Dienstag, 17. Dezember 2013

Vertrauensleute bitten Augsburger PolitikerInnen um Unterstützung


Mitte November haben die ver.di-Vertrauensleute von WELTBILD folgende Bitte per E-Mail an alle Fraktionen im Augsburger Rathaus geschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren, 
Sie wissen sicher schon: Der Weltbild-Verlag steckt in der schwersten Krise seit Bestehen des Unternehmens. Einer der größten Arbeitgeber in Augsburg muss sich neu aufstellen, um zukunftsfähig zu bleiben. 
Hunderten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern droht der Verlust ihres Arbeitsplatzes. 140 Beschäftigte im Kundenservice erwarten im Januar die Kündigung. Doch das ist erst der Anfang. Weitere Bereiche des Unternehmens werden folgen. 
Alle bisher getroffenen Maßnahmen dienen allein einem kompromisslosen Stellenabbau und einer kurzfristig kalkulierten Kostensenkung. Gewerkschaft und Betriebsrat hingegen suchen den Dialog mit der Firmenleitung um neue Wege und Konzepte für die Zukunft zu finden. Nicht auf Kosten der Beschäftigten, sondern gemeinsam mit ihnen, wollen wir die Neuausrichtung des Unternehmens schaffen. 
Ihnen, als gewählte politische Repräsentanten der Stadt Augsburg wird das nicht gleichgültig sein. Im Sinne der Stadt und ihrer BürgerInnen, werden Sie nicht wollen, dass es bei Weltbild massenhaft zu Entlassungen kommt. Die Mehrzahl der Beschäftigten hat schließlich ihren Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Augsburg und der nahen Umgebung. 
Wir bitten Sie hiermit um ein kurzes schriftliches Statement in dieser Sache, mit dem Sie das berechtigte Anliegen der Weltbild-Mitarbeiten unterstützen können. Es wäre uns allen sehr geholfen, wenn die Geschäftsführung mit Betriebsrat und Gewerkschaft einen konstruktiven Dialog aufnimmt. 
Für eine zitierfähige Mail als Stellungnahme in dieser Angelegenheit wären wir Ihnen sehr verbunden. 
Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen 
Timm Boßmann
Sprecher der ver.di Betriebsgruppe
in der Verlagsgruppe Weltbild

Antworten erhielten wir von Stefan Kiefer (SPD), Bernd Kränzle (CSU) und wenige Tage später auch von Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU).

OB-Kandidat Dr. Stefan Kiefer schrieb:
Sehr geehrter Kollege Timm Boßmann, 
gerne ein Statement von mir - leider konnte ich heute um 9 Uhr* nicht dabei sein: 
Die derzeitigen Signale von Weltbild sind ein Schlag für die Beschäftigten, aber auch für die Region. 
Wir sind solidarisch mit der Belegschaft und fordern zusammen mit dem Betriebsratsvorsitzenden Peter Fitz, dass die Anteilseigner die notwendige Zeit und finanzielle Unterstützung bereitstellen, damit das Unternehmen wieder auf gesunde Beine gestellt werden kann. Auch das gehört zur Verantwortung der Kirche, die sich am Arbeitsmarkt betätigt.

Mit solidarischen Grüßen 
Stefan Kiefer
OB-Kandidat
Fraktionsvorsitzender
Stv. Parteivorsitzender der SPD
Aktives Mitglied der katholischen Kirche
*gemeint ist die ver.di-Kundgebung vor dem Arbeitsgericht. (Anmerkung der Redaktion)

Wir verweisen hier auch noch auf ein Statement, das Dr. Kiefer bereits im September zur Situation bei WELTBILD auf der Website der SPD-Augsburg abgegeben hat.



CSU-Fraktionsvorsitzender Bernd Kränzle schrieb:
Sehr geehrter Herr Boßmann, 
Ihre E-Mail vom 14.11.13 haben wir dankend erhalten. Sie schildern darin die schwierige Lage, in der sich Ihre Kolleginnen und Kollegen beim Weltbild-Verlag befinden. Die CSU-Stadtratsfraktion Augsburg verfolgt die Entwicklung und den drohenden Stellenabbau mit großer Sorge. 
Wir haben ein großes Interesse daran, dass sich ein Prozess entfaltet, in dem sozialverträgliche Lösungen erarbeitet werden – beispielsweise im Rahmen der natürlichen Mitarbeiterfluktuation. Wir empfehlen daher, einen Runden Tisch, an dem langfristige, tragfähige Lösungen in mehreren Stufen diskutiert werden. Wir wünschen Ihnen und dem gesamten Weltbild-Verlag gutes Gelingen. 
Mit freundlichen Grüßen 
Bernd Kränzle
Fraktionsvorsitzender


Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl schrieb:
Sehr geehrter Herr Boßmann,  
in Ihrem Schreiben bitten Sie uns um eine Stellungnahme zu Ihren Bemühungen als Sprecher der ver.di Betriebsgruppe in der aktuellen schwierigen Situation der Verlagsgruppe Weltbild.  
Weltbild ist mit den rund 2300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Augsburger Zentrale ein sehr wichtiger Arbeitgeber und Kompetenzträger hier am Standort. Ich möchte Ihnen versichern, dass die Stadt Augsburg selbstverständlich ein sehr hohes Interesse an einer positiven Entwicklung des Unternehmens hat. 
Ich bin deshalb auch in Kontakt mit den Gesellschaftern und der Geschäftsleitung.
Sie haben vorgeschlagen, dass Geschäftsführung, Betriebsrat und Gewerkschaften in einen konstruktiven Dialog zur Erhaltung der Arbeitsplätze eintreten.  
Diesen Vorschlag kann ich nur unterstützen, denn der enge Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bzw. deren Vertretern hat nach meiner Erfahrung bei anderen Unternehmen mit Umstrukturierungsbedarf in Augsburg in den letzten Jahren positive Lösungswege aufgezeigt. Das Know-how, die Erfahrungen und die Ideen aus der Belegschaft sind wichtige Elemente in dieser Phase der Neuausrichtung, die den verantwortlichen Gremien bei Ihrer Entscheidungsfindung hilfreich sein können. 
Die Neuausrichtung von Weltbild, stärker in Richtung Digitalisierung/E-Commerce, wird sich natürlich auf funktionale Einheiten im Unternehmen unterschiedlich auswirken. Für mich ergibt sich derzeit das Bild, dass Weltbild hier eine zukunftsorientierte Richtung eingeschlagen hat und auch bereits einige grundlegende Weichenstellungen getroffen hat.  
Mir ist durchaus bewusst, dass die Neuausrichtung und Neustrukturierung den Betroffenen enorme Anstrengungen abverlangt. Ich denke, dass dafür eine feste Basis, die auf zwei Säulen steht, eine wichtige Voraussetzung ist: Einerseits der erklärte Wille der Gesellschafter, das Unternehmen auf diesem Weg weiterzuführen und andererseits erfahrene, motivierte und loyale Mitarbeiter, die diesen Weg begleiten wollen.  
Ich erkenne beide tragenden Säulen im laufenden Prozess und hoffe, dass durch das Zusammenwirken der beste Weg gefunden werden kann. Wenn die Stadt, das Wirtschaftsreferat oder ich helfen können, sind wir dazu gerne bereit. 
Für Fragen stehe ich Ihnen sehr gerne jederzeit zur Verfügung. 
Mit freundlichen Grüßen 
Dr. Kurt Gribl
Oberbürgermeister 

Die anderen Fraktionen, also Grüne, Linke, CSM, Freie Wähler und Pro-Augsburg, haben leider NICHT geantwortet.

SPD-Landtagsabgeordnete setzt sich für WELTBILD-Beschäftigte ein


Die Landtagsabgeordnete Dr. Simone Strohmayr (SPD) hat einen Offenen Brief an unsere Gesellschafter und die Geschäftsführung geschrieben.



Zum Vergrößern auf die Bilder klicken oder das PDF hier herunterladen.

Die Antwort von Carel Halff gibt's ebenfalls als PDF.


Montag, 16. Dezember 2013

AMAZON-Streik – erstmals auch in Graben bei Augsburg




Mitten im Weihnachtsgeschäft 2013 streiken diese Woche die Angestellten der AMAZON-Logistikzentren in Graben, Bad Hersfeld und Leipzig. Hier ein kurzer Film vom Streikbeginn der Spätschicht in Graben bei Augsburg. Am Ende des Tages haben hier rund 600 KollegInnen die Arbeit niedergelegt. Bundesweit streikten heute mehrere tausend zusammen mit der Gewerkschaft ver.di für höhere Löhne und ordentliche Tarifverträge. Sogar in Seattle, vor der amerikanischen Firmenzentrale, wurde solidarisch demonstriert.

Wer's weniger verwackelt mag, kann auch diesen Beitrag des Bayerischen Fernsehens ansehen.


Freitag, 13. Dezember 2013

Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht noch vor Weihnachten


Der Widerspruch des Betriebsrats gegen die Einsetzung einer Einigungsstelle wird am

Donnerstag, 19. Dezember, ab 13:30 Uhr 
vor dem Landesarbeitsgericht, Sitzungssaal 12, 
Winzerer Str. 104, 80797 München.

verhandelt. Die Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht ist öffentlich. Interessierte KollegInnen sind herzlich willkommen.

Hintergrund: Der Arbeitgeber hat die Verhandlungen um einen Interessenausgleich in Bezug auf das Outsourcing des CCC einseitig für gescheitert erklärt und versucht, den Betriebsrat per Gerichtsbeschluss in eine Einigungsstelle zu zwingen.

Die Einigungsstelle unter dem Vorsitz eines Arbeitsrichters soll dann versuchen, doch noch einen Interessenausgleich zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat zu vermitteln. 

Der Betriebsrat ist nach wie vor der Überzeugung, dass die Schließung des eigenen Kundendienstes ein Schritt in die falsche Richtung ist: Die Einsparpotentiale sind vergleichsweise niedrig, die Risiken sind hoch.

Sollte das Landesarbeitsgericht gegen den Betriebsrat entscheiden und eine Einigungsstelle einsetzen, wird der Betriebsrat dort ein alternatives Konzept vorstellen, das die KollegInnen im CCC gemeinsam mit dem Sachverständigen Klaus Warbruck erarbeitet haben. Dieser Vorschlag beinhaltet Kostenoptimierungen ebenso wie eine nachhaltige Verbesserung des WELTBILD-Kundendienstes.

Erst wenn der Interessenausgleich auch vor der Einigungsstelle scheitert, also die Geschäftsführung weiter auf der Schließung des CCC beharrt, wird ein Sozialplan für die betroffenen 140 MitarbeiterInnen des CCC verhandelt. Zeitlich würden diese Verhandlungen ins erste Quartal des neuen Jahres fallen.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Betriebsversammlung: Kaum Konkretes von der Geschäftsführung – Betriebsrat bleibt auf Kurs


Was gab es gestern Neues auf der Betriebsversammlung? Was sagt der neue Geschäftsführer?  Wie sieht das Konzept des Betriebsrates für das CCC aus? u.v.m.

Der Kuppelsaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Redebeiträge wurden per Lautsprecher ins Foyer übertragen, wo sich weitere WELTBILD-MitarbeiterInnen drängten. Am Rednerpult: ver.di-Handelssekretär Thomas Gürlebeck, der die Belegschaft zur Solidarität mit den KollegInnen im CCC aufruft.
Hunderte von Beschäftigten strömten am Montag zum Kuppelsaal des Firmensitzes, um sich über die aktuelle Situation bei WELTBILD zu informieren.
Für alle KollegInnen, die nicht dabei sein konnten, hier noch mal eine Zusammenfassung:

Eröffnet wurde die Versammlung vom Betriebsratsvorsitzenden Peter Fitz. Nach einem kurzen Rückblick auf die Ereignisse der letzten Wochen kündigte er an, dass der Betriebsrat gegen den Beschluss des Arbeitsgerichtes zum CCC in Revision gehen werde – vor das Landesarbeitsgericht in München. Außerdem gab er bekannt, dass die Geschäftsleitung nach derzeitigem Stand beabsichtige, alle befristeten Verträge auslaufen zu lassen und nicht zu verlängern, quer durch alle Bereiche des Betriebes.

Für das CCC (Customer Care Center), so erklärte er, wurde in den letzten Wochen zusammen mit dem BR-Berater Klaus Warbruck ein eigenständiges Konzept erarbeitet. Dieses Konzept soll Wege für den Erhalt des CCC im Unternehmen aufzeigen. Wichtiger Bestandteil ist die Besinnung auf die Kompetenz und das Wissen der dortigen MitarbeiterInnen. Ein Vorteil, den externe Dienstleister, insbesondere bei schwierigen Kundenkontakten nicht bieten könnten. Man sei von Seiten der MitarbeiterInnen bei der Personalplanung auch zu höherer zeitlicher Flexibilität bereit.

Ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann erläuterte in diesem Zusammenhang, dass die Auslagerung des CCC in finanzieller Hinsicht nicht die hohen Einsparungen bringen würde, die von der Geschäftsleitung genannt werden. Denn der Kostenaufwand zur Gewinnung neuer Kunden sei erheblich höher, als der Aufwand, um bereits bestehende Kunden durch einen kompetenten Service zu behalten.

Der neue dritte Geschäftsführer Josef Schultheis stellt sich den Fragen der Belegschaft...
Vorab gab er zu verstehen, dass im ersten Quartal 2014 mit konkreten Plänen und Maßnahmen zu rechnen sei. Es gäbe kein Geheimrezept, das in der Schublade liege, sondern mehrere Arbeitsgruppen seien derzeit mit der Frage der Neuausrichtung betraut und würden Ende Januar Ergebnisse vorlegen.
Selbst auf mehrmalige Nachfragen wollte oder konnte er keine Angaben zum Umfang des Personalabbaus machen. Vehement wurde er aus dem Publikum aufgefordert, sich selbst bei einem Besuch vor Ort ein Bild von der Arbeit im CCC zu machen. Er sagte einen Besuch im Kundendienst zu.

Im Anschluss erklärte Timm Boßmann, dass eine Tarifkommission gegründet wurde, mit dem Ziel, einen Perspektiv-Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung durchzusetzen. Es sei unrealistisch zu glauben, die Sanierungspläne ließen sich ohne Beiträge der Belegschaft umsetzen. "Wenn die Geschäftsführung die Unterstützung der Beschäftigten erwartet, dann müssen wir tarifvertraglich regeln, was wir für unsere Beiträge bekommen." Für die MitarbeiterInnen stehe dabei die Arbeitsplatz-Sicherheit an erster Stelle.

Des weiteren verhandelt die Kommission einen Tarifvertrag zur Wiedereinführung der Altersteilzeit bei WELTBILD. Die Geschäftsführung sei grundsätzlich bereit, diesen – sozialverträglichen – Weg zum Stellenabbau zu nutzen, berichtete Boßmann. Über die Details der Ausgestaltung spreche man noch und werde die Belegschaft informieren, sobald es hier neue Ergebnisse gebe.

Ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck machte anschließend deutlich, dass es der Geschäftsführung auf Dauer nicht gelingen werde, Gesprächen und Verhandlungen aus dem Weg zu gehen. Man werde sich mit Betriebsrat und Gewerkschaft wieder an einen Tisch setzen müssen. Und er forderte die Belegschaft eindringlich auf, auch künftig solidarisch zu bleiben.

Betriebsseelsorger Hans Gilg berichtete von seinem Besuch im CCC und den Zukunftsängsten der dortigen KollegInnen. Hier ginge es, so machte er deutlich, nicht um reine Kosten und Zahlen, sondern an jeder einzelnen Stelle der Abteilung arbeite schließlich ein Mensch. Das müssten sich die Entscheidungsträger immer vor Augen halten.

Abschließend wurde noch die kommende Betriebsratswahl angesprochen. Ende März 2014 wird die Wahl stattfinden. Betriebsrat Josef Trutt stellte die Mitglieder des Wahlvorstandes vor, die dann die Wahl vorbereiten und organisieren werden.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Einladung zur Betriebsversammlung Montag 9.12.2013


Termin:  9.12.2013
Uhrzeit: 14 Uhr
Ort:        Kuppelsaal

Es gibt diesmal nur eine Veranstaltung für alle Mitarbeiter !

Themen sind (siehe auch Bild unten):

- Aktuelles aus dem Betriebsrat: Arbeitsgericht, Bundesagentur für Arbeit, befristete
Arbeitsverträge

- Zukunftskonzept CCC

- Vorstellung Hr. Schultheis

- Gründung einer Tarifkommission:
Um den Aktionismus der Geschäftsführung in geordnete Bahnen lenken zu können, haben die
Weltbild-ver.di-Mitglieder eine Tarifkommission gegründet und gewählt, die den Auftrag
hat, Verhandlungen mit der Geschäftsführung zum Abschluss eines
Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrags und eines Tarifvertrags Altersteilzeit aufzunehmen.

- Wie geht es weiter bei Weltbild ? (Thomas Gürlebeck, Gewerkschaftssekretär ver.di
Augsburg)

- Arbeit haben (und nicht haben) (Hans Gilg, kath. Betriebsseelsorge)

- Betriebsratswahl 2014

Wir freuen uns über zahlreiche Teilnahme an der Betriebsversammlung !





Dienstag, 3. Dezember 2013

Vermittlungsversuch der Agentur für Arbeit gescheitert


Anfang November hat der Betriebsrat die Agentur für Arbeit um Vermittlung beim Streit um das Outsourcing des WELTBILD-Kundendienstes und die angekündigten 140 Entlassungen gebeten. Gestern fand der Termin in den Räumen der Agentur in München statt. 

Auf unserer Seite des Tisches: Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz, ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann, der BR-Anwalt Michael Huber und BR-Sachverständiger Klaus Warbruck. Der Arbeitgeber war vertreten durch Personalleiter Michael Seher, CCC-Geschäftsleiterin Ilona Weigand, den Unternehmensberater Thomas Hohlfeld und Rechtsanwalt Dr. Wiegelmann.

Warum Outsourcing keine Lösung ist

Der Betriebsrat wollte erreichen, dass gemeinsam und ergebnisoffen über die geplante Auslagerung beraten wird. Eben so wie es das Betriebsverfassungsgesetz im Falle einer Betriebsänderung vorsieht. Die MitarbeiterInnenvertretung ist weiterhin der Auffassung, dass die Schließung des eigenen Kundendienstes ein Schritt in die falsche Richtung ist. Die Qualität der Kundenbetreuung wird – das zeigen die Beispiele in vielen anderen Firmen – sinken und WELTBILD weitere Umsatzeinbußen bescheren. Die möglicherweise einzusparenden Kosten von 1 bis 2 Millionen jährlich werden frühestens in 3 Jahren ergebniswirksam. Die Kündigung von 140 MitarbeiterInnen leistet damit keinen wirksamen Beitrag zur Refinanzierung des Unternehmens, sondern gefährdet die Substanz von WELTBILD weiter. Wir haben kein Kostenproblem, sondern ein Umsatzproblem.

Vertraulichkeit in den Verhandlungen

Nachdem beide Seiten unter dem Vorsitz von zwei Vertretern der Arbeitsagentur Vertraulichkeit in den Verhandlungen vereinbart haben, hier nur so viel: Auch dieser Versuch des Betriebsrats, doch noch außergerichtlich zu einer vernünftigen Abwägung der Interessen zu kommen, ist gescheitert. Weitere Termine mit der Agentur für Arbeit hat der Anwalt des Arbeitgebers mit dem Hinweis auf "Rechtssicherheit" in einem möglichen Verfahren vor dem Landes-Arbeitsgericht abgelehnt.

Hintergrund: Derzeit versucht die Geschäftsführung den Betriebsrat gerichtlich in eine Einigungsstelle zu zwingen. Das geht nur, wenn der Richter das Scheitern der Verhandlungen anerkennt. Die Bemühungen des Betriebsrats um einen ergebnisoffen zu verhandelnden Interessenausgleich widersprechen dem Ziel des Arbeitgebers, die Entlassungen möglichst schnell durchzuziehen.

Der Betriebsrat berät jetzt die weiteren Schritte und wird die Belegschaft in der Betriebsversammlung am 9. Dezember informieren.

Donnerstag, 21. November 2013

Presseschau


Es hat sich viel seit der letzten Presseübersicht ereignet.
Leider nichts Gutes.
Gemeinsam können wir uns anstrengen, etwas Gutes zu erreichen.

Die Presseübersicht beginnt mit den ältesten Berichten und endet mit den jüngsten.
Es gibt noch weit mehr Berichte als die unten stehenden, das sind dann aber gleichlautende, die keine weiteren Informationen bringen.

offener Brief an Halff (9.10.2013):
http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/So-kaempfen-Weltbild-Mitarbeiter-um-ihre-Arbeitsplaetze-id27316407.html

Zur Demonstration am 26.10.2013:
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Weltbild-Mitarbeiter-demonstrieren-gegen-geplanten-Stellenabbau-id27542757.html
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.weltbild-verlag-in-augsburg-ein-trauermarsch-zum-bischofssitz.765b1a36-d53d-45c0-ae36-b9ce24193827.html
http://www.jungewelt.de/2013/10-29/002.php

Zu Herrn Schultheis:
http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Weltbild-holt-Experten-fuer-Sanierung-id27557582.html
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/weltbildverlag-sanierer-schultheis-josef100.html

Ein aufschlussreiches Interview mit Herrn Halff (30.10.2013):
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Weltbild-Chef-Halff-Unsere-Liquiditaet-ist-ausreichend-id27570422.html

Derweil überlegt man sich schon, wie man neue Mitarbeiter rekrutieren kann (30.10.2013):
http://www.haufe.de/personal/hr-management/employer-branding-kai-anderson-zur-kampagne-von-weltbild_80_205222.html

Weltbild in der Krise (15.10./22.10./31.10./3.11.2013):
http://www.sueddeutsche.de/bayern/weltbild-verlag-in-der-krise-druck-von-allen-seiten-1.1794944
http://www.sueddeutsche.de/medien/kirchliche-verlagsgruppe-weltbild-wankt-1.1800591
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/weltbild-verlag-in-der-krise-jede-filiale-muss-sich-rechnen-1.1807807
http://www.welt.de/print/wams/wirtschaft/article121482812/Baldiges-Millionengrab.html

Die Kirche investiert:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/katholische-kirche-insolvenz-von-weltbild-verlag-vorerst-abgewendet-12646418.html
http://www.internetworld.de/Nachrichten/E-Commerce/Handel/Insolvenz-vorerst-abgewendet-Weltbild-erhaelt-neues-Kapital-80980.html
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Hoffnung-aber-keine-Erloesung-bei-Weltbild-id27631102.html
http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/58457.html
http://www.kath.net/news/43587
http://de.radiovaticana.va/news/2013/11/07/d:_engagement_bei_weltbild_ist_moralische_verpflichtung/ted-744548

Die Münchner Kirchennachrichten sind besonders gut informiert, sehr interessant der 2. Artikel, der den "Verlust" der Bischöfe von 130 Millionen auf 15
Millionen Euro relativiert (4.11./6.11.2013):
http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/tagesheilige/tagesheiliger/article/alt-eigentuemer-muessen-130-millionen-euro-abschreiben.html
http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/meldung/article/weltbild-soll-gewinne-erwirtschaften.html

Weltbild Plus:
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2013/11/05/minus-bei-weltbildplus.htm

Weltbild möchte KollegInnen entlassen und geht gleichzeitig auf Einkaufstour:
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2013/11/06/im-rueckwaertsgang-auf-die-datenbahn.htm
http://www.boersennews.de/nachrichten/artikel/wuwekuitisiert-uebernahme-von-buecherde-durch-weltbild/298108999/1000
http://www.neues-deutschland.de/artikel/838354.bischoefe-wollen-dem-weltbild-verlag-helfen.html
http://www.b4bschwaben.de/nachrichten/augsburg_artikel,-Verdi-kritisiert-WELTBILD-uebernimmt-buecherde-_arid,132029.html

Weltbild zerrt den eigenen Betriebsrat vor das Arbeitsgericht (15.11.2013):
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2013/11/15/konstruktiv-vs-kahlschlag.htm
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/weltbild-kuendigungen-arbeitsgericht-100.html

http://www.sueddeutsche.de/C5O38E/1663452/Einigungsstelle-soll-Weltbild-Sozialplan-klaeren.html



Dienstag, 19. November 2013

ver.di-Mitglieder bei WELTBILD wählen Tarifkommission


Gestern Abend informierte die Gewerkschaft ver.di ihre Mitglieder bei WELTBILD im Rahmen einer Mitgliederversammlung.

Handelssekretär Thomas Gürlebeck fasste den bisherigen Verlauf der Auseinandersetzungen um das Outsourcing des CCC zusammen und machte deutlich, dass die Geschäftsführung im Auftrag der Gesellschafter handelt: "Die Kirche hat es in der Hand, was mit den Arbeitsplätzen bei WELTBILD geschieht."

Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann erläuterte detailliert die rechtlichen Hintergründe des Einsetzungsverfahrens zur Einigungsstelle und erklärte den Unterschied zwischen Interessenausgleich und Sozialplan, und was das für die Beschäftigten bei WELTBILD bedeutet.

Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz schilderte die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht am Freitag und gab einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der juristischen Auseinandersetzung, die jetzt in die zweite Instanz gehen wird.

Am Ende der Versammlung wählten die Mitglieder eine Tarifkommission, die zwei Tarifverträge für die KollegInnen bei WELTBILD verhandeln werden:

1. einen Perspektiv-Tarifvertrag zur Sicherung der Arbeitsplätze bei WELTBILD

2. einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit, der den Arbeitsplatzabbau bei WELTBILD sozialverträglich gestalten soll.

Mitglieder dieser Tarifkommission sind in alphabetischer Reihenfolge: Visnja Bernhard, Timm Boßmann, Peter Fitz, Peter Hellriegel, Johannes Ihmenkamp, Manuela Natterer, Peter Reichert-Meißl, Dolores Sailer, Josef Trutt, Raimund Wegemer.

Die weitere Information der Belegschaft erfolgt in zwei Schritten: Am 29.11.2013 wird es eine Abteilungsversammlung im CCC geben. Dabei steht das Alternativkonzept im Mittelpunkt, das die Mitglieder einer ExpertInnen-Kommission zusammen mit dem BR-Berater Klaus Warbruck erarbeitet haben.

Am 9.12.2013 folgt eine Betriebsversammlung, bei der alle Beschäftigten über den aktuellen Stand im CCC informiert werden und die Erwartungen des Betriebsrats zum weiteren Fortgang der Restrukturierungsmaßnahmen diskutiert werden sollen.

Montag, 18. November 2013

Vermittlungsersuchen bei der Bundesagentur für Arbeit


Bekanntermaßen hat die Geschäftsführung von Weltbild die Vorschläge des Betriebsrates zur
Situation im CCC und zur allgemeinen Verbesserung der Geschäftsposition von Weltbild nicht nur
ignoriert, sondern ohne sich ernsthaft zu bemühen, die Verhandlungen für gescheitert erklärt und
die Einigungsstelle beim Arbeitsgericht Augsburg angerufen:
http://weltbild-verdi.blogspot.de/2013/11/verdi-ruft-zu-protesten-gegen-weltbild.html

Die Rechtsanwälte des Betriebsrates halten das für ein nicht zulässiges Vorgehen.
Daher bittet der Betriebsrat die Bundesagentur für Arbeit um Vermittlung in dieser Angelegenheit.
Da die Bundesagentur großes Interesse daran haben sollte, dass möglichst wenig Menschen ihre
Arbeit verlieren, ist zu hoffen, hier einen kompetenten Mitstreiter zu gewinnen.

Der Betriebsrat begründet die Anrufung auf Vermittlung damit, dass die Arbeitgeberseite voreilig
und einseitig eine Anrufung der Einigungsstelle durchführte, um möglichst schnell die Entlassungen
einleiten zu können.
Es wurde dem Betriebsrat von der Arbeitgeberseite keine Gelegenheit geboten, ein eigenes
sozialverträgliches Gegenkonzept zu entwickeln und vorzulegen.

Der Betriebsrat wäre selbstverständlich bereit, Maßnahmen mitzutragen, die die wirtschaftliche
Zukunft des Unternehmens sichern können.
Hinsichtlich der Schließung des CCC ist der Betriebsrat überzeugt, dass diese Kernkompetenz im
Hause erhalten bleiben muss.

Laut Betriebsverfassungsgesetz muss, wenn er angefordert wurde, erst der Vermittlungsversuch
der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt werden, bevor die Einigungsstelle angerufen werden
kann.
Damit ist die Anrufung der Einigungsstelle durch die Geschäftsführung von Weltbild nicht zulässig.
Es bleibt zu hoffen, dass das die Einigungsstelle genauso sieht und sie das ganze Verfahren
zunächst auf den Vermittlungsversuch der Bundesagentur für Arbeit zurück verweist.

Freitag vor dem Arbeitsgericht

Am Freitag war der arbeitsgerichtliche Termin (siehe den Bericht vom 14.11.13). Dem Aufruf von ver.di sind an die 50 Kolleginnen und Kollegen gefolgt.



Thomas Gürlebeck und Peter Fitz erklärten warum der Arbeitgeber den BR vor dem Arbeitsgericht gezerrt hat.

Der Richter hat versucht, die beiden Parteien (BR und Geschäftsleitung) doch noch zu einer Einigung zu bewegen. Die Geschäftsleitung, vertreten durch Herrn RA Melms und Herrn Seher, machten mal wieder deutlich, dass es ihnen vor allem auf eine schnelle Abwicklung des CCC ankommt. Der BR, vertreten durch Herrn RA Michael Huber und Herrn Peter Fitz, wollen kein Zeitdruck, sondern über die Sache verhandeln.  Schließlich ist über Alternativen bis heute überhaupt nicht gesprochen worden.
Der Richter hat nach einem Hinweis auf weitere Termine den Spruch für das Ende des Tages angekündigt.

Wie der Blog-Redaktion aus sicherer Quelle erfahren hat, hat der Richter die Einigungsstelle bewilligt. So wie dies auch u.a. in der Augsburger Allgemeine nachzulesen war.

Damit geht das Verfahren in die nächste Instanz.

Donnerstag, 14. November 2013

Weltbild Geschäftsführung zwingt Betriebsrat in arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung


Pressemitteilung von ver.di:

Im Konflikt um die Auslagerung des Kundendienstes (CCC) der Verlagsgruppe Weltbild und die damit verbundenen 140 Kündigungen hat die Geschäftsleitung ein arbeitsgerichtliches Verfahren gegen den Betriebsrat eingeleitet.

Ziel der Weltbild-Geschäftsleitung ist es, ohne jegliche inhaltliche Erörterung und Beratung über mögliche Alternativen den Betriebsrat in eine Einigungsstelle zu zwingen. Der Arbeitgeber will die betroffenen 140 Kolleginnen und Kollegen einfach so schnell wie möglich entlassen.

"Kahlschlagorgie" ohne Betriebsrat

Dass der Arbeitgeber den Betriebsrat in eine solche Auseinandersetzung zwingt,ohne vorher ernsthaft und mit dem Willen einer Einigung zu verhandeln, ist einmalig. "Die Geschäftsleitung will ihren eingeschlagenen Kurs der Kahlschlagorgie kompromisslos durchziehen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz. "Dass die Geschäftsleitung nun das Arbeitsgericht als Machtinstrument missbraucht, ist ein deutliches Signal gegen den Betriebsrat und die Belegschaft. Aber wir werden diesen Aktionismus nicht unterstützen, und wir werden als Betriebsrat weiterhin dazu stehen, dass wir unsere Kolleginnen und Kollegen nicht verkaufen", so Fitz weiter.

Der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck ist sichtlich erzürnt über die Vorgehensweise der Geschäftsleitung. "Da kann man sich als Weltbild-Beschäftigter schon langsam verarscht vorkommen. Zuerst heißt es, man muss Geld sparen und daher sei das Outsourcing des Kundendienstes notwendig. Dann wird ein neuer Geschäftsführer eingestellt, dessen Konzept unklar und wenig nachhaltig ist. Als nächstes schießen die Eigentümer Geld in das Unternehmen, um zu versuchen die Beschäftigten zu beruhigen. Fast gleichzeitig wird bekannt, dass Weltbild für Millionen bücher.de übernehmen will", sagt Gürlebeck verärgert. "Der Gipfel ist jetzt, dass der Betriebsrat durch das Arbeitsgericht gezwungen werden soll, ausschließlich über Abfindungen der CCC-MitarbeiterInnen zu verhandeln, statt über mögliche Alternativen der Weiterbeschäftigung. Unglaublich was da passiert", sagt Gürlebeck abschließend.

Mitarbeiter verlieren das Vertrauen in die Führung

Ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann fasst die Stimmung unter den Beschäftigten zusammen: "Bei den KollegInnen kommt an, dass ihre Interessen in der Krise an letzter Stelle stehen. Das ist keine gute Voraussetzung, um das Unternehmen wieder auf Spur zu bringen. Den Turnaround in die Gewinnzone schaffen wir nur gemeinsam." Boßmann weiter: "Die Beschäftigten warten immer noch auf positive Signale. Wenn Geschäftsleitung Kompromissbereitschaft zeigen würde, könnten wir endlich konstruktiv handeln. Die Eskalation vor Gericht untergräbt das Vertrauen in die Führung und beschädigt das Unternehmen langfristig."

Der erste Termin am Arbeitsgericht Augsburg findet am 15.11.2013 um 9:45 Uhrstatt.
Die Gewerkschaft ver.di lädt zu einer Solidaritätskundgebung ab 9:00 Uhr
vor dem Arbeitsgericht Augsburg, Frohsinnstraße, ein.


Dienstag, 12. November 2013

Ergebnis der letzten Umfrage






Was denken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die aktuelle Situation bei Weltbild? 
Wie schätzen die Beschäftigten die Lage ein?

Wir haben in dem Blog eine Umfrage gestartet, um das derzeitige Stimmungsbild einzufangen.
Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal an all die vielen KollegInnen, die daran teilgenommen haben.

Bis Samstag, den 09.11., sind insgesamt 301 Rückmeldungen eingegangen.

Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ und jeder mag die Ergebnis-Grafiken deuten wie er möchte. Bei den Fragen sind Mehrfach-Antworten möglich gewesen, so dass in der Summe die Zahl teils höher ausfällt als 301.

Zur genauen Ansicht einfach auf die Bilder klicken.


1.) Zusammengenommen rund 86% schätzen die Lage als sehr ernst ein und/oder haben bei langjähriger Tätigkeit im Unternehmen noch nie so eine schlimme Situation erlebt. Nur 13% sind der Ansicht, es handele sich um eine schwierige Umbruchphase, die jedes Unternehmen irgendwann mal durchläuft.





2.) Nur 6% halten ihren Arbeitsplatz bei Weltbild noch für sicher. Die Verunsicherung ist groß: Ein Drittel kann die Gefährdung bzw. Sicherheit ihres Arbeitsplatzes nicht einschätzen. Und mehr als die Hälfte hält ihn in den kommenden Monaten für konkret gefährdet. Einigen anderen wurde bereits schon gekündigt.




3.) Lediglich 4% erscheint das Handeln der Geschäftsführung als souverän. Etwa ein Drittel vermutet, dass die Geschäftsführung selbst nicht wisse, wohin die Reise geht. Über 60% fühlen sich offenbar bewusst getäuscht und haben das Vertrauen bereits verloren.






4.) Insgesamt über 90% kritisieren das Verhalten der Bischöfe. 67% beklagen nicht nur fehlende Unterstützung, sondern glauben sogar, dass die Bischöfe aktiv den Stellenabbau vorantreiben.





5.) Der Betriebsrat erhält einen Zuspruch von 22%. Die beiden ersten Antworten offenbaren die Zwickmühle in der er sich befindet: Über ein Drittel meint er solle für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Ein weiteres Drittel ist der Ansicht, er solle über Abfindungen verhandeln. Die beiden Größenordnungen halten sich in etwa die Waage. Das heißt: Es werden von der Belegschaft ganz unterschiedliche Erwartungen an ihn gerichtet, die schwer zu verbinden sind.

Momentan verfolgt der Betriebsrat das Ziel, um die Arbeitsplätze zu kämpfen. Somit kann man sagen neben den 22% reinen Zuspruch unterstützen auch weitere 35% den eingeschlagenen Weg.



6.) Auch in Hinblick auf die Gewerkschaften ist das Meinungsbild gespalten. 37% bewerten ihr Handeln als gut und 22% wünschen sich darüber hinaus noch mehr Einsatz und Aktionen. Zusammengenommen etwa 40% stehen der Gewerkschaft kritisch gegenüber.

Vergleicht man alle bisherigen Antworten miteinander ist jedoch klar erkennbar, das Betriebsrat und Gewerkschaft momentan wesentlich mehr Zuspruch und Vertrauen bei der Belegschaft genießen als die Geschäftsführung und die Eigentümer.




7.) 34% haben an der letzten Demo in Augsburg teilgenommen. Das ist für Weltbild-Verhältnisse ein hoher Wert. Aber 66% haben aus verschiedenen Gründen nicht teilgenommen. Bedenkt man, wie viele vorher angekreuzt hatten, dass sie ihren Arbeitsplatz in Gefahr sehen, dann verwundert es, dass nicht noch mehr zur Demo gegangen sind. 40% fürchten dabei, dass solche Aktionen dem Image von Weltbild schaden könnten. Das ist ein hoher Prozentsatz. Offenbar gibt es bei den Beschäftigten noch starke Vorbehalte gegen öffentliche Proteste. Ein Thema, das wir bald noch mal in einem eigenständigen Blog-Beitrag ansprechen werden.





8. Auf einer Skala von 1 bis 5 sollte bewertet werden, wie hoch man die Wahrscheinlichkeit einschätzt, dass weitere Stellen abgebaut werden. Das folgende Ergebnis spricht für sich, oder?




Fazit: Jeder mag diese Umfrage interpretieren, wie er möchte und darf sie auch gerne kritisieren.
Für uns ist sie ein wichtiges Stimmungsbild das insgesamt Folgendes zeigt:

Das Vertrauen in die Geschäftsführung und auch in die kirchlichen Eigentümer hat enorm gelitten.
Die Mehrheit der Weltbild-Beschäftigten sehen das Unternehmen in einer sehr kritischen Lage.
Über die Hälfte der Belegschaft fürchtet in den nächsten Monaten ganz konkret um ihren Arbeitsplatz.
Betriebsrat und Gewerkschaft finden einerseits Zuspruch, werden andererseits auch kritisch betrachtet.
Ein Teil der Beschäftigten ist bereits auf die Straße gegangen, um aktiv gegen Stellenstreichungen zu protestieren.
Viele Beschäftigte reagieren bislang zurückhaltend. Sie haben teils hohe Erwartungen an ihre institutionellen Interessenvertreter (Betriebsrat und verdi), scheuen aber derzeit noch davor zurück, sie aktiv zu unterstützen und sich selbst an Protesten und Aktionen zu beteiligen.





Montag, 11. November 2013

ver.di ruft zu Protesten gegen WELTBILD vor dem Arbeitsgericht auf



CCC-Outsourcing ist nur die Generalprobe für kommende Personal-Einsparungen


Am kommenden Freitag stehen sich WELTBILD-Geschäftsführung und Betriebsrat erstmals vor Gericht gegenüber. Das ist ein völliges Novum in der über 20-jährigen Geschichte betrieblicher Mitbestimmung bei der Verlagsgruppe WELTBILD.

Grund ist das geplante Outsourcing unseres Kundendienstes (CCC) und die Weigerung der Geschäftsführung, mit dem Betriebsrat ernsthaft über Alternativen zu beraten. Stattdessen hat der Arbeitgeber versucht, den Betriebsrat über eine zeitlich extrem enge Verhandlungsvereinbarung in Abfindungsverhandlungen vor einer Einigungsstelle zu zwingen.

"Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht!"


Der Betriebsrat sagt: "Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht", und hat die Unterzeichnung der Verhandlungsvereinbarung verweigert. Daraufhin hat die Geschäftsführung die Verhandlungen zum Interessenausgleich bezüglich des CCC-Outsourcings für gescheitert erklärt, bevor auch nur ein einziges Mal inhaltlich geredet worden ist.

Wir werten das als Schachzug der Geschäftsführung, um die geplanten Kündigungen möglichst schnell aussprechen zu können. Hier geht es nicht um eine nachhaltige Maßnahme zur Rettung des Unternehmens, sondern lediglich um ein Zeichen der Handlungsfähigkeit einer angeschlagenen Geschäftsführung. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist für viele KollegInnen und ihre Familien eine persönliche Katastrophe. Deshalb dürfen Entlassungen immer nur das allerletzte Mittel sein und keinesfalls zu PR-Zwecken erfolgen.

Darum stellt sich der BR weiterhin quer und fordert die Verhandlung seines Alternativ-Konzeptes, das derzeit zusammen mit den betroffenen MitarbeiterInnen und einem erfahrenen Wirtschaftsberater erstellt wird. Solange nicht alle anderen Wege zumindest ausgiebig diskutiert und durchgerechnet wurden, stimmt der Betriebsrat dem Outsourcing nicht zu und verhandelt auch nicht über Abfindungen.

Kommt alle zum Gericht


Um Druck auf den Betriebsrat auszuüben, hat der Arbeitgeber jetzt das Beschlussverfahren vor dem Arbeitsgericht eingeleitet. Der erste öffentliche Verhandlungstermin ist am

Freitag, 15.11.2013, um 9:00 
vor dem Augsburger Arbeitsgericht, 
Sitzungssaal 3 
Frohsinnstr. 2 (Nähe Schießgraben)


Die Gewerkschaft ver.di ruft alle KollegInnen von WELTBILD dazu auf, die öffentliche Verhandlung vor Ort zu begleiten, und Solidarität mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu zeigen.

Machen wir uns nichts vor: Das Outsourcing des Kundendienstes ist nur der Startschuss für eine Fülle von Personal-Einsparungen in einem 2-jährigen Kostensenkungsprogramm. Das hat die Geschäftsführung gegenüber dem Betriebsrat bereits zugegeben.

Den eigenen Arbeitsplatz aktiv sichern


Der weitere Verlauf in Sachen CCC wird nicht nur über das Schicksal der aktuell betroffenen KollegInnen im Kundendienst entscheiden, sondern wird auch die Marschroute der Geschäftsführung gegenüber den demnächst folgenden Bereichen bestimmen. Deshalb ist es im Interesse aller WELTBILD-Beschäftigten, der Geschäftsführung und den Gesellschaftern deutlich und mit Nachdruck zu zeigen: "So könnt ihr mit uns nicht umgehen. Das lassen wir uns nicht gefallen!"

Wer am Freitag mit den KollegInnen von Gewerkschaft und Betriebsrat vor dem Arbeitsgericht steht, leistet auch einen aktiven Beitrag zur Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes.

Sonntag, 10. November 2013

"Ich bin Bischof von Limburg YEAH!"

Mal was Nettes zum Ausklang des Wochenendes…

Freitag, 8. November 2013

Wie geht's weiter? Interview mit BR-Berater Klaus Warbruck


WELTBILD steckt im größten Umbau seit Bestehen der Verlagsgruppe. Auf der Zielgeraden ist das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Jetzt machen die katholischen Gesellschafter Druck auf die Geschäftsführung. Carel Halff und Dr. Martin Beer fällt in dieser Situation wenig ein: Sie setzen einseitig auf Kostensenkung und Personalabbau. Alles andere geht weiter wie gehabt.

Der Betriebsrat setzt dagegen auf einen Optimierungsprozess unter Beteiligung der MitarbeiterInnen. Sie wollen mitreden und mitentscheiden, wie es in Zukunft weitergeht. Um die Beteiligungsrechte der Beschäftigten durchzusetzen, hat der Betriebsrat einen externen Berater hinzugezogen, der das Gremium mit betriebswirtschaftlichem und juristischem Sachverstand unterstützt. Die Blog-Redaktion hat Klaus Warbruck von www.brconsult.de zum Interview eingeladen.

Was sind deine Aufgaben in den nächsten Wochen?


Der Betriebsrat  hat entsprechend den betriebsverfassungsrechtlichen Möglichkeiten beschlossen, mich  für die jetzt anstehenden Interessenausgleichsverhandlungen als Sachverständigen zuzuziehen.

Wir haben im Verhandlungsteam – dazu gehören neben den BR-Vertretern auch noch Rechtsanwalt Michael Huber und ver.di Sekretär Thomas Gürlebeck – zunächst anhand der vorliegenden Unterlagen (Jahresabschlüsse, Präsentationen zur geplanten Reorganisation,…) die Ausgangslage für die Verhandlungen analysiert.

Meine Aufgabe bestand darin, diese Bestandsaufnahme in ein Positionspapier zu überführen, das als Grundlage für den ersten Meinungsaustausch am 14.10.2013 dienen sollte.

Ansonsten ist die Informationslage noch sehr rudimentär und aus Sicht der Interessenvertretung für eine qualifizierte Beratung auf keinen Fall ausreichend. Wir haben deshalb weitere Unterlagen angefordert, die im nächsten Schritt beurteilt und ausgewertet werden müssen.

Neben der konkreten Beschreibung der geplanten Veränderungen im CCC brauchen wir vor allem auch Informationen  zur wirtschaftlichen Lage der Weltbildgruppe (Wirtschaftsprüfbericht 2012/2013, Fortführungsprognose und kurzfristige Liquiditätsplanung für die nächsten Monate).
Von besonderem Interesse sind außerdem die Arbeitsergebnisse der Unternehmensberatung KPMG, die im Auftrag der Anteilseigner und in Abstimmung mit der Geschäftsführung ein auf zwei Jahre angelegtes Sanierungsgutachten erstellt hat.

Die Unterlagen und die Klärung der offenen Fragen mit der Geschäftsführung liefern den Rahmen für die Positionierung des BR im Interessenausgleich. Das gilt für freie Verhandlungen ebenso, wie für ein eventuell notwendiges Einigungsstellenverfahren.

Wir wollen uns als Verhandlungsteam aber nicht nur auf die Geschäftsführung als Informationsquelle verlassen. Alle von den Restrukturierungsmaßnahmen betroffenen Beschäftigten – aktuell die Mitarbeiter im CCC – sollen aktiv in den laufenden Verhandlungsprozess einbezogen werden. Dazu gehört die schriftliche Abfrage möglicher Verbesserungs- und Optimierungspotentiale genauso, wie die Einrichtung eines Expertenteams, dass die Verhandlungskommission bei der Erarbeitung eines qualifizierten Fortführungskonzeptes für das CCC unterstützen soll.

Meine Aufgabe ist die Sammlung der unterschiedlichen Vorschläge und Anregungen und die Überleitung der Arbeitsergebnisse aus der Mitarbeiterbeteiligung in die Verhandlungsführung.

Kannst du ein bisschen was über dich persönlich erzählen?


Jahrgang 1959. Arbeiterkind aus Duisburg-Walsum, dem die Chance gegeben wurde, Abitur zu machen und zu studieren. Sozialwissenschaften und Betriebswirtschaft. Parallel zum Studium mehrjährige BR-Tätigkeit. Nach dem Studium Assistent im Bildungszentrum Springe des DGB Bildungswerk e.V.. Seither – fast 25 Jahre – gewerkschaftliche Bildungsarbeit. Genauso lange umfangreiche Beratungstätigkeit/Schulungen für verschiedenste BR-Gremien. Seit 2008 Arbeitnehmervertreter  im Aufsichtsrat der swb AG Bremen. Wohnort: Buchholz in der Nordheide.

Was willst du zusammen mit dem Betriebsrat und der ver.di für die Beschäftigten bei WELTBILD erreichen?


Der Konflikt zwischen Geschäftsführung und Anteilseignern auf der einen und dem BR und ver.di auf der anderen Seite findet auf verschiedenen Handlungsebenen statt. Entsprechend unterschiedlich sind unsere Ziele.

Kurzfristig geht es um die Verhinderung der Fremdvergabe weiterer Leistungen aus der Kundenbetreuung an Dritte und um die Absicherung der 150 Arbeitsplätze im CCC. Hierzu brauchen wir einen Interessenausleich, der die zukünftige Aufteilung der Kundenbetreuung zwischen Eigenleistung und Fremdvergabe regelt und außerdem betriebsbedingte Kündigungen ausschließen soll. Dafür treten wir in den jetzt begonnenen Verhandlungen an.

Das geplante Outsourcing des CCC ist aber nur ein Teil des Kostensenkungspakets der Geschäftsführung. Wir brauchen eine Rahmenvereinbarung die gewährleistet, dass auch alle weiteren Maßnahmen und Teilprojekte vom abzuschließenden Interessenausgleich und Sozialplan erfasst werden. Und das mindestens für die nächsten zwei bis drei Jahre.

Wir sind auf der Arbeitnehmerseite übereinstimmend der Meinung, dass die bloße Abfederung möglicher Nachteile und – soweit das überhaupt durchsetzbar ist – die Verhinderung von Kündigungen insgesamt zu kurz greift.

Weltbild steht in einer existentiellen Krise, die einen grundlegenden Umbau der Unternehmensorganisation und eine strategische Neuausrichtung notwendig macht. Dieser Umbau geht nach unserem Verständnis nur mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie. Wir streben einen konstruktiven Dialog mit der Geschäftsführung und den Anteilseignern an, um diesen – notwendigen und unabdingbaren – Umbau gemeinsam zu gestalten. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden.

Wie bewertest du die Pläne der Geschäftsführung?


Die Pläne der Geschäftsführung – soweit man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt von einem Plan reden kann – werden von Aktionismus bestimmt. Den Anteilseignern und der Öffentlichkeit  soll Handlungsstärke und  Führungswillen demonstriert werden. Die Fremdvergabe des CCC leistet keinen Beitrag zur Sanierung. Dem rechnerischen  Einsparvolumen von vielleicht 2 Mio. Euro stehen Sozialplan- und Restrukturierungskosten gegenüber, so dass die Maßnahme frühestens in zwei Jahren einen wirtschaftlichen Effekt hätte.

Auch weitere darüber hinausgehende Kostensenkungsprogramme werden keine Lösung bringen. Schon gar nicht kurzfristig.

Weltbild erlebt eine Umsatzkrise, die sich bei kaum veränderbaren Fixkosten (Gebäude, technische Anlagen, Softwareinvestitionen, Verwaltungsoverhead,…) zu einer existenzbedrohenden Ertrags- und Liquiditätskrise ausgewachsen hat. Der  Ausweg  liegt in der Stabilisierung bestehender und der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Die bestehenden Fixkosten müssen besser ausgelastet und die damit die Produktivität erhöht werden. Nur so lassen sich positive Deckungsbeiträge (sogenannte Skalenerträge) erschließen, die Weltbild nachhaltig wieder rentabel machen können.

Jede Personalmaßnahme wird sich an der Frage messen lassen müssen, wie sich diese Maßnahme auf die Fähigkeit der Weltbildgruppe zur Realisierung von Marktchancen auswirken wird. In dieser Hinsicht ist die Fremdvergabe der Kundenbetreuung an unternehmensfremde Dritte möglicherweise ein fataler Fehler.

Die Verhandlungen stehen ganz am Anfang – wie wird es weitergehen? 


Der weitere Gang der Verhandlungen  hängt von der Bereitschaft der Geschäftsführung zu einer ergebnisoffenen  und konstruktiven Beratung der jeweiligen Themen ab.

Unsere Erwartungen und Ziele habe ich ja schon beschrieben. Wir haben uns bisher nicht auf eine Verfahrensregelung verständigen können. Das heißt aber nicht, dass das nicht noch möglich wäre. Wir sind jedenfalls für zielführende Absprachen über das weitere Verfahren zu haben.

Sollte die Geschäftsführung bei ihrer bisherigen Gangart bleiben, werden die Verhandlungen schwierig.

Was empfiehlst du den MitarbeiterInnen im Bereich CCC?


Dass es in der Organisation des CCC Defizite gibt, wissen alle Beteiligten.

Der Betriebsrat hat sich die Einbeziehung der Beschäftigten in eine systematische Analyse und Bewertung der Schwachstellen auf die Fahne geschrieben. Ziel ist die Beseitigung von Ineffizienzen und die gemeinsame Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen.

Außerdem soll  gemeinsam mit den Beschäftigten ausgelotet werden, mit welchen Maßnahmen das CCC einen Beitrag zur besseren Kundenbindung und  zur Verbesserung der Wettbewerbssituation von Weltbild leisten kann. Wir nennen das: „Optimierung im Bestand“.

Ziel ist der Erhalt des CCC als wesentlichem Bestandteil einer eigenständigen Kundenbetreuung durch Weltbild. Hierzu möchte ich alle Mitarbeiter herzlich einladen.


Donnerstag, 7. November 2013

Trotz Krise: WELTBILD übernimmt Mehrheit bei buecher.de


MitarbeiterInnen sind empört: „Wir verstehen unsere Geschäftsführung nicht mehr."

Gestern wurde öffentlich, dass WELTBILD weitere Anteile von buecher.de übernimmt und damit Mehrheitsgesellschafter des online-Buchhändlers wird. Ein entsprechender Antrag wurde am 29.10.13 beim Bundeskartellamt eingereicht. Gleichzeitig beharren Geschäftsführung und Gesellschafter auf dem Outsourcing des WELTBILD-Kundendienstes (CCC) und wollen dabei 140 KollegInnen entlassen.

„Das erinnert mich an ein absurdes Theaterstück“, sagt ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck, der in Augsburg für den Handel zuständig ist. „Auf der einen Seite will man uns weismachen, dass WELTBILD sich keinen eigenen Kundendienst mehr leisten kann, auf der anderen kauft man für zig Millionen Firmenanteile.“ Der Gewerkschafter kann nicht verstehen, wie die kirchlichen Gesellschafter mit Menschen umgehen: „Hier werden Existenzen gegen Profite getauscht. Pfui!“

Fassungslosigkeit und Empörung im Betrieb

Auch in der Belegschaft herrscht Fassungslosigkeit. „Wir verstehen unsere Geschäftsführung nicht mehr“, schüttelt ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann den Kopf. Geschäftsführer Carel Halff habe auf der letzten Mitarbeiter-Versammlung bezüglich der Entlassungen im Kundendienst von „einer der traurigsten Entscheidungen, die ich in meinem Berufsleben zu treffen hatte“ gesprochen. Boßmann ist empört: „Der Unternehmens-Patriarch weint Krokodilstränen. In Wirklichkeit wird hier mit dem Rechenschieber über das Schicksal von Familien entschieden. Das kann nicht der Auftrag der Kirche sein.“

Auch Betriebsrats-Vorsitzender Peter Fitz ist wie vor den Kopf gestoßen: „Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss haben aus der Zeitung von dem Millionen-Deal erfahren. Ich weiß nicht, wie wir in der Krise vertrauensvoll mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten sollen, wenn Millionen-Investitionen vor uns verheimlicht werden.“ Fitz ist auch rätselhaft, was der Zukauf bringen soll: „Buecher.de gehört uns bereits zu einem Drittel, um einen Technologie- oder Knowhow-Transfer kann es bei der Übernahme nicht gehen.“

Mittwoch, 6. November 2013

"Netiquette" = Regeln für Kommentare in diesem Blog


Aus gegebenem Anlass hat die Blog-Redaktion heute beschlossen, Regeln für Kommentare aufzustellen. Solche Regeln sind üblich und werden im Internet-Jargon auch "Netiquette" genannt.

Ihr findet diese Regeln dauerhaft in der linken Navigationsleiste bzw. hier: Netiquette

Gerne können wir weiter über Sinn und Unsinn eines solchen Regelwerks diskutieren. Dazu bitte das Kommentarfeld direkt unter der Netiquette nutzen.

Unter den aktuellen Artikeln zur Situation bei WELTBILD bitte nur Kommentare zum jeweiligen Thema abgeben.

Danke für euer Verständnis sagt

Eure Blog-Redaktion


Montag, 4. November 2013

Josef Schultheis: Viel Wind, wenig Wegweisendes


Jetzt ist er also da: Josef Schultheis, der Erzengel, den unsere katholischen Gesellschafter zur Rettung von WELTBILD nach Augsburg gesandt haben. Er selbst sieht sich offenbar als eine Art Schiffersmann auf schwerer See. Seine Vorstellung auf der heute Mittag einberufenen Mitarbeiter-Versammlung war wenig präzise aber dafür reich an seemännischen Sprachbildern.

Drei Ziele macht der geschmeidige Interims-Manager aus: 1. "Den Nordstern finden", soll heißen, das Ziel der Restrukturierung festlegen. 2. "Herausfinden, wie viel Wasser wir unterm Kiel haben" = den tatsächlichen (Re-)Finanzierungsbedarf feststellen. 3. "Klippen umschiffen", meint: es besser machen als die Manager vorher.

Wer hat bei WELTBILD das Sagen?

So weit so hochseetauglich. Auf die Frage von ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann, wer denn zukünftig als Kapitän das Sagen auf dem WELTBILD-Dampfer habe ("Sie oder Herr Halff, den wir alle kennen?"), gab Schultheis eine eher nebulöse Antwort. Man werde sich innerhalb der Geschäftsführung abstimmen und stets im Konsens nach außen treten. Schön, wenn sich die Herren wenigstens nach außen einig sind.

Etwas klarer wird diese Antwort, wenn man überlegt, was Josef Schultheis NICHT gesagt hat: "Carel Halff bleibt wie bisher der Vorsitzende einer mehrköpfigen Geschäftsführung, er trifft und verantwortet somit weiterhin alle zentralen Entscheidungen." DAS hat der neue Lotse/Steuermann/Kapitän(?) NICHT gesagt.

Etwas unsicher war der Neue auch in der Frage, wer ihn denn berufen habe: "Wer hat Sie uns geschickt? Der Aufsichtsrat? Die Gesellschafter? Die Banken?" Schultheis tippte auf den Aufsichtsrat, Herr Halff wies ihn dann darauf hin, dass bei WELTBILD immer noch die Gesellschafter die Geschäftsführer bestimmen. Prima, schon was gelernt über WELTBILD. Immerhin: Die Banken sollen mit Schultheis' Einsatz nichts zu tun haben. Sagt er zumindest.

Was der Neue (nicht) mitbringt

Die in der offiziellen Pressemitteilung angekündigte "herausragende Expertise bei Restrukturierungen und Finanzierungsverhandlungen" konnte Schultheis im Kuppelsaal leider ebenso wenig belegen, wie "die umfangreichen Erfahrungen im Bereich des digitalen Handelns". An den Pleiten von ALPINE und PRAKTIKER, die Schultheis in Krisenzeiten ebenfalls betreut hatte, seien andere schuld gewesen. Die Online-Expertise rührt von QUELLE her (upps: ebenfalls pleite) und schließlich habe auch PRAKTIKER einen Online-Shop gehabt… Immerhin: den Buchhandel kennt er aus seiner Zeit bei Karstadt (gemeint sind wohl die Buchflächen, die mittlerweile WELTBILD/DBH-Warenhaus übernommen haben).

Auch auf andere Fragen aus den Reihen des Betriebsrats und der MitarbeiterInnen blieb unser neuer CRO (Chief-Restructuring-Officer) die Antworten schuldig. In welchen Bereichen die nächsten Maßnahmen anstehen? Zu früh, erstmal gucken. Welche konkreten Ideen er mitgebracht habe? Noch keine, erstmal gucken. Wie genau er die Lage von WELTBILD einschätze? Weiß nicht, erstmal gucken. Und so weiter…

CCC-Outsourcing wird nicht hinterfragt

Entscheidungen der jüngsten Vergangenheit (Outsourcing des CCC) werden von Josef Schultheis nicht überprüft. Dafür ist es offenbar nicht zu früh, um vor versammelter Mannschaft sagen zu können, dass hier die Zahlen für sich sprächen und die Vernichtung der 140 CCC-Arbeitsplätze richtig und notwendig sei. Klare Kante, der Mann.

Und noch etwas weiß der neue Mann auf der Brücke schon jetzt: Dass wir alle noch viel, viel mehr arbeiten müssen als bisher. Geschäftstermine am Abend werden nötig sein, warnte der Nachtlotse die Führungskräfte vorsorglich. Schade, dass keineR unserer Oberen den Mumm hatte nachzufragen: "Meinen Sie, dass wir bisher zu wenig gearbeitet haben?"

Bis Ende März soll es einen Plan geben

Wie auch immer. Nach einigem Würgen war dem neuen Skipper immerhin ein grober Fahrplan zu entlocken. Zunächst wird analysiert, dann werden Maßnahmen entworfen, am Ende wird umgesetzt. Der Gesamtplan der Grausamkeiten soll bis Ende März 2014 vorliegen. Aber auch auf dem Weg dahin müssten bereits viele dringende Entscheidungen getroffen und exekutiert werden. (In der Bildersprache sind wir zu diesem Teil der Veranstaltung bereits beim "Notarzt, der auf der Autobahn auch nicht mehr jeden Motorradfahrer retten kann" angelangt.)

Der kapitalistische Kompass des neuen Käpt'ns ist somit ordentlich geeicht und die Ruderer im Bauch der WELTBILD-Galeere dürfen sich auf einen ordentlichen Trommelwirbel einstellen. Hoffentlich wird niemand seekrank…

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Stellenabbau bei Weltbild – Ein Kunde schreibt

Zum Thema Outsourcing des Kundendienstes hat uns das E-Mail einer Kundin erreicht, das wir hier gerne
 veröffentlichen.
Wenn Sie auch eine Meinung zu dem Thema haben, können Sie gern die Kommentar-Funktion unter diesem Beitrag nutzen.



Das E-Mail:

Meine Enkelin hat mir geholfen, diese E-Mail zu verfassen. Sie hat auch das Blog gefunden und meinte, ich soll das hier euch schreiben.

Ich hatte bei Weltbild angerufen, um eine Bestellung aufzugeben und wollte noch ein paar Sachen zur Lage von Weltbild wissen. Man liest und hört soviel. Ich mache mir gerne ein eigenes Bild. Aber außer ein paar Standard-Antworten habe ich nichts bekommen. Ich versuche mal das Gespräch hier wiederzugeben:

Telefonistin: Guten Tag, Verlagsgruppe Weltbild, Sie sprechen mit Frau xy (Name habe ich nicht verstanden), was kann ich für Sie tun?
Ich: Ich möchte eine Bestellung aufgeben, aber ich möchte gerne noch was wissen, weil man liest so viel über Weltbild
Telefonistin (leicht seufzend): Was möchten Sie denn wissen?
Ich: Ist Weltbild Pleite?
Telefonistin: Nein, Weltbild befindet sich in einer Umbauphase. Wir sind nicht Pleite. Sie können ohne Bedenken bei uns weiterhin einkaufen.
Ich: Auch in den Filialen?
Telefonistin: Es wird weiterhin ein Filialnetz geben.
Ich: Warum werden dann Stellen in Kundendienst abgebaut, wenn alles ok ist? An wen wende ich mich dann? Ich habe kein Internet und die Filiale hier im Ort gibt es nicht mehr.
Telefonistin (kurze Pause und dann vorlesend): Der Umbau zu einem Online- und Digitalunternehmen erfordert harte und schmerzhafte Maßnahmen und lässt uns keine andere Wahl. Wir haben keine andere Möglichkeit, als diese Arbeiten extern zu vergeben.
(Dies habe ich mir zweimal vorlesen lassen, weil ich es mir notiert habe.)
Ich: Wo bin ich denn jetzt gelandet? Ich hoffe doch in Augsburg?
Telefonistin: Sie sind bei einem Dienstleister. Ich kann Ihnen auch helfen.
Ich: Das merkt man, Sie haben gerade eben was zweimal vorgelesen und Sie sind nicht von den Entlassungen betroffen.
Telefonistin: Möchten Sie jetzt bestellen?

Ich bin schon lange Kunde bei Weltbild und hatte schon mal kleinere Probleme. Und jedes Mal hat man mir gesagt, dass ich ein Rückruf bekomme. Die Rückrufe erfolgten auch. Jetzt denke ich, dass die sogenannten Dienstleister meine Probleme an Augsburg weitergeleitet haben. Wenigsten wurden diese dann zu meiner Zufriedenheit  gelöst. Aber warum geht das nicht gleich? Ich erwarte, wenn eine Firma in Augsburg sitzt, auch Mitarbeiter dort, die mir helfen, mich beraten und Bestellungen aufnehmen. Oder bin ich, wie meine Enkelin sagt, nicht mehr auf dem Laufenden?

Ich habe immer bei Weltbild bestellt, weil ich mir dachte, in diesem katholischen Unternehmen würden noch gewisse Grundsätze gelten. Aber anscheinend ist das Geld wichtiger als der menschliche Umgang, egal ob mit dem Kunden oder mit dem Mitarbeiter.

Übrigens habe ich bestellt. Aber ich werde beobachten, wie das mit Weltbild weitergeht.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Zur aktuellen Situation


Zeit für klare Antworten




Was denken die Mitarbeiter? Wie fühlen sich die Weltbild-Beschäftigten in dieser Krisensituation?
Was erwarten Sie von Geschäftsführung, Betriebsrat oder Gewerkschaft?
Wie viel Vertrauen haben Sie in das Krisenmanagement des Unternehmens?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, in wenigen Minuten könnt ihr völlig anonym die Umfrage ausfüllen und uns ein wichtiges Meinungsbild geben.

Es sind nur wenige, kurze Fragen und sie lassen sich schnell beantworten.

Am Ende einfach auf "Senden" drücken.








Sonntag, 27. Oktober 2013

Stellenabbau bei Weltbild - eine Mitarbeitermeinung


Zu diesem Thema hat uns ein Leserbrief eines/r WeltbildmitarbeiterIn erreicht, den wir gerne
veröffentlichen.

Gerne veröffentlichen wir auch weitere Meinungen unserer KollegInnen zu diesem Thema.

Der Brief:

Momentan überschlagen sich die Ereignisse.
Es sieht so aus, als ob die Kirche letztmalig in Weltbild investieren will, wobei der Begriff 
Liquiditätshilfe für mich nach Darlehen und nicht nach Investition klingt.
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Weitere-Bistuemer-kuendigen-Hilfe-an-
id27491652.html
Was ist eigentlich mit dem Droemer Knaur Verkauf ?
Da hört man gar nichts mehr darüber.

In der FAZ war von 70 Millionen Lücke die Rede, das klingt jetzt gar nicht mehr so 
unwahrscheinlich.
Das könnte von der Größenordnung ungefähr dem entsprechen, was wir in den letzten Jahren in 
SAP, Logistik und Neueinstellungen investiert haben.
Das heißt, wenn wir uns stattdessen lieber um unser Geschäft gekümmert hätten, dann wären wir 
möglicherweise jetzt gar nicht in dieser Situation.
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber die Geschäftsführung bewacht ja ihre Zahlen, 
als ob es Staatsgeheimnisse wären und als ob sich irgendwer außerhalb Weltbilds dafür 
interessieren würde.

Leider sind schon einzelne Kündigungen ausgesprochen worden und es ist eine große 
Kündigungswelle im CCC mit ca. 140 KollegInnen angekündigt worden.
Der zeitliche Zusammenhang und die unnatürliche Eile, die dabei vorgelegt wurde, läßt den 
Verdacht entstehen, dass es zwischen der kirchlichen Finanz-Zusage und den Entlassungen 
irgendeine wie auch immer geartete Verbindung gibt.

Es kann sich von uns keiner mehr sicher fühlen und meinen, ihn träfe es schon nicht.
Ein schwacher Trost für die, die gehen sollen: Ihr bekommt wenigstens noch eine Abfindung.
Wenn Weltbild früher oder später pleite gehen sollte, und ich finde die Situation momentan schon 
sehr befremdlich, dann gibt es gar nichts mehr für die, die dann noch da sind.
Schade eigentlich, grad für diejenigen, die schon 20 Jahre und mehr für Weltbild buckeln.

Und wer ist schuld daran ?

Hier klicken zum weiterlesen…

Samstag, 26. Oktober 2013

WELTBILD-Beschäftigte demonstrieren gegen Job-Vernichtung


Heute nachmittag demonstrierten rund 200 WELTBILD-MitarbeiterInnen in Augsburg gegen das Outsourcing des Customer-Care-Centers (CCC) von WELTBILD. Die Geschäftsführer Carel Halff und Dr. Martin Beer wollen den gesamten Kundendienst an Fremdfirmen übertragen, um Kosten zu sparen – ohne Rücksicht auf Beschäftigte oder KundInnen. Belegschaft, Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di stemmen sich mit aller Kraft gegen diese Pläne und zeigen hier: "Wir sind bereit, um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen!"

Start an der City-Galerie am Willy-Brandt-Platz.

Weiter ging's über die Maximilianstraße.

Am Königsplatz bog der Demonstrationszug in die Fußgängerzone ein.

Am sonnigen Shopping-Samstag war den DemonstrantInnen die Aufmerksamkeit 1000er WELTBILD-KundInnen gewiss.

Ein kurzer Solidaritäts-Stopp vor der ESPRIT-Filiale. Dort wird der frisch gewählte Betriebsrat von der Filialleitung unter Druck gesetzt.

Am Augsburger Dom verhüllten die Beschäftigten ihre Gesichter mit Masken. WELTBILD verliert sein Gesicht, wenn der Kundendienst ausgelagert wird. Der Bischof ließ sich indes nicht blicken.


Freitag, 25. Oktober 2013

Trauermarsch von der City-Galerie zum Dom: WELTBILD verliert sein Gesicht



"WELTBILD verliert sein Gesicht" – Unter diesem Motto demonstrieren die Beschäftigten der Verlagsgruppe WELTBILD am 

Samstag, 26.10.2013
um 14:30 Uhr
ab Willy-Brandt-Platz 
(City-Galerie)


Die Geschäftsführer Carel Halff und Dr. Martin Beer wollen den WELTBILD-Kundendienst (CCC) komplett outsourcen. Damit werden rund 140 tariflich bezahlte Arbeitsplätze in Augsburg vernichtet. Zukünftig sollen sich Dienstleister u. a. in Leipzig um die WELTBILD-KundInnen kümmern.

Betriebsrat und Belegschaft haben in den letzten Wochen mehrfach das Gespräch mit der Geschäftsführung gesucht, um alternative Konzepte zu prüfen. Die Beschäftigten wollen das CCC optimieren, um die KundInnen ideal zu bedienen und gleichzeitig Kosten zu sparen. Allein: Carel Halff und Dr. Martin Beer hören nicht zu.

Stattdessen hat die Geschäftsführung jetzt das Arbeitsgericht angerufen, um den Betriebsrat in Verhandlungen über Abfindungen zu zwingen. Aus Sicht des BR und der Gewerkschaft sind Kündigungen das allerletzte Mittel. Bevor wir nicht darüber geredet haben, wie Entlassungen vermieden werden können, wollen wir nicht über Abfindungen feilschen. Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht!

Außerdem glauben wir, dass WELTBILD ohne einen qualifizierten Kundendienst noch tiefer in die Krise rutscht. Jetzt sind kreative und nachhaltige Maßnahmen gefragt, die eine echte Antwort auf die veränderten Marktbedingungen darstellen. Mit kurzsichtigen Kostensenkungsprogrammen gefährdet die Geschäftsführung weitere Arbeitsplätze in Augsburg.

Dagegen demonstrieren wir am morgigen Samstag mit einem Trauermarsch. Nach einer kurzen Kundgebung vor der Citygalerie am Willy-Brandt-Platz um 14:30 Uhr ziehen wir durch die Fußgängerzone zum Dom.

Um schwarze Kleidung wird gebeten.


Hier noch der Hinweis auf einen lesenswerten Artikel in der StadtZeitung Augsburg.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Carel Halff zieht Betriebsrat vor den Kadi

Weltbild Geschäftsführung lässt Verhandlungen platzen ohne wirklich zu verhandeln

Nach dem zweiten Gespräch zwischen der Weltbild Geschäftsführung und dem Betriebsrat kündigt sich eine stürmische Auseinandersetzung an. Ohne inhaltlich mit den Vertretern des Betriebsrats und der Gewerkschaft über Alternativen zum Outsourcing des Kundendienstes (CCC) verhandelt zu haben, lässt die Geschäftsleitung die Verhandlungen platzen. Nun versuchen Carel Halff und Dr. Martin Beer über den juristischen Weg ein schnelles Outsourcing ohne Rücksicht auf die Folgen für die Beschäftigten durchzusetzen.

Zeitdruck der Kapitalgeber führt zu Aktionismus

„Wir haben verstanden, dass falsche Entscheidungen in der Vergangenheit und veränderte Marktbedingungen die Eigentümer nervös machen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz. „Wir unterstützen Maßnahmen, die eine sinnvolle Reaktion auf die veränderten Bedingungen darstellen. Das überstürzte Outsourcing einer zentralen Abteilung ist aber sicher nicht die richtige Antwort. Hier geht es allein um Kostensenkungen bzw. Profitsicherung. Dafür die Arbeitsplätze im CCC zu opfern, ist zynisch“, so Fitz weiter.

Es ist für die Arbeitnehmervertreter nicht hinnehmbar, dass ohne Prüfung von Alternativen die Arbeitgeberseite nur über das Wie und nicht über das Ob der Maßnahme verhandeln will.

Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht!

"Dass die Geschäftsführung jetzt juristisch gegen den Betriebsrat vorgeht, ist ein Novum in der über 20-jährigen Geschichte betrieblicher Mitbestimmung bei WELTBILD. Carel Halff und Dr. Martin Beer versuchen dabei den Eindruck zu erwecken, das sei im Sinne der Beschäftigten. Das ist ein Skandal!", sagt Timm Boßmann, der ver.di Betriebsgruppensprecher bei Weltbild. Boßmann weiter: „Es entsteht der Eindruck, dass die Geschäftsführung diesen Plan von Beginn an hatte. Erst so tun, als ob der Betriebsrat beteiligt wurde, und dann auf Wiedersehen. Nicht mit uns. Wir verkaufen unsere KollegInnen nicht.“

Die Gewerkschaft ver.di sieht die Beschäftigten der Verlagsgruppe Weltbild in einem großen Konflikt angekommen. „Eine Sauerei, dass die Geschäftsleitung den betroffenen KollegInnen jegliche Zukunft im Unternehmen verweigert und es dann auf den zeitlichen Druck der Kapitalseite schiebt. Dann den Betriebsrat noch als Blockierer der Umstrukturierung darzustellen, ist an nichts mehr zu überbieten,“ kritisiert Thomas Gürlebeck von ver.di Augsburg scharf. „Dass das Bistum Augsburg nun Gelder zu Verfügung stellt, ist ja schön und Recht aber doch bitte nicht für Abfindungen und Personalabbau sondern für die Zukunft der Beschäftigten im Unternehmen und für das Unternehmen“, sagt der Gewerkschafter zu den aktuellen Meldungen kritisch.

ver.di kündigt Protest für den 26.10.13 an

Die Beschäftigten sowie die Arbeitnehmervertreter werden diese Kahlschlagorgie nicht ohne weiteres hinnehmen. Die Gewerkschaft ver.di plant daher für den 26.10.2013 eine Kundgebung in Augsburg auf dem Willi-Brandt-Platz mit anschließenden Demozug zum Dom. Beginn der Kundgebung ist 14:30 Uhr. Die Abschlusskundgebung am Dom ist für ca. 16 Uhr geplant. „Wir müssen der geplanten Kahlschlagorgie mit allen Mitteln entgegentreten, und das werden wir tun“, gibt sich Gürlebeck kämpferisch und entschlossen.



Schallende Ohrfeige für die KollegInnen im CCC

PRESSE-ERKLÄRUNG des WELTBILD-Betriebsrats

Die offizielle Pressemitteilung der Geschäftsleitung zur Schließung des Customer Care Centers war eine schallende Ohrfeige ins Gesicht der Mitarbeiter, die kurz zuvor über ihre bevorstehende Kündigung informiert wurden.

Geschäftsführung vermittelt der Öffentlichkeit bewusst ein falsches Bild

Die Tätigkeitsbeschreibung des Kundenservice, die mit "Bestellerfassung, Telefondienst und Lieferanfragen" umrissen wird, ist schlicht unwahr und soll in der Öffentlichkeit vermitteln, dass eine teure, firmeneigene Abteilung mit derart schlichtem Betätigungsfeld wirtschaftlich nicht tragbar ist.

Faktisch ist das CCC das Herzstück der Kommunikation mit unseren Kunden, wenn diese Fragen jeglicher Art haben oder bei der Abwicklung des Versandgeschäfts Probleme aufgetreten sind.

Telefoniert wird – selbst im eigenen Callcenter – nur noch wenig. Die Mehrheit der Mitarbeiter unterstützt den schriftlichen Kundenservice. Dieser bearbeitet Briefe oder E-Mails direkt von unseren Kunden oder Weiterleitungen unserer externen Dienstleister, die dort nicht erledigt werden können, sei es wegen des immensen Zeitdrucks oder des schlechteren Schulungsstandes der Mitarbeiter. Es werden auch Teile der Buchhaltung bzw. Weiterleitungen aus diesem Sektor nach Möglichkeit erledigt, um unsere Debitoren zu entlasten.

Hochspezialisierte KollegInnen werden vom Arbeitgeber abqualifiziert

Daneben umfasst das CCC auch mehrere spezialisierte Fachabteilungen, wie zum Beispiel: Produktberatung, Sammler-Editionen, Nachforschung, eBooks und Eskalation.

Es ist nicht strittig, dass Weltbild externe Dienstleister braucht, nur werden die allein, mit unterbezahlten Mitarbeitern ohne Bezug zum Unternehmen niemals in der Lage sein den kompletten Service zur Zufriedenheit unserer Kunden zu gewährleisten.

Dafür sind Spezialisten mit fundierten Kenntnissen der internen Vorgänge und Fehlerquellen nötig.

Es mag sein, dass die Geschäftsleitung glaubt auf einen gewissen Prozentsatz verärgerter Kunden verzichten zu können, um kurzfristig die interne Kostenstruktur zu frisieren. Aber auf Dauer wird sich Weltbild, ohne einen überdurchschnittlichen Kundenservice nicht erfolgreich am Markt repositionieren können.

Dafür bedarf es eines firmeneigenen Kundendienstes, der durchaus noch optimiert werden kann, es aber nicht verdient hat, auf eine derartige Weise diskreditiert zu werden, um ein fragwürdiges Outsourcing zu legitimieren.

Montag, 21. Oktober 2013

WELTBILD Geschäftsführer Carel Halff will 140 Leute kündigen – aber der Betriebsrat stellt sich quer


Die WELTBILD-Geschäftsführung hat heute mitgeteilt, dass Herr Halff und Herr Dr. Beer beschlossen haben, unser CCC zu schließen und den WELTBILD-Kundendienst in die Hände von Dienstleistern zu übergeben. Rund 140 MitarbeiterInnen sollen deshalb gekündigt werden.

Der Betriebsrat hat heute morgen ein entsprechendes Papier der Geschäftsführung erhalten und ist zu Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufgefordert worden. Das Gesetz sieht vor, dass im Rahmen des Interessensausgleichs nicht allein über „sozialverträgliche“ Kündigungs-Modalitäten verhandelt wird, sondern dass BR und GF gemeinsam nach alternativen Lösungen suchen und beraten, wie Kündigungen im Zuge einer Betriebsänderung (z. B. Outsourcing) vermieden werden können.

Beschäftigte wurden über Monate im Dunkeln gelassen

Der Gesetzgeber will gerade nicht, dass die Beschäftigten und Ihre Interessenvertretung vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Kündigungen dürfen immer nur das allerletzte Mittel sein. Zuvor muss ernsthaft beraten werden, ob es keine anderen Möglichkeiten gibt. Dazu wäre in den vergangenen Monaten viel Zeit gewesen, wenn die Geschäftsführung zugegeben hätte, dass es Pläne zum Outsourcing des Bereichs CCC gibt. Betriebsrat und Wirtschaftsausschuss haben mehrfach nachgefragt, was aus dem CCC werden soll: Herr Dr. Beer und unser Personalchef Herr Seher haben Outsourcing-Pläne stets weit von sich gewiesen.

Betriebsrat will ernsthaft verhandeln

Nun will Herr Halff das CCC offenbar im Hauruck-Verfahren erledigen. Der Betriebsrat will jedoch ernsthaft im Sinne des Gesetzgebers verhandeln und wird das mit entsprechender betriebswirtschaftlicher und juristischer Unterstützung in den nächsten Wochen auch tun. Wie es konkret weitergeht, darüber informiert der BR die KollegInnen im CCC am Mittwoch in einer Teilbetriebsversammlung in der Aindlinger Straße.

An Alibi-Veranstaltungen der Geschäftsführung wird der Betriebsrat dagegen nicht teilnehmen. Dazu zählen im Besonderen auch die heute nachmittag kurzfristig einberufenen MitarbeiterInnen-Versammlungen. 

Der Betriebsrat trägt den rücksichtslosen, kurzsichtigen und das Unternehmen in seiner Substanz gefährdenden Plan von Herrn Halff und Herrn Dr. Beer nicht mit. Aus Sicht des BR ist das eine unternehmerische Kurzschlussreaktion, die nur eines zum Ziel hat: Die Geschäftsführer wollen Eigentümer und Banken durch entschlossenes Krisenmanagement beeindrucken. Dieser Aktionismus ist schon in etlichen anderen Firmen schief gegangen. Es gibt viele Beispiele, in denen der Kundendienst zunächst außer Haus gegeben und wenige Jahre später mühsam wieder intern aufgebaut wurde.

Solange diese Tatsachen und die vielen konstruktiven Verbesserungsvorschläge der KollegInnen nicht gemeinsam beraten und ernsthaft gewürdigt wurden, wird der Betriebsrat keine gemeinsamen Veranstaltungen mit der Geschäftsführung absolvieren.

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