den
Geschäftsführer des Würzburger Betriebes. Der stand ein paar
Wochen nach der Insolvenz plötzlich in Augsburg und verlangte
Einlass in den Serverraum von Phoenix. Es war niemand da, der ihm
einen Schlüssel hätte geben können. Hof versuchte kurzerhand, die
Tür aufzubrechen. Die Belegschaft rief die Polizei, der Raum blieb
zu. "Wir wissen nicht, was der hier wollte", sagt
Nerdinger. Ronald Hof ist kein Geschäftsführer mehr. Denn
inzwischen hat auch Würzburg Insolvenz angemeldet. "Die haben
sich überschätzt, hatten gar nicht die Kapazitäten, um unsere
Aufträge mitzubearbeiten", munkelt man in der Augsburger
Filiale. Zuvor gab es jedenfalls noch die Ankündigung von
Geschäftsführer Fischer, man habe einen Investor in Aussicht. Mit
dem könne die Augsburger Firma vielleicht bald wieder ihre Tore
öffnen. Das schürt Hoffnung, führt aber – in den Augen so
mancher Phoenix-Mitarbeiter – noch einen weiteren Verdächtigen ins
Feld: "Es kann sein, dass Fischer eingeweiht und an der
Insolvenzplanung beteiligt war", mutmaßt ein Augsburger
Kollege. "Damit wir in ein paar Monaten mit einem neuen
Investor wieder eingestellt werden – zu schlechteren Bedingungen."
Und
täglich grüßt das Murmeltier?
Mit Material aus: Ver.di druck+Papier (Ausgabe: November 2015)