Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weihnachten 2015 - was kann man heuer wünschen?


Ein bitteres Jahr liegt hinter uns, und es fällt schwer an dieser Stelle die richtigen Worte zu finden. Froh wird dieses Weihnachten für viele nicht werden. Wahrscheinlich sollten wir versuchen jetzt einfach nach vorn zu blicken, in der Hoffnung, dass es auch irgendwann wieder bergauf gehen muss.

Lasst uns die freie Zeit dazu nutzen, um im Kreis der Familie und Freunde wieder zu Kräften zu kommen, abzuschalten und uns auf das Kommende zu konzentrieren. Mit den Fakten, die in den vergangenen Tagen geschaffen wurden, werden wir leben müssen. Besser wir versuchen die Zukunft  zu gestalten, als nach hinten zu blicken auf das was war und damit nicht vom Fleck zu kommen.
Die nächste Zeit wird uns einiges an Zuversicht abverlangen. Aber wenn Kollegen und Freunde zusammen stehen, können wir viel Positives schaffen.

Unsere Gedanken sind vor allem auch bei den Kollegen, die im nächsten Jahr nicht mehr bei uns sein werden. Wir wünschen euch alles erdenklich Gute und die Kraft dem Ungewissen mit Optimismus zu begegnen.

Die nächsten Tage sollten wir einfach nur für uns und unsere Lieben nutzen und uns auf das konzentrieren, was wesentlich ist und uns Kraft gibt.

Und dann gehen wir das nächste Jahr an und zeigen ihm, dass es auch besser geht als 2015.

In diesem Sinn, Kollegen, wünschen wir euch ein möglichst gutes und schönes Weihnachtsfest.

Dienstag, 22. Dezember 2015

Personalabbau in der Verwaltung: 48 Betroffene erhalten Transfer-Angebot


Vor über einem Jahr begann das Ringen um die Arbeitsplätze mit WELTBILD-Übernehmer Walter Droege. Im November 2014 verlangte die Geschäftsführung den Abbau von rund 200 Stellen allein im Verwaltungsbereich. Heute präsentierte BR-Vorsitzender Peter Fitz das Ergebnis der sehr harten Verhandlungen auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung: 48 KollegInnen der Verwaltung verlieren ihren Arbeitsplatz. Für die Betroffenen hat der Betriebsrat eine Transfergesellschaft und einen Sozialplan ausgehandelt. 

Bangen bis kurz vor Schluss

Die Finanzierung des Pakets war bis eine halbe Stunde vor der Versammlung noch unsicher, berichtete ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. "In einem gemeinsamen Kraftakt haben Betriebsrat und Gewerkschaft auf den letzten Metern doch noch ein Ergebnis erzielt, das vor einigen Monaten kaum noch erreichbar schien", zeigte sich Boßmann offensichtlich erleichtert. Als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender dankte er in diesem Zusammenhang auch der Geschäftsführung: "Am Ende haben wir konstruktiv zusammengearbeitet und uns gemeinsam für diese Lösung eingesetzt."

Die betroffenen KollegInnen werden von der Personalabteilung informiert. Bereits heute Nachmittag finden die ersten Profilings der Transfergesellschaft GeDiS statt, die wie schon in der ersten Insolvenz die WELTBILD-MitarbeiterInnen betreut. Für Fragen der KollegInnen bleibt das BR-Büro auch zwischen den Jahren geöffnet.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Fortführung der Logistik bis Ende 2016 gesichert, aber drastischer Personalabbau


Nach monatelangem Ringen ist es dem Betriebsrat gelungen, die Fortführung der Logistik bis Ende 2016 zu sichern. Das war die gute Nachricht, die Vorsitzender Peter Fitz auf der heutigen Betriebsversammlung überbrachte. Allerdings wird das Personal drastisch reduziert: von jetzt rund 450 MitarbeiterInnen auf 210. Für die 240 ausscheidenden KollegInnen hat der BR eine Transfermaßnahme über 9 Monate mit 80% des bisherigen Entgelts ausgehandelt.

"Bis heute morgen hat die Finanzierung der Transfergesellschaft gewackelt", erklärte Peter Fitz. Aufgrund der Insolvenz des Augsburger Logistikbetriebs, die von der ALSO Holding im Sommer herbeigeführt worden war, war eine längere Transfermaßnahme nicht finanzierbar. Außerdem hat das Insolvenzrecht zur Folge, dass die Abfindungsansprüche der betroffenen MitarbeiterInnen in der Insolvenztabelle landen. Wenn überhaupt, gibt es dieses Geld erst Jahre später.

Insolvenz – ein Kurzschluss mit schlimmen Folgen

"Die Insolvenzanmeldung im Sommer war eine Kurzschlussreaktion des ALSO-Managements", erklärte ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. "In der Folge ist massenhaft Geld verbrannt worden und der Geschäftsbetrieb von WELTBILD wurde leichtfertig gefährdet." Der Betriebsrat hatte bis zuletzt versucht, eine längere Transfermaßnahme und Abfindungen für die betroffenen KollegInnen herauszuhandeln. Aber die ALSO Mobility, der die Grundstücke der Logistik gehören, war trotz einer entsprechenden Haftungsvereinbarung nicht bereit, mehr als 2 Millionen Euro für die betroffenen KollegInnen zur Verfügung zu stellen. Gerichtlich einklagbar wären die Ansprüchen nur durch jedeN einzelneN BetroffeneN. Solche Prozesse dauern unter Umständen Jahre, darauf habe die ALSO bewusst gesetzt. "Darum zahlen wieder mal die die Rechnung, die überhaupt keine Schuld an dem Desaster tragen. Das macht mich traurig und wütend.", erklärte Boßmann.

Logistik soll wieder Wettbewerbsvorteil werden

Froh sind Boßmann und Fitz darüber, dass es dem Betriebsrat im Schulterschluss mit der Gewerkschaft ver.di gelungen ist, die geplante Stilllegung der Logistik abzuwenden. "Wir konnten die Geschäftsführung von WELTBILD überzeugen, dass eine eigene Logistik vor Ort ein Wettbewerbsvorteil ist", erläutert Boßmann die Strategie der Interessenvertretung. Die Fortführung ist zunächst bis zum 31.12.2016 gesichert. "Im ersten Quartal 2016 werden wir mit der Geschäftsführung darüber verhandeln, wie die Logistik dauerhaft am Standort bleiben kann", kündigt Fitz an. Der Betriebsratsvorsitzende sieht gute Chancen, z. B. über die Kündigung von Mietverträgen eine neue Kostenstruktur herzustellen, welche die Logistik in Augsburg wieder hochattraktiv macht.

Wenn das gelingt, können die Transfermaßnahmen für die jetzt Entlassenen verlängert werden. Falls die dauerhafte Fortführung doch noch scheitern sollte, stehen Mittel zur Verfügung, mit denen eine weitere 9-monatige Transfergesellschaft für die jetzt Verbliebenen finanziert werde. "Das ist einer der wichtigsten Punkte in dem Interessenausgleich, den wir abgeschlossen haben", betont Fitz. "Wir haben die gesamte Belegschaft der ALSO jetzt bestmöglich abgesichert." 

Verhandlungen über die Verwaltung laufen noch  

Eine ebenfalls für heute angekündigte Betriebsversammlung für die WELTBILD-Verwaltung fiel aus. "Auch über den geplanten Personalabbau in der Verwaltung haben wir in den letzten Wochen nochmals intensiv verhandelt", erklärt Fitz. Man sei am Ende auch zu akzeptablen Lösungen gekommen. "Bevor wir etwas unterschreiben können, muss aber auch hier die Finanzierung verbindlich stehen. Alles andere wäre leichtfertig." Sobald die Mittel gesichert seien, werde als erstes die Belegschaft informiert.

Freitag, 4. Dezember 2015

Logistik-Arbeiter bei Amazon: Solidarität über Ländergrenzen hinweg


Was passiert, wenn ein Amazon-Logistikzentrum in Deutschland bestreikt wird? Dann versucht Amazon die Auslieferung der Pakete über Polen laufen zu lassen. Die Arbeitsbedingungen in Polen sind noch schlechter als hier in Deutschland. Jetzt haben sich Gewerkschafter aus Deutschland und Polen zusammengetan, um dem entgegenzuwirken.

Die Polen wollen sich bei Streiks mit den deutschen Logistik-Kollegen solidarisieren und gleichzeitig von deren Erfahrungen im Arbeitskampf bei Amazon profitieren, um die eigenen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ein richtungsweisendes Vorhaben, insbesondere weil Großkonzerne wie Amazon über Ländergrenzen hinweg operieren. Da ist es nur konsequent, dass auch die Beschäftigten in den verschiedenen Ländern zusammenarbeiten und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Das zeigt ein kurzer Filmbeitrag auf labournet.tv



Zum Anschauen einfach auf folgenden Link klicken:



Dienstag, 1. Dezember 2015

Steht ein Umzug von Weltbild bevor?


Seit einiger Zeit machen Gerüchte über einen möglichen Umzug der Weltbild Verwaltung die Runde. Kann es sein, dass das Unternehmen seinen Firmensitz verlegt? Vieles deutet darauf hin: Immer wieder fällt der Name eines Gebäudes in Gersthofen. Aber auch andere potenzielle Standorte im Raum Augsburg scheinen in Erwägung gezogen zu werden. Offiziell ist noch nichts bekannt. 

Was macht einen Umzug wahrscheinlich? 


Dreh- und Angelpunkt der Gerüchte ist die Beendigung von Mietverträgen für Teile der Logistik. Denn im Falle einer Abwicklung der Logistik, müsste Weltbild das alte Verwaltungsgebäude in der Steinernen Furt räumen, das mit den Hallen der Logistik verbunden ist. In der aktuellen Situation scheint dieses Szenario wahrscheinlich. Weltbild müsste sich zwangsläufig nach einem neuen Firmensitz umschauen. Die Verteilung der Belegschaft auf mehrere Gebäude, die nach der Insolvenz stattgefunden hat, ist auf Dauer auch kein wünschenswerter Zustand.

Wohin geht die Weltbild-Reise? 


Das fragen sich die Beschäftigten derzeit ganz konkret und auch im übertragenen Sinn. Wo es räumlich hingeht ist offen. Und wohin sich das Unternehmen wirtschaftlich entwickelt ist genauso offen. Denn wer liefert in Zukunft die Pakete aus, wenn die Logistik in Augsburg tatsächlich geschlossen werden sollte? Auch diese Frage bleibt bislang unbeantwortet.

So besinnlich wird der Jahresausklang ... 


Die Beschäftigten bei Weltbild wünschen sich zu Weihnachten vermutlich nichts sehnlicher, als dass die Firma endlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Doch selbst wenn die schmerzhafte Welle der angekündigten Entlassungen bis zum Jahresende über sie hinweggegangen ist, werden die Zeiten nicht einfacher werden. Die Abteilungen müssen mit weniger Mitarbeitern und einer hohen Arbeitsverdichtung rechnen. Was passiert mit den KollegInnen und Kollegen der Logistik? Und wo wird sich Weltbild künftig ansiedeln? Es scheint, als würde das nächste Jahr für Weltbild ähnlich turbulent beginnen wie das alte Jahr endet.


Sonntag, 29. November 2015

Die seltsame Insolvenz der Druckerei Himmer / Phoenix Print


Und täglich grüßt das Murmeltier  - aus Augsburg Lechhausen: Zwei bayerische Druckereibetriebe fusionieren, kurz darauf muss die Augsburger Betriebsstätte Insolvenz anmelden. Ein Geschäftsführer bricht eine Tür auf und auch sonst ist alles reichlich mysteriös bei der Phoenix Print.

Rainer Fichtner, Betriebsratsvorsitzender bei Phoenix Print Augsburg, glaubt, diese Insolvenz sei bewusst herbeigeführt worden.
 Mittwoch, der 30. September 2015. Rainer Fichtner steht vor dem Gebäude der Phoenix Print GmbH in Augsburg und raucht. Alle paar Minuten kommen Kollegen, schütteln ihm die Hand, die Stimmung ist gedrückt. Morgen wird die Phoenix Print ihre Tore schließen, möglicherweise für immer. Der Grund: Insolvenz. "Wir haben die Vermutung, dass das alles von langer Hand geplant worden ist", sagt Fichtner. "Irgendwas ist hier faul."


 Tatsächlich ist einiges suspekt am plötzlichen Ende des Druckereibetriebes. Im April 2015 ging es los. Damals hieß die Phoenix Print Augsburg noch Himmer AG und stand schon einmal kurz vor der Insolvenz. Das zumindest sagte der damalige Geschäftsführer Fischer seinerzeit und präsentierte den 84 Beschäftigten auch gleich einen Ausweg: Eine Fusion mit der Würzburger Druckerei Stütz GmbH. Betriebsrat und Belegschaft wurden vor die Wahl gestellt: Entweder Fusion oder Insolvenz. Bedenkzeit: Eine Woche. "Das kam uns damals schon ein bisschen vor wie eine feindliche Übernahme", sagt einer der Kollegen von Phoenix Print. Da es keine Alternative gab, stimmten die Belegschaft und der Betriebsrat zu – die Himmer AG  verschmolz mit der Würzburger Stürz GmbH und hieß fortan Phoenix Print. Alle Vermögenswerte gingen nach Würzburg.


 "Und man hat natürlich auch gleich versucht, uns Einzelarbeitsverträge anzudrehen, die Gewerkschaft sollte komplett draußen bleiben", berichtet ein anderer Kollege. "Das haben wir aber nicht gemacht." "Gewerkschaftlich sind wir hier ziemlich gut aufgestellt", sagt Stephan Nerdinger, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, während er in der Druckerhalle sitzt. Bier und Weißwürste für die ganze Belegschaft gibt es zum Abschied, ein schaler Trost für die kommende Arbeitslosigkeit. Dennoch ist die Stimmung nicht nur schlecht, es werden Abschiedsfotos geschossen, man umarmt sich und stößt immer wieder an. "Wir kennen uns hier alle schon ewig, wir halten zusammen", sagt Nerdinger. So war es auch nach der Fusion. "Wir waren nicht begeistert, aber es gab eine gewisse Hoffnung." Doch keine vier Monate später, am 3. August, liefen bei Phoenix Print plötzlich die Maschinen nicht mehr, erzählt Nerdinger. "Dann wurde eine spontane Betriebsversammlung einberufen und verkündet, wir seien insolvent. Endgültig." 
Die Begründung kam kurz darauf aus dem Würzburg: Die Phoenix GmbH Augsburg schulde dem Partnerbetrieb 1,6 Millionen Euro. 
 Weil die nicht angekommen seien, könne man die Lohngelder nicht nach Augsburg überweisen. "Die Frage, ob das Absicht war, drängt sich meiner Meinung nach auf", sagt Markus Fischer. Fischer war bis zur Insolvenz Geschäftsführer der Phoenix GmbH Augsburg. Von den 1,6 Millionen wisse er nichts. "Ich vermute, dass das mit dem Geld frei erfunden ist." Natürlich sei er juristisch gegen die Würzburger vorgegangen. "Aber klären wird das ein Zivilgericht. Das kann Jahre dauern." Nicht nur Fischer vertritt diese These: Würzburg habe nur mit Himmer fusioniert, um an die Kundendaten der Augsburger zu kommen. Sobald diese angekommen seien, habe man sich in Würzburg einen 1,6 Millionen schweren Vorwand ausgedacht, um fortan alleine weiterzuarbeiten. Mit der Augsburger Kundendatei. 
 "Und dann ist noch der Hof bei uns eingebrochen", sagt Nerdinger. "Das war wirklich wie Kino." Gemeint ist Ronald Hof, den Geschäftsführer des Würzburger Betriebes. Der stand ein paar Wochen nach der Insolvenz plötzlich in Augsburg und verlangte Einlass in den Serverraum von Phoenix. Es war niemand da, der ihm einen Schlüssel hätte geben können. Hof versuchte kurzerhand, die Tür aufzubrechen. Die Belegschaft rief die Polizei, der Raum blieb zu. "Wir wissen nicht, was der hier wollte", sagt Nerdinger. Ronald Hof ist kein Geschäftsführer mehr. Denn inzwischen hat auch Würzburg Insolvenz angemeldet. "Die haben sich überschätzt, hatten gar nicht die Kapazitäten, um unsere Aufträge mitzubearbeiten", munkelt man in der Augsburger Filiale. Zuvor gab es jedenfalls noch die Ankündigung von Geschäftsführer Fischer, man habe einen Investor in Aussicht. Mit dem könne die Augsburger Firma vielleicht bald wieder ihre Tore öffnen. Das schürt Hoffnung, führt aber – in den Augen so mancher Phoenix-Mitarbeiter – noch einen weiteren Verdächtigen ins Feld: "Es kann sein, dass Fischer eingeweiht und an der Insolvenzplanung beteiligt war", mutmaßt ein Augsburger Kollege. "Damit wir in ein paar Monaten mit einem neuen Investor wieder eingestellt werden – zu schlechteren Bedingungen."
Und täglich grüßt das Murmeltier?

 Mit Material aus: Ver.di druck+Papier (Ausgabe: November 2015)

Mittwoch, 25. November 2015

Arbeitskampf in der Logistik Branche


Welches Konfliktpotenzial die Arbeitsbedingungen im Logistik-Sektor mit sich bringen, zeigt eindruckvoll eine Dokumentation auf der Internet-Plattform labournet.tv. Nicht allzu weit von hier, in Norditalien, kämpfen die Menschen gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse.

Labournet.tv


In der Dokumentation "Die Angst wegschmeißen" erzählen ArbeiterInnen und Gewerkschafter ihre persönliche Sichtweise des Protestes. Die Bilder der Streiks und Demonstrationen zeigen deutlich, mit welchem Einsatz und welcher Entschlossenheit sich die Arbeiter und Arbeiterinnen in Mailand, Bologna u.a. Städten für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Ein heftiger Arbeitskampf gegen prekäre Jobs, die in der Logistikbranche an der Tagesordnung sind.



(Wenn der Film startet, am unteren rechten Rand auf das Icon "cc" drücken und "deutsch" anwählen. Dann sieht man den Film mit deutschen Untertiteln.)

Besonders imponierend daran ist – auch der Titel der Doku "Die Angst wegschmeißen" sagt es bereits aus – wie beherzt die Beschäftigten sich zur Wehr setzen, wenn es ihnen erst einmal gelungen ist, die Angst zu überwinden und selbstbewusst für ihre eigenen Interessen einzutreten. Anschauen lohnt sich!


Montag, 23. November 2015

Zahlen lügen nicht und positive Formulierungen nehmen der Wahrheit die unschönen Spitzen


In Unternehmen hat sich heutzutage eine pseudo-objektive Controlling- und Statistik-Kaste etabliert, die der Führung alles schön oder schlecht rechnet, so dass es ins aktuelle Konzept passt. Und da man schon vorher weiß, wie das Ergebnis auszusehen hat, kann eine entsprechende Erhebungsgrundlage festgelegt und ein scheinbar hieb- und stichfestes Zahlenwerk generiert werden, um noch so sinnfreie oder unfaifre Maßnahmen zu rechtfertigen.
Für Außenstehende ist dieses Konstrukt absolut nachvollziehbar und logisch stringent, da unschöne Wahrheiten und Zusammenhänge ausgespart bleiben, geht aber am Kern des Problems haarscharf tangential vorbei.

Theoretisch hätte Droege  die Logistik somit auch wegen fehlender 3,50 Euro in der Portokasse in die Insolvenz schicken können, anstatt der 250.000 Euro, die ALSO bequem aus selbiger hätte zuschießen können. Was zählt ist allein das, was unterm Strich steht, nicht die Realität oder was unter einem weiter gefassten Blickwinkel  zwingend wäre. Man zäumt das Pferd von hinten auf, um ihm mit einer konstruierten Notwendigkeit den Gnadenschuss zu geben.

Parallel dazu werden geplante Maßnahmen über eine euphemistische Nomenklatura in ihrer Härte bis zur schieren Bedeutungslosigkeit verharmlost: "Durch eine Verschlankung der Prozesse lässt sich die Kostenstruktur des Unternehmensbereichs den wirtschaftlichen Erfordernissen des freien Marktes anpassen" hört sich doch viel positiver an als "wir feuern die halbe Abteilung um die Erwartungen unserer Investoren befriedigen zu können". Oder man kann diejenigen, die zukünftig Ex-Kollegen sein werden auch einfach als "Delta" bezeichnen. Das hört sich doch positiv an, wie eine idyllische Flussmündung oder ein Buchstabe des Alphabets eines Landes, in dem man schon einen schönen Urlaub verbracht hat. In der Mathematik steht "Delta" schlicht für eine Differenz, und macht die Zahl der geplanten Kündigungen angenehm abstrakt.

Es geht bei Weltbild und ALSO nicht wirklich darum, mit begrenzten Mitteln unter "schmerzlichen Opfern" Betriebe zu retten, denn der, der hinter allem steht, hat mehr Geld, als er jemals wird ausgeben können - er will nur nicht!

Am Ende kann man mit weichgespülten Phrasen und tendenziellen Zahlenwerken alle Maßnahmen erklären und legitimieren, hat fixe Kosten reduziert und das Unternehmen läuft jetzt "effektiver" als zuvor. Aber das, was an sozialer Härte dahintersteckt, geht in der Wolke aus heißer Luft großteils unter. Auf der Strecke bleiben Menschen, die zwar gute Arbeit geleistet haben, aber einfach zu teuer waren. Die Qualität spielt dabei keine Rolle, die lässt sich ja auch ganz schwer in Zahlen fassen!

Der feuchte Traum jedes Unternehmers ist doch, dass die Beschäftigten wieder in Ketten gelegt werden und bei der Arbeit Ghospels singen. "Nein, an der Sklaverei war wirklich nicht alles schlecht!" 

Aber auch der arme Unternehmer ist nicht wirklich Herr seiner Handelns. Der freie Markt treibt ihn vor sich her und zwingt ihn zu immer neuen Höchstleistungen. Was zählt ist stetes Wachstum, nicht dass man nur denselben schnöden Gewinn erwirtschaftet wie im vorigen Jahr. Gewinn ohne Wachstum ist nicht die Tasche wert, in die er gesteckt wird. Ein bisschen mehr geht doch immer, oder?!
Aber es gibt irgendwann nicht mehr genug Konsumenten, die den ganzen Schrott der Mehrproduktion oder des erweiterten Angebots kaufen könnten. Zumal viele davon einer "Optimierung der Kostenstruktur" zum Opfer gefallen sind und gar nicht mehr über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, um in systemrelevantem Umfang konsumieren zu können. Wer hier die Sackgasse nicht erkennt, will das wohl auch gar nicht.

Und so bleibt denen, die in der kapitalistischen Nahrungskette ganz unten stehen, eigentlich nur solidarisch zusammen zu halten. Wenn sich in der Krise ein Szenario "jeder gegen jeden" entwickelt, habe diejenigen, die diese Situation herbeigeführt haben, bereits gewonnen......denn die Zahlen und Erklärungsworthülsen stehen längst auf ihrer Seite.


Montag, 9. November 2015

Arbeitgeber lässt Einigungsstelle scheitern und brüskiert die Beschäftigten


Am Samstag ist die Einigungsstelle über weitere Massenentlassungen bei WELTBILD endgültig gescheitert. Die Geschäftsführung war nicht bereit, weiter mit dem Betriebsrat zu verhandeln. 

Wie wenig Wert der Arbeitgeber auf die Belange der Beschäftigten legt, zeigte er auch durch die Besetzung der Einigungsstelle: Kein Geschäftsführer hielt es für nötig zu kommen. Stattdessen schickte Sikko Böhm den E-Commerce-Leiter als Vertretung. Gegen dessen Einstellung klagt der BR immer noch vor dem Arbeitsgericht, weil er sie für widerrechtlich hält. Was der Arbeitgeber durch diese unnötige Brüskierung der Beschäftigten und ihrer Vertretung zu erreichen hofft, verstehen wir nicht.

Was bedeutet das für die Beschäftigten?

Mit dem endgültigen Scheitern der Einigungsstelle ist der Weg frei für weitere Massenentlassungen im Verwaltungsbereich. Nachdem Walter Droege das bereits fertig ausgehandelte Freiwilligen-Programm persönlich verhindert hatte, gibt es derzeit keinen Sozialplan für die Betroffenen. Der Betriebsrat geht davon aus, dass rund 60 Kündigungen (50 Vollzeitstellen) noch in diesem Jahr ausgesprochen werden. Nach unserem Tarifvertrag beträgt die Kündigungsfrist für betriebsbedingte Entlassungen einheitlich 6 Monate zum Quartalsende. Das heißt: Wer seine Kündigung in 2015 erhält, muss das Unternehmen am 30. Juni 2016 verlassen. Der Betriebsrat wird die Zeit nutzen, um einen Sozialplan vor einer weiteren Einigungsstelle durchzusetzen.

Warum wird gekündigt?

Es gibt bis heute kein schlüssiges Konzept, wie es bei WELTBILD weiter geht. Die Geschäftsführung war über Monate nicht in der Lage darzulegen, wie die Arbeit nach den Entlassungen zu bewältigen sein soll. Die neuerlichen Entlassungen dienen auch nicht der Rettung von WELTBILD vor einer neuerlichen Insolvenz. Nach eigenen Aussagen steht WELTBILD anderthalb Jahre nach der Pleite wirtschaftlich gut da, Ende des Geschäftsjahres sollen trotz Verlustübernahme von ALSO wieder kleine Gewinne eingefahren werden. Die Entlassungen dienen damit allein der Profitmaximierung des Investors Walter Droege. Außerdem nutzt die Geschäftsführung die Entlassungen, um verdiente WELTBILD-KollegInnen billig loszuwerden und durch andere Arbeitskräfte mit geringerem Lohn zu ersetzen.

Gibt es wieder einen Sozialplan wie 2014?

Als Walter Droege das Freiwilligen-Programm gekippt hat, nannte er die Kosten des hinterlegten Sozialplans als Grund. Darum ist nicht davon auszugehen, dass der Arbeitgeber die Gekündigten analog des Tarifsozialplans von 2014 entschädigen will. Die Vereinbarung, die dazu in der Überleitungsvereinbarung getroffen worden war, soll unterlaufen werden. Wenn die Verhandlungen dazu starten, werden die Kassen plötzlich wieder gähnend leer sein, und Walter Droege wird versuchen, sich mit dem Hinweis auf die schwierige wirtschaftliche Situation um angemessene Abfindungen zu drücken. Stattdessen wird er eine Transfergesellschaft anbieten, die sich die Betroffenen durch Verzicht auf ihre Kündigungsfrist selbst finanzieren sollen.

Ein IDW S6-Gutachten, das dem Wirtschaftsausschuss Klarheit über die tatsächliche wirtschaftliche Situation des Unternehmens bringen könnte, verweigert die Geschäftsführung seit Monaten. Der Betriebsrat leitet jetzt rechtliche Schritte ein, um des Papiers habhaft zu werden. Dann wird man sehen, welche Spielräume WELTBILD tatsächlich hat, um die Opfer der Profitgier wenigstens angemessen zu entschädigen.

Wie weiter bei ALSO?

Das Scheitern der WELTBILD-Einigungsstelle hat keinerlei Einfluss auf den Fortgang im Logistik-Bereich. Der Betriebsrat erwartet, dass der Arbeitgeber die von ihm abgebrochenen Verhandlungen über eine Fortführung der Logistik wieder aufnimmt. Der Arbeitgeber braucht auf jeden Fall einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat, bevor Kündigungen in der ALSO ausgesprochen werden können.

Freitag, 6. November 2015

Lügen und Verdrehungen – Arbeitgeber sucht Sündenbock


Gestern hat die Augsburger Allgemeine ein Interview mit den WELTBILD-Geschäftsführern Sikko Böhm und Patrick Hofmann veröffentlicht. Vergangene Woche ließ der Insolvenzverwalter der ALSO-Logistics, Frank Kebekus, ein Rundschreiben im Betrieb aushängen. Beide Veröffentlichungen enthalten falsche Aussagen und wahrheitswidrige Verdrehungen. Sie dienen allein dazu, den Betriebsrat zu diffamieren und die Belegschaft zu spalten.

1. Der Arbeitgeber behauptet, dass seit 12 Monaten intensive Gespräch mit dem BR geführt würden. Wahr ist, dass die Beratungen bereits Anfang März vom Arbeitgeber abgebrochen wurden und einseitig der Weg über die Einigungsstelle gewählt wurde.

2. Als diese Einigungsstelle Ende Juli vor dem Abschluss stand, schickte Walter Droege die Logistik in die Insolvenz und kassierte das bereits fertig ausgehandelte Freiwilligen-Programm bei WELTBILD.

3. Seither gibt es keine konstruktiven Gespräche mehr: Der Arbeitgeber bedroht die Belegschaft und stellt unannehmbare Forderungen an den Betriebsrat. Mit der Insolvenz bei ALSO sollten Massenentlassungen ohne Sozialplan und Armutslöhne für die verbleibenden Beschäftigten durchgesetzt werden. Bei WELTBILD sollen weiterhin rund 60 KollegInnen gefeuert werden, ebenfalls ohne Sozialplan, weil aufgrund der Verlustübernahme von ALSO das Geld dafür fehlt.

4. Zu keinem Zeitpunkt seit der erneuten Insolvenz hat es einen durchfinanzierten Sozialplan für die ALSO-Belegschaft gegeben. Alle Angebote blieben vage und beruhten auf Telefongesprächen, deren Inhalt der Betriebsrat nur vom Hörensagen kannte.

5. Die Grundstücksgesellschaft ALSO-Mobility, die für einen Sozialplan haften müsste, verweigert das und versucht sich billig aus ihren vertraglichen Verpflichtungen herauszukaufen. Die Massenentlassungen sollen fast ausschließlich über öffentliche Gelder und die Reste des Kirchgeldes von 2014 finanziert werden. Damit bleibt für die von Entlassung bedrohten KollegInnen bei WELTBILD nichts mehr übrig.

6. Sobald der Arbeitgeber eine Finanzierung auf die Beine gestellt hat, können neue Verhandlungen über einen Sozialplan aufgenommen werden. Wenn Walter Droege die Beschäftigten ohne Abfindungen und Transfergesellschaft in die Arbeitslosigkeit schickt, dann tut er das, weil er das genau so will. Zu behaupten, ein Sozialplan scheitere am fehlenden Verhandlungswillen des BR, ist schlicht absurd.

7. Der Betriebsrat hat die Verhandlungen weder „blockiert“ noch sein „Blatt überreizt“. Er hat aber seine Aufgaben ernst genommen und die Interessen der Beschäftigten entsprechend der gültigen Gesetze konsequent vertreten. Auf der anderen Seite hat der Arbeitgeber immer wieder gegen grundlegende Pflichten aus dem Betriebsverfassungsgesetz verstoßen. Ebenso hat er fast alle Verträge gebrochen, die für den Betriebsübergang 2014 ausgehandelt und unterschrieben wurden.

8. Für WELTBILD gibt es bis heute kein schlüssiges Konzept, wie das Unternehmen am Markt dauerhaft erfolgreich sein könnte. Letzte Woche hat der letzte Marketing-Chef mit Buchhandels-Expertise das Unternehmen verlassen. Weitere Leistungsträger der Führungsebene haben ihren Weggang angekündigt. In den Abteilungen herrscht Chaos, MitarbeiterInnen sind zum Teil wochenlang mit Burnout krank geschrieben. Die Arbeit bleibt stapelweise liegen, weil in allen Bereichen KollegInnen fehlen. Trotzdem sollen weitere 60 rausgeschmissen werden. WELTBILD geht jeden Tag wertvolles Wissen verloren, und wir büßen Kompetenz und Attraktivität bei unseren KundInnen ein.

9. Zum Schluss noch eine Klarstellung zu den Aussagen Patrick Hofmanns über das LesensArt-Desaster. Der Augsburger Betriebsrat und sein Berater haben von Anfang an das Konzept als Luftnummer abgelehnt und sich vehement gegen den Verkauf an Wenk & Co ausgesprochen. Leider lag es nicht in der Macht des Augsburger Gremiums die Notschlachtung der Filialen zu verhindern. Der Arbeitgeber hat den zuständigen Gesamtbetriebsrat von WeltbildPlus über den Tisch gezogen und den Verkauf an Wenk durchgesetzt. Auf die Erfüllung der in diesem Zusammenhang verhandelten Interessenausgleiche wartet der GBR unseres Wissens bis heute. Das Ergebnis der undurchsichtigen Transaktion ist bekannt und wurde genau so vom Augsburger Betriebsrat öffentlich vorhergesagt.  

Mit den Lügengeschichten über den Betriebsrat erreicht die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze und -bedingungen bei WELTBILD einen neuen, unrühmlichen Höhepunkt. Der Arbeitgeber behindert die Betriebsratsarbeit und sucht einen Sündenbock. Weil den verbliebenen MitarbeiterInnen bei WELTBILD und ALSO immer klarer wird, dass die Kaputtspar-Strategie gerade final scheitert, soll dafür öffentlich der Betriebsrat verantwortlich gemacht werden. Das ist armselig.

Donnerstag, 5. November 2015

Kurzvorstellung: Info-Blog der Weltbild- und Jokers-Filialen

 

"Was ist in den Filialen los?" 


Das fragt Ihr unsere Redaktion zu Recht regelmäßig in den Kommentaren zu unseren Artikeln. Leider erhalten wir aus den Filialen unter der Zeit sehr wenig Informationen, da die Kollegen alle Hände voll zu tun haben, unsere nach wie vor treuen Weltbild und Jokers Kunden bei der Stange zu halten. Aber auch, weil Ihr auf weiter Flur verstreut in Euren Filialen nur schwierig Kontakt zu anderen Filialkollegen bekommt und eine gemeinsame Stimmungslage so schwer ermittelbar ist. 

Blog von Filialkollegen für Filialkollegen:


Nun haben sich Kollegen aus dem Gesamtbetriebsrat Euer Informationsbedürfnis zu Herzen genommen: Bisher noch in grossen Teilen unbemerkt haben Filialkollegen die Feder zur Hand genommen und speziell für Euch in den Filialen eine Anlaufstelle geschaffen für Infos zu aktuellen Aufregern und Informationen Eurer Betriebsräte zu alltäglichen Fragen zum Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit: 

https://deranderegbr.wordpress.com/
 

Der blog wird bislang noch offenbar wenig von Kollegen aus den Filialen genutzt, um dort Fragen zu stellen und Kommentare zu veröffentlichen. Die Redaktion des Filial-blogs sagt dazu selbst: "Die Kommunikation in unserem Unternehmen ist nach wie vor verbesserungswürdig. [...] Wir möchten aber alle Kolleginnen und Kollegen in den Filialen mehr daran teilhaben lassen, woran der GBR gerade arbeitet. Und bitten Euch um eure Meinung dazu." Helft den Bloggern also mit Eurem Feedback und stärkt damit nicht zuletzt in Eurem Interesse das Zusammengehörigkeitsgefühl! 

Die Weltbild ver.di blog Redaktion wünscht den neuen Bloggern alles Gute! Danke für Euer Engagement! 


Dienstag, 3. November 2015

Madsack und ver.di - ein starkes Team im Kampf




Was ist Madsack?


Am 01. März 1893 gründete August Madsack die Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co.KG in Hannover.
Das Kerngeschäft der Madsack Mediengruppe bilden regionale Tageszeitungen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Hessen und Sachsen-Anhalt.
Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen vielseitig in weiteren Mediengattungen, wie beispielsweise im Hörfunk, bei TV-Produktionen oder in Anzeigenblättern.
Aber auch in Dienstleistungssektoren, wie etwa der Post, in der Logistik oder in Kundendiensten findet sich die Mediengruppe wieder.
Laut der Fachzeitschrift Media Perspektiven ist Madsack das viertgrößte Verlagshaus in Deutschland. (Media Perspektiven, Nr. 05/2014, S. 259)

Trotz guter wirtschaftlicher Lage stehen die Zeichen auf Sturm.

Zeiten im Umbruch


Am 02. Oktober 2013 kündigte die Führung der Madsack Mediengruppe einen Umbau des Konzerns an, welcher in der Agenda Madsack 2018 zusammengefasst wurde.
Die Gewerkschaft ver.di und der Madsacker Betriebsrat sehen in dieser Agenda aber nur eines: gravierende Nachteile für die Beschäftigten als Folge von altbekannten, unvorteilhaften Sparmaßnahmen, Niedriglöhne und Tarifflucht zu Gunsten des Profits.

Die Befürchtungen um den Arbeitsplatzverlust bestätigten sich erstmals, als im Juli 2014 das Kunden-Service-Center nach 117-tägigem Streik um einen Tarifvertrag geschlossen wurde.


Beschäftigten bei Madsack lassen sich nicht unterkriegen



Auch nach der im Juni 2015 angekündigten Schließung der kornzerneigenen Druckerei, die 180 MitarbeiterInnen den Job kosten wird, gibt die Belegschaft nicht auf.
Im Zusammenschluss mit der Gewerkschaft ver.di und der örtlichen  Politik starteten die Beschäftigten eine Reihe von öffentlich wirksamen Aktionen.

Neben Flugblättern und öffentlichen Briefen, gab es auch Aktions- und Informationsstände.
Aktionsstand in der Hannover Innenstadt am 12.09.2015,
erschienen in Madsack 2018Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover
Höhepunkt der bisher gestarteten Aktionen war ein Motorrad-Corso durch die Hannover Innenstadt, der am 29.08.2015 stattfand,
Das Video "50 schwere Maschinen gegen Madsacks Akt der Gewalt" hat sich bereits auf vielen Plattformen zum Beispiel bei Ver.di TV, Youtube oder Facebook verbreitet und unterstützt die betroffenen KollegInnen.




                                                                                                      Video: ver.di TV

Solidarität für Madsack


Die Beschäftigen der Madsack Mediengruppe sind aber nicht auf sich allein gestellt.
Viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie auch Dr. Max Matthiesen von der CDU haben sich zu den MitarbeiterInnen bekannt.
Zudem nutzen die Aktiven bei Madsack soziale Netzwerke, um auf sich aufmerksam zu machen und über den Fortgang des Unternehmens zu berichten.
Dafür haben sie auf Facebook eine Soli-Seite gegründet. Neben vielen aktuellen Informationen, findet man auch eine ganze Reihe von Fotos und Videos von Aktionen.
Den Link zur Facebook-Soli-Seite gibt es hier.

Wir wünschen den KämpferInnen bei Madsack für die Zukunft alles Gute und hoffen, dass die gebündelte Kraft von Gewerkschaft, Politik und engagierten Beschäftigten positive Früchte tragen wird.

Quellenangaben:
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Verlagsgesellschaft_Madsack
  • http://www.verdi.de/verditv
  • https://madsack2018.wordpress.com/category/madsack-2018/
  • Facebook

Freitag, 30. Oktober 2015

DGB Gewerkschaftsbilanz 2014: In 130.000 Rechtsverfahren 258 Millionen für Gewerkschaftsmitglieder erstritten

 

"Es soll nicht vom Geldbeutel abhängen, ob jemand für seine Rechte streiten kann!"


In fast 40.000 Verfahren ging der Kampf um Rechte von ver.di-Mitgliedern


Die Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft kann sich mehrerlei Hinsicht in Euro und Cent auszahlen. Das zeigt wieder die jüngste Rechtsschutzbilanz. Die Unterstützung in Rechtssachen durch die DGB Rechtsschutz GmbH hat Gewerkschaftsmitgliedern im Jahre 2014 rund 258 Millionen Euro eingebracht. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 130.000 Verfahren abgeschlossen. Davon entfielen knapp 70.000 auf das Arbeitsrecht, knapp 58.000 auf das Sozialrecht und gut 3000 auf das Verwaltungsrecht. 

 

Ein Spiegelbild der arbeits- und sozialrechtlichen Realität in Deutschland offenbart sich in 124.400 neuen Verfahren, die der DGB-Rechtsschutz 2014 vor den Arbeits- und Sozialgerichten eingeleitet hat. Knapp 30 Prozent der Verfahren entfielen auf ver.di-Mitglieder. Peinlich für Arbeitgeber, der Spitzenplatz bei Rechtsstreitigkeiten 2014: In 45,1 Prozent (2013: 46,3 Prozent) der arbeitsrechtlichen Streitigkeiten ging es um Entgeltforderungen von Arbeitnehmer/innen.

Betriebsbedingte Kündigungen nehmen mit 27,1 Prozent den zweiten Rang ein. Ein wenig verbesserte Arbeitsbedingungen leitet die DGB Rechtsschutz GmbH aus dem geringen Anteil von Eingruppierungsklagen ab, die nur 1,6 Prozent ausgemacht haben. Das kann auch ein Indiz für gute Tarifarbeit oder die Durchsetzungsfähigkeit von Betriebs- und Personalräten sein.Die Rechtsschutzarbeit für Gewerkschaftsmitglieder im Sozialrecht verharrt auf hohem Niveau. Hier liegen die Schwerpunkte in der Grundsicherung für Arbeitslose mit knapp 25 Prozent sowie im Schwerbehindertenrecht mit annähernd 22 Prozent. Um rentenversicherungsrechtliche Ansprüche der Versicherten ging es in 15,4 Prozent der Verfahren.

Der arbeits- und sozialrechtliche Rechtsschutz gehört zu den Kernaufgaben der Gewerkschaften. "Die kostenlose Rechtsberatung und Prozessvertretung im Arbeits- und Sozialrecht sind Ausdruck von Solidarität und zugleich gute Argumente für die Mitgliederwerbung. Es soll nicht vom Geldbeutel abhängen, ob jemand für seine Rechte streiten kann. Fast die Hälfte der Beiträge, die die Gewerkschaften an den DGB zahlen, fließt in den Rechtsschutz. Die juristische Vertretung ihrer Mitglieder eröffnet den Gewerkschaften aber auch die Möglichkeit, rechtspolitische Grundsatzentscheidungen herbeizuführen", kommentiert das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach die jüngste Rechtsschutzbilanz gegenüber "ver.di news".



Quelle: "ver.di news"
http://www.verdi-news.de

Freitag, 23. Oktober 2015

Insolvenzverwaltung ist Sachargumenten nicht zugänglich


Der Betriebsrat informierte heute mit einem Aushang über den aktuellen Stand der Gespräche mit der Insolvenzverwaltung:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern wollten wir mit der Insolvenzverwaltung von ALSO über die Zukunft unserer Logistik verhandeln. Der Betriebsrat hat viele gute Argumente für eine Rückführung der Logistik unter das Dach von WELTBILD vorgebracht:

  • WELTBILD braucht eine leistungsfähige und auf unser Geschäft zugeschnittene Logistik
  • Der Logistik-Betrieb in Augsburg ist technisch auf der Höhe und speziell für die WELTBILD-Bedürfnisse ausgelegt
  • Die räumliche Nähe zu WELTBILD bietet viele Vorteile, auch Kostenvorteile
  • Andere Logistiker bieten spezialisierte Dienstleistungen, wie WELTBILD sie braucht, auch nicht billiger an
  • In Augsburg sitzt qualifiziertes Personal, das sich mit WELTBILD identifiziert und seinen Einsatzwillen seit Jahrzehnten unter Beweis gestellt hat

Wir haben außerdem konkrete Vorschläge gemacht, wie die Kosten der Logistik gesenkt und die Produktivität gesteigert werden könnte.

Leider ist der Insolvenzverwalter unseren Sachargumenten nicht zugänglich und beharrt auf der Schließung zum 30. Juni 2016. 

  • Aber der Insolvenzverwalter kann keine verlässliche Finanzierung einer Transfergesellschaft anbieten 
  • Von der ALSO-Mobility gibt es keine verbindlichen Finanzierungszusagen, im Gegenteil: ALSO-Chef Möller-Hergt versucht sich mit Kleingeld aus der Haftungsvereinbarung herauszukaufen
  • Die Insolvenzverwaltung will deshalb die letzten 4,5 Millionen Kirchengeld komplett für die Abwicklung der ALSO einsetzen
  • Das heißt: für den ebenfalls geplanten Personalabbau bei WELTBILD wäre kein Geld zur Absicherung der Gekündigten mehr da

Unter diesen Voraussetzungen können wir nicht sinnvoll mit dem Arbeitgeber sprechen. Wir warten jetzt auf die nächsten Schritte der Insolvenzverwaltung.

Euer Betriebsrat

Dienstag, 20. Oktober 2015

Einigungsstelle auf 7. November verschoben


Der Betriebsrat hat heute per Flugblatt im Betrieb informiert:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wissen, dass ihr alle dringend auf neue Informationen wartet. Leider gibt es derzeit nichts mitzuteilen, weder positiv noch negativ.

Am vergangenen Donnerstag hatten wir zwei Gesprächsrunden: eine mit der Insolvenzverwaltung von ALSO und eine zweite mit der Geschäftsführung von WELTBILD. Wir haben fast sechs Stunden miteinander gesprochen. Die Atmosphäre war sachlich und respektvoll, aber es gibt keine greifbaren Ergebnisse.

Für Donnerstag und Freitag dieser Woche haben wir weitere Gespräche vereinbart und wollen konkret über die unterschiedlichen Positionen verhandeln. Was dabei herauskommt, ist aber völlig offen.

Wir informieren euch am kommenden Montag über die Ergebnisse.

Auch von der Einigungsstelle gibt es nichts Neues. Die geplante Sitzung vom 15. Oktober wurde im gegenseitigen Einvernehmen auf Samstag, den 7. November, verschoben. Was dann verhandelt werden kann, hängt vom Verlauf der Gespräche am Ende dieser Woche ab.

Es ist alles sehr zäh, nervenaufreibend und unbefriedigend. Wir wissen das und bedauern das genauso wie ihr. Ändern können wir es leider auch nicht. Aber wir halten euch weiter auf dem Laufenden.

Euer Betriebsrat

Freitag, 16. Oktober 2015

ver.di Bundeskongress



Vom 20. bis 26. September 2015 fand in Leipzig der  "4. ver.di-Bundeskongress" statt.

Unter dem Motto „Stärke, Vielfalt, Zukunft“ bestimmten eine Woche lang rund 1.000 Delegierte in Leipzig die politische Ausrichtung von ver.di für die kommenden vier Jahre. Weit über 1.000 Anträge standen zur Beratung – von der Gesellschaftspolitik bis zur Berufspolitik, von der Friedenspolitik über Wirtschaftspolitik, TTIP und Migrationspolitik bis zur Tarifpolitik. ver.di hat sich für die Zukunft, ob zu Digitalisierung oder Guter Arbeit, gewappnet.

Nach der Eröffnung durch Frank Bsiske, sprach auch die Kanzlerin. „An Ihnen kommt man nicht vorbei“, eröffnete Angela Merkel, CDU, ihre Rede. Sie würdigte den Einsatz ver.dis für faire Arbeitsbedingungen und für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Den habe sie zwar nicht von Anfang an befürwortet, aber mittlerweile finde sie ihn wichtig, da immer weniger Menschen unter den Schutz von Tarifverträgen fallen, sagte die Kanzlerin.
Jetzt stünden Regelungen zu Leiharbeit und Werkverträgen an, da wolle sie mit den Gewerkschaften im Dialog bleiben.

Die Vielfalt und Stärke von ver.di – gemäß dem Kongressmotto – wurde im mehr als zweistündigen Geschäftsbericht des Vorsitzenden Frank Bsirske deutlich.  Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns bezeichnete er als „historischen Erfolg“ für die deutsche Gewerkschaftsbewegung. „Mehr Lohn, mehr Beschäftigung, mehr Gerechtigkeit, das ist ein Erfolg für uns alle“, sagte Bsirske. Das eindrucksvolle Spektrum der Gewerkschaftsarbeit der letzten vier Jahre zeige die Vielfalt, mit der es ver.di zu tun hat in den Berufen und Fachbereichen. ver.di sei, bezogen auf die Zahl der erwerbstätigen Mitglieder, die mitgliederstärkste Organisation im DGB und steuere im laufenden Jahr auf ein Mitgliederplus zu.

Bei den Aussprachen zum Geschäftsbericht wurden aktuelle Tarifkonflikte gewürdigt, aber auch Wünsche für die Zukunft aus den Betrieben geäußert, wie etwa den arbeitsfreien Sonntag im Handel, Abkehr von Tarifflucht, Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe, eine gesetzliche Personalbemessung an Krankenhäusern und mehr Pflegekräfte.


Mit 88,5 Prozent der Stimmen ist der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske von den Delegierten des 4. ver.di-Bundeskongresses in Leipzig im Amt bestätigt worden. Bsirske steht seit der ver.di-Gründung im Jahr 2001 an der Spitze der Organisation. Der 63-Jährige kündigte an, dass die kommende Amtszeit seine letzte sein werde.

In seiner Antrittsrede fächerte er die Aufgaben und Probleme auf, die ver.di in diesem und den kommenden vier Jahren angehen müsse. Und um welche Dimensionen es da geht, das machte Bsirske gleich in seinem Eingangssatz klar: „Wir sind gegenwärtig mit vielfältigen Umbrüchen konfrontiert: in der Arbeitswelt wie in der Gesellschaft, in Europa und darüber hinaus. Umbrüche, die verunsichern, aber auch als neue Herausforderungen wahrgenommen werden.“
Themenschwerpunkte waren:
  • Digitalisierung
  • Alterssicherung
  • Steuergerechtigkein
  • TTIP
  • Flüchtlingskrise  
Zum Thema Flüchtlingskrise erklärte der ver.di-Vorsitzende: „Ohne jede Einschränkung muss gelten: Wer Schutz braucht, muss ihn in der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Für uns als Gewerkschaft ist gerade die Flüchtlings- und Asylpolitik zuallererst ein humanitäres Anliegen.“

In der weiteren Folge  des ver.di-Bundeskongresses begannen die Delegierten mit der Antragsberatung:

Sie beschlossen unter anderem, mit Blick auf die Digitalisierung sei es wichtiger denn je, den Zusammenhang von Guter Arbeit, Guten Dienstleistungen und Gemeinwohlorientierung in den Blick zu nehmen. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Gestaltungsaufgabe, an der sich ver.di intensiv beteiligen wird.
 Im Sachgebiet „Bildungspolitik“ sprachen sich die Delegierten dafür aus, die Durchlässigkeit von Bildungs- und Ausbildungswegen zu erhöhen. Außerdem soll der Bund sich dauerhaft an der Grundfinanzierung von Hochschulen beteiligen.
Der ver.di-Bundeskongress sprach sich dafür aus, die gesetzliche Rente armutsfest und beitragsgerecht  auszugestalten.
Moderner Arbeitsschutz müsse die dramatischen Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung berücksichtigen und dürfe sich nicht auf die Vermeidung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Erkrankungen beschränken.
Die Verkürzung der Arbeitszeit und ihre Gestaltung sind für ver.di zentrale tarif- und gesellschaftspolitische Ziele.
Vor dem Hintergrund einer Großdemonstration gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP am 10. Oktober in Berlin sprach sich der ver.di-Bundeskongress dafür aus, die Globalisierung sozial und demokratisch zu gestalten. Dazu brauche es aber einen Kurswechsel in der EU-Handelspolitik. 

Nach sieben Tagen wurde der ver.di-Bundeskongress beendet. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und die Vorsitzende des ver.di-Gewerkschaftsrats, Monika Brandl, dankten der Kongressorganisation und den Delegierten für ihre Arbeit und betonten die Stärke von ver.di. Sie betonten auch, dass klare Akzente gesetzt wurden in den Themen Gute Arbeit, Digitalisierung, Freihandelsabkommen, Tarifpolitik. ver.di wolle auch weiterhin nah am Mitglied sein und sich organisieren. 

Montag, 5. Oktober 2015

KAB-Einladung: "Was ist uns die Arbeit wert?"


Am 7. Oktober ist der Internationale Tag der menschenwürdigen Arbeit. Aus diesem Anlass lädt die  Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) am Donnerstag zu einem öffentlichen Fachgespräch über Werkverträge und Ausgliederungen ein.
 

Die Zunahme von „Werkverträgen“, Ausgliederung von Betriebsteilen und prekäre (Leih-)Arbeit machen uns zunehmend Sorgen. Politisches Handeln tut Not. Dies sind unsere Themen, die wir mit Fachleuten aufgreifen.

Donnerstag, 8.Oktober 2015, 18:00 Uhr
Augsburg-Pfersee, Pfarrsaal, Franz-Kobingerstr. 10 

Gesprächsrunde mit

Karl Bauer,            IG BAU Schwaben/Oberbayern
Nicole Avramidis, IG Metall Augsburg
Erwin Helmer,       KAB-Präses, Betriebsseelsorger
Xaver Rothmair,   Betriebsrat Brembo SGL
Martina Frank,      Betriebsrätin POST AG

Moderation: Betriebsseelsorger Hans Gilg

Mittwoch, 30. September 2015

Und jetzt? Schließungsdrohung (vorläufig) vom Tisch


Am 29.9. fanden zwei Teil-Betriebsversammlungen in den leerstehenden Hallen der Deutschen Papier statt. Am Vormittag wurden die KollegInnen der ALSO und nachmittags die von Weltbild informiert.

Die wichtigste Nachricht stellte BR-Vorsitzender Peter Fitz jeweils gleich an den Beginn: Die Logistik wird nicht zum Ende September geschlossen! Die auflaufenden Verluste der ALSO Augsburg werden von Weltbild getragen – garantiert bis zum Ende Januar 2016, eventuell darüber hinaus bis zum 30.6.2016. Dadurch hat der Betriebsrat Zeit gewonnen für weitere Verhandlungen. Dies war bis letzten Donnerstag noch nicht klar.

ALSO-Pleite trotz Rekordgewinnen des Konzerns 
RA Michael Huber, Rechtsberater des Betriebsrats, beleuchtete zunächst die rechtliche Lage der ALSO-Insolvenz. Er kam dabei u.a. zu dem Schluss, dass schon der von der ALSO bei Gericht eingereichte Insolvenzantrag falsch und fehlerhaft gewesen sei.

Klaus Warbruck, Wirtschaftsberater des Betriebsrats, bestätigte den Irrsinn des Insolvenzantrags seitens der ALSO Augsburg wegen "Peanuts", während gleichzeitig der ALSO-Konzern fette Gewinne einfährt. Dies bestätigte Peter Fitz auch mit dem Hinweis, dass der ALSO-Konzern eine weitere Steigerung seiner Gewinne in Jahr 2016 erwartet –trotz eines insolventen Betriebes in Augsburg.

Verdi-Betriebsgruppensprecher und stellvertretender BR-Vorsitzender Timm Bossmann ließ nochmals die zahlreichen Verhandlungsrunden Revue passieren. Bossmann beklagte, dass dem Betriebsrat gegenüber neben dem offensichtlich wenig kompetenten Herrn Wenz, sündteure Anwälte und Berater saßen, die aber gar nichts entscheiden durften.

Erpressung statt Verhandlung, abschöpfen statt investieren 
Die ALSO trat in den Gesprächen gar nicht mehr als Arbeitgeber auf, sondern wie ein x-beliebiger Investor, der eine Pleitefirma – mit der er natürlich nichts zu tun hat – übernehmen will. Sie wollen einen insolventen Betrieb kaufen auf Kosten der Allgemeinheit und der Belegschaft. Derzeit bekommen die KollegInnen Insolvenzgeld, das die Agentur für Arbeit bezahlt. Weiterhin hätte ALSO gerne während Umbauzeiten auch Kurzarbeitergeld, welches auch die Agentur für Arbeit bezahlt. Wenn die verbleibenden KollegInnen (150? 100?) weiter arbeiten, dann bitte für deutlich weniger Geld, aber dafür länger. Wenn der Betriebsrat das nicht mitmachen sollte, wurde immer wieder mit der Schließung gedroht. „Wir lassen uns nicht erpressen“, stellte Timm Bossmann klar.

Der Betriebsrat hat immer wieder gefordert, dass die Entscheider am Verhandlungstisch sitzen müssen. Auch der Einigungsstellen-Vorsitzende Holger Dahl hatte dies unterstützt und Walter Droege zum zweiten Termin "eingeladen". Gekommen ist der Düsseldorfer Milliardär nicht – statt dessen kam der Insolvenzantrag. In der letzten Woche dann gab es eine Einladung auf ne Tasse Kaffee mit Herrn Moeller-Hergt, Aufsichtsratsvorsitzender der ALSO, am Münchner Flughafen, für ne halbe Stunde. Dies hat der Betriebsrat dankend abgelehnt.


Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck betonte, dass Betriebsrat und Gewerkschaft keine Abschlüsse tätigen werden, die a) unterirdisch sind und b) keinerlei Nachhaltigkeit und Sicherheit für die Beschäftigten bieten würden. Auf der zweiten Versammlung sagte Thomas Gürlebeck „das was bei ALSO passieren sollte, wäre eine Blaupause für Weltbild gewesen. Wenn es einmal geklappt hätte, dann auch noch ein zweites Mal, aber nicht mit uns.“

Am 8. Oktober trifft sich der Betriebsrat mit beiden Betriebsteilen in der Einigungsstelle um weiter zu verhandeln.

Freitag, 25. September 2015

BR an ALSO: "Wir kaufen keine Katze im Sack!"


Gestern hat der Betriebsrat die Belegschaft bei WELTBILD und ALSO mit einem Aushang über den Verlauf der Gespräche mit der Eigenverwaltung der insolventen Logistik informiert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Gespräche mit der Eigenverwaltung der ALSO in Augsburg sind nach wie vor extrem schwierig. Die ALSO-Entscheider aus Soest und der Schweiz sitzen nicht mit am Verhandlungstisch, sondern stellen nur Forderungen per E-Mail. Der Geschäftsführer Reiner Wenz, seine Berater und der Abgesandte des Insolvenz-Sachwalters reden zwar mit uns, dürfen aber nichts entscheiden.
Das ist der aktuelle Sachstand:
Nach wie vor liegt dem Betriebsrat kein durchfinanziertes Fortführungskonzept vor. Das Konzept der ALSO beinhaltet eine Beteiligung am Verlust. Wie diese Beteiligung aussehen soll und wer neben ALSO noch für etwaige Verluste aufkommen soll, ist weiterhin unklar. 
Beschäftigungsgarantien für die nach dem ALSO-Plan verbleibenden KollegInnen werden nur völlig unverbindlich und abhängig vom Umsatz in Aussicht gestellt. Die geforderten massiven Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen werden weiter als „nicht verhandelbar“ bezeichnet.
Die für uns wesentlichen Punkte • Fortführungskonzept • Standortsicherung und
• Beschäftigungssicherung für die Verbleibenden werden also nach wie vor nur unverbindlich und ohne Garantien dargestellt. 
Außerdem steht bis heute keine Finanzierung für eine mögliche Transfergesellschaft und Abfindungen. Es gibt nur schwammige Absichtserklärungen, die sich nicht einmal auf die Hälfte der notwendigen Summe belaufen. Wir sollen sozusagen „die Katze im Sack“ kaufen! 
Konkrete Verhandlungen können auf dieser Basis nicht geführt und Zusagen der Betriebsratsseite nicht erteilt werden. Trotzdem stehen wir weiter für Gespräche bereit und wollen zumindest von unserer Seite alles tun, um eine tragfähige Lösung für ALSO und WELTBILD zu finden. 
Euer Betriebsrat

Mittwoch, 23. September 2015

ver.di-Mitgliederversammlung am kommenden Montag


Update: Am Montag sind im Versand Arbeitszeiten bis 16:15 geplant. Wir warten mit dem Beginn der Versammlung, bis die KollegInnen im Schwabenhaus eintreffen.


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir laden euch herzlich zur

Mitgliederversammlung 
der ver.di-Mitglieder bei WELTBILD/ALSO ein:

Montag, 28. September 2015
16:00 - vorauss. 17:00 Uhr
Gaststätte "Schwabenhaus"
Stauffenbergstr. 15, 86161 Augsburg
(Haunstetter Straße stadtauswärts auf der linken Seite Höhe Technopark)

Thema: Aktueller Stand der ALSO-Insolvenz in Verbindung mit WELTBILD.

Bitte bringt euren Gewerkschaftsausweis für den Einlass mit.


Donnerstag, 17. September 2015

ver.di - Macht immer Sinn




Höchste Zeit: Jetzt Mitglied werden.

Dienstag, 15. September 2015

Ein abgekartetes Spiel: Friss und stirb trotzdem


Am Montag hat Hermann Scharl als Vertreter von ALSO dem Betriebsrat das Konzept präsentiert, das die Interessenvertretung bisher nur aus der Zeitung kannte. Hier die zentralen Forderungen des Arbeitgebers:
• Entlassung von 350 KollegInnen
• nur 150 MitarbeiterInnen dürfen bleiben
• dafür sollen im Schnitt bis zu 75 LeiharbeitnehmerInnen beschäftigt werden
• Aufhebung der Betriebsvereinbarungen (z. B. über Zulagen)
• Kürzung des Urlaubs auf 25 Tage im Jahr
• Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden zum 1.10.2015
• Kürzung der Gehälter um ca. 20% sofort
• Umwandlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld in leistungsbezogene Zahlungen
• Totale Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Einsatzbereichen der MitarbeiterInnen
Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg, schäumt: "Über Jahre haben Gewerkschaft und der Betriebsrat für vernünftige, gesunderhaltende Arbeitsplätze gekämpft. Diese Arbeitsplätze will ALSO im Handstreich in prekäre Beschäftigungsverhältnisse umwandeln. Zahlen sollen am Ende die Sozialkassen und damit die Allgemeinheit." Gürlebeck sieht auch einen Angriff auf die gesetzlich verankerte Mitbestimmung: "Die neue ALSO soll betriebsrats- und gewerkschaftsfrei werden. Wir werden nur noch als Investitionshemmnis gesehen!" 

Die ersten KollegInnen sollen bereits am 30. September die Verträge für eine Transfergesellschaft unterschreiben. Allerdings verrät ALSO keine Details zu dieser Transfergesellschaft: Wir haben keine Antwort bekommen, wie lange die Transfermaßnahme dauern soll (2 Monate? Ein Jahr?) und wie hoch der Aufzahlungsbetrag sein könnte. Genauso wenig war ALSO bereit, irgendeine Aussage zur Beschäftigungssicherung der verbleibenden MitarbeiterInnen zu machen. Selbst konkrete Zahlen zum Leiharbeiter-Einsatz an anderen ALSO-Standorten wurden uns verweigert. 

Erpressung statt Verhandlungen

Am Montag war auf Arbeitgeberseite niemand bereit, irgendeine Art von Garantie für auch nur eine einzige der getroffenen Aussagen zu übernehmen. Standardantwort auf jede diesbezügliche Nachfrage: "Das hängt von der Geschäftsentwicklung ab." ALSO gefällt sich in der Rolle des Bieters für ein x-beliebiges Pleiteunternehmen. Von der gemeinsamen Vergangenheit will man auf ALSO-Seite nichts wissen, schon gar nicht von den unzähligen eigenen Versäumnisse im Zuge der missglückten Sanierung. Das Angebot von ALSO lautet kurz "Friss oder stirb!" Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz ist fassungslos: "ALSO setzt das Insolvenzrecht als Waffe gegen die eigene Belegschaft ein." Der Standort sei hochattraktiv, das hätten die ALSO-Abgesandten am Montag mehrfach betont. "Aber sie wollen alles zum Nulltarif. Das ist modernes Raubrittertum."

Der Arbeitgeber lässt Betriebsrat und Gewerkschaft völlig in der Luft hängen. Auf keine Frage gibt es eine sinnvolle Antwort. ALSO zeigt keine Ansatzpunkte für zielführende Verhandlungen auf. Stattdessen wird immer wieder das Schreckgespenst einer Betriebsschließung beschworen, die gleichzeitig das Aus für WELTBILD bedeuten würde. Von der WELTBILD-Geschäftsführung sitzt übrigens niemand am Tisch. Es scheint langsam, als sei der Betriebsrat der einzige, der Interesse an einer gesicherten Zukunft hat. WELTBILD braucht eine leistungsfähige und auf unser Geschäft zugeschnittene Logistik. Das weiß auch unser Gegenüber. Trotzdem versucht ALSO die eigenen Verwertungsinteressen ohne Rücksicht auf Verluste durchzudrücken. "So wird die WELTBILD-Belegschaft als Geisel genommen", bedauert ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann: "Alles, wofür die verbliebenen KollegInnen fast zwei Jahre lang hart gearbeitet haben, wird für eine schnelle Kapitalrendite der ALSO-Aktionäre aufs Spiel gesetzt, von denen Walter Droege wiederum der größte ist."

Ein abgekartetes Spiel

Es wird immer deutlicher, dass hinter dem vordergründig chaotischen Handeln der Gesellschafter ein abgefeimter Plan steht. Als Weltbild Anfang 2014 insolvent ging, besorgten rund 1.000 KollegInnen die Logistik für WELTBILD, plus saisonale Aushilfskräfte und LeiharbeitnehmerInnen. Nach der ersten Insolvenz waren noch 500 MitarbeiterInnen im Bereich Lager/Versand übrig. Jetzt will ALSO die Belegschaft nochmals dritteln, aber nicht mehr für WELTBILD ausliefern. Von 1.000 bleiben so am Ende also 150. Es liegt nah, dass ALSO von Anfang an nicht die Absicht hatte, eine leistungsfähige Logistik für WELTBILD aufzubauen. Stattdessen will man sich mit den Geldern der Grundstücksgesellschaft Mobility vom Acker machen und sich einen attraktiven Logistikstandort für die Schweizer Aktiengesellschaft unter den Nagel reißen. 

Die Kosten für dieses Husarenstück sollen die Beschäftigten und die Allgemeinheit bezahlen: MitarbeiterInnen, die zum Teil seit Jahrzehnten für WELTBILD arbeiten, sollen die Existenzgrundlage ihrer Familien opfern. Als Finanzier der Umwandlung in einen reinen ALSO-Standort, hat man sich die Sozialkassen ausgeguckt: Derzeit zahlt die Arbeitsagentur das Insolvenzgeld für die Beschäftigten. Danach soll die Agentur die Hauptlast einer Transfergesellschaft tragen. Mitte 2016 plant man eine 6-monatige Betriebsschließung für den Umbau zum reinen ALSO-Standort. Die vorübergehende Freistellung der MitarbeiterInnen soll dann wieder über Kurzarbeitergeld der Agentur finanziert werden. So werden Millionen Steuerzahler-Euros auf die Schweizer Konten des Walter Droege umgeleitet.

Ein weiterer Hinweise sind die in 2014 zugesagten Investitionen, die nie getätigt wurden. Deshalb dürfte es sich auch bei den jetzt angekündigten Investitionen von rund 15 Millionen zum Umbau der Logistik um eine reine Luftnummer handeln. Die verbleibenden 150 MitarbeiterInnen bekommen höhere Arbeitszeiten, weniger Urlaub und einen Lohn, der für die Butter auf dem Brot nicht reicht. Am Ende ihres Arbeitslebens stehen dann die Aufstockung der Rente über Hartz IV und Altersarmut.
 
Als nächstes wird WELTBILD rasiert

"Walter Droege setzt auf Erpressung statt auf Verhandlungen", analysiert Boßmann. Und er fürchtet das Schlimmste für die weiteren Verhandlungen bei WELTBILD: "Die Strategie bei ALSO ist die Blaupause für das weitere Vorgehen bei WELTBILD." Es sei "sicher kein Zufall", dass Walter Droege den Interessenausgleich zum Personalabbau über ein Freiwilligen-Programm verhindert habe. Die Verschiebung der Einigungsstelle in den Oktober könne nur eins bedeuten: "Walter Droege wartet ab, ob die Erpressung bei ALSO erfolgreich ist, dann werden auch bei WELTBILD Arbeitsplätze und Gehälter gnadenlos rasiert."

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