Montag, 25. April 2016

Ankündigung : 1.Mai 2016



Bald ist es wieder soweit. Der Feiertag aller Gewerkschafter steht schon vor der Tür.



Foto@ DGB

Unter dem Motto "Zeit für mehr Solidarität" finden deutschlandweit Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften zum 1.Mai 2016, dem "Tag der Arbeit", statt.

Auf der DGB Homepage findet Ihr weitere interessante Informationen rund ums Thema "1.Mai", unter anderem auch ein nettes Video zur Einstimmung.





Der "Tag der Arbeit" in Augsburg



Neben der großen zentralen Maikundgebung, die dieses Jahr in Stuttgart stattfindet, gibt es natürlich auch in Augsburg eine vielseitige Veranstaltung aller Mitgliedsgewerkschaften des DGB.

Wie jedes Jahr, startet der 1. Mai mit dem Demo-Zug.
Sammelpunkt ist um 9.45 Uhr am Gewerkschaftshaus am Katzenstadl, um 10.00 Uhr startet der Demo-Marsch und endet am Rathausplatz.
Diesjährige Gastrednerin ist Irene Schulz, Bundesvorstand der IG Metall.
Ein kulturelles Rahmenprogramm sorgt für Unterhaltung bei Groß und Klein und bietet Vieles an Information und Wissenswertes.

Auch dieses Jahr könnt Ihr mit dem 1.Mai-Pin gratis die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Diese sind in der ver.di-Geschäftsstelle im Gewerkschaftshaus am Katzenstadl erhältlich





Seid also alle mit dabei und geht mit uns raus!

Donnerstag, 21. April 2016

Erwartungshaltungen und Selbstausbeutung

Ist doch vorstellbar: 

Bei der Firma XY läuft es nicht wie geplant. Der Eigentümer, beispielsweise ein honoriger älterer Herr aus dem Rheinland, erwartet nun von seinen Geschäftsführern, dass sie entsprechende Maßnahmen ergreifen, damit es wieder besser läuft. Diese Maßnahmen stammen aus dem Regelbuch unserer Zeit und sind wie immer Einsparungen, Einschnitte, knappere Budgets und Personalabbau. 


Die handlungsorientierten und eloquenten Unternehmensführer stehen Gewehr bei Fuß, werden aber selbstverständlich nicht müde, die Maßnahmen zu bedauern: Niemand wolle das. Das dürfe man ihnen glauben. Aber es sein nun mal der einzig mögliche Schritt. Heutzutage gerne auch als „alternativlos“ bezeichnet. 

Die Folge: Immer weniger Mitarbeiter sollen die anfallende Arbeit stemmen. Arbeitsverdichtung, höherer Stress, zunehmender Zeitdruck. 

Die Geschäftsführung gibt den Druck und die Erwartungshaltung nach unten an die mittlere Führungsebene weiter. Man müsse jetzt nun mal mit den Einschnitten leben. Man erwarte jedoch, dass die einzelnen Abteilungen und Bereiche das bewältigen werden. 

Die mittlere Führungsebene kommt ins Schwitzen und schläft nachts schlecht. Niemand möchte, dass der von ihm oder ihr geleitete Bereich, die erwartete Leistung nicht erbringen kann. Niemand will mit seiner Abteilung schlecht da stehen und womöglich die eigene Position gefährden. Jeder ist angehalten seinen Bereich so aufzustellen, dass er weiterhin funktioniert. 

Folglich gibt die mittlere Führungsebene die Erwartungshaltung und den Druck nach unten weiter an ihre Mitarbeiter: Leider stehen uns jetzt nicht mehr die Mittel und das Personal zur Verfügung wie zuvor. Man erwarte aber, dass jede oder jeder das Möglichste tut, damit alles rund läuft und werde die Abläufe entsprechend anpassen. 

Womit wir bei den normalen Beschäftigten sind: Die erwarten höchstens noch, dass KollegInnen nicht plötzlich krank werden und sie deren Arbeit auch noch auffangen müssen. Sie sehnen den eigenen Urlaub herbei und fürchten den Urlaub der Kollegen, weil sie deren Arbeit dann natürlich ebenfalls auffangen müssen. Die Personaldecke ist dünn, die Belastung hoch. Der Stress überträgt sich auf das Arbeitsklima. Untereinander wird man gereizt und dünnhäutig. Kleinigkeiten reichen bereits aus, um die Emotionen hoch kochen zu lassen. 

Und doch tun die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau das, was von ihnen erwartet wird: 

Sie begeben sich auf den zermürbenden Pfad der Selbstausbeutung. Sie machen mehr Überstunden, um das Arbeitsaufkommen zu schaffen, sie rotieren tagein tagaus im Hamsterrad um Terminvorgaben einzuhalten, die Pausen werden kürzer, abends nehmen sie die Arbeit im Kopf mit nach Hause, sie kommen nicht mehr dazu abzuschalten, sonntags graut es ihnen bereits vor der kommenden Woche. Beziehungen, Familie und die Gesundheit leiden. Und doch biegen sie es jedes Mal mit Hängen und Würgen irgendwie hin. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Es ist nur menschlich. Sie wollen schließlich nicht als diejenigen da stehen, welche die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Und sie wollen ihre Jobs behalten. 

Am Ende sind alle glücklich mit der erfolgreichen Restrukturierung des Unternehmens:     

Der honorige ältere Herr und Eigentümer beim Blick auf die Bilanz und sein Renommee als erfolgreicher Wirtschaftsmann.

Die Geschäftsführer, weil sie keinen Einlauf bekommen und statt dessen einen neuen Dienstwagen. 

Die mittlere Führungsebene, weil ihnen die Abteilung nicht um die Ohren geflogen ist und sie nachts wieder etwas ruhiger schlafen. 

Haben wir jemanden vergessen? Ach ja die ganz normalen Beschäftigten. Aber die werden sicher auch glücklich sein. Denn der Laden läuft doch, oder? 

Ist irgend etwas falsch an dem System? Hat dieses System womöglich irgendwo einen Haken? Auf das schmale Brett kann auch nur eine Pflaume von Gewerkschafter kommen … 


Interessante Einblicke in personalpolitische Strategien und mehr zu den Gefahren der Selbstausbeutung stehen auch im ver.di Blog von Hugendubel: 



Montag, 18. April 2016

Einblick in der Logistik


Anfang April haben die letzten verbliebenen Kollegen, die in der VTA und VTB noch zu tun hatten, die alten Hallen in der Steinernen Furt verlassen. In den anderen Abteilungen wie VTK, VTM, VTJ ist man schon Anfang des Jahres umgezogen. Es macht einen schon traurig, wenn man nochmal zurückblickt und die leere Halle sieht in der ich 16 Jahre gearbeitet habe. Was ist nur aus unserem Weltbild geworden !?

Es wurde in fast allen Bereichen gehämmert und gebohrt. Ohne Ohrenstöpsel war das nicht auszuhalten und dann der fürchterlich Gestank, der sich durch die ganzen Hallen zog, wenn z.B. die Bodenschrauben abgeflext wurden.

Alle meine Kollegen haben sich in irgendeiner Weise eingebracht, sei es durch tägliche Überstunden, 6 Tage Woche, Einsatz in anderen Abteilungen oder auch über die Osterfeiertage in der Firma zu arbeiten. Mit Schnellläufer und Teewägen haben wir Druckpapier, Etiketten, Ordner, Blumen etc. auch WC-Bürsten in die Logistik gefahren, geschoben und getragen.

Die meisten Kollegen wurden oben im ZKL eingeteilt. Dort hat sich einiges geändert. Da oben ist bis auf das Shuttle nichts mehr wie früher. Jetzt ist alles so eng, man hat wenig Platz um seine Arbeit zu verrichten. Irgendwie ist immer ein RC, eine Palette oder eine S-Shuttlekiste im Weg. Auch der Staplerfahrer wird sein ganzes Können abverlangt, wenn er Paletten mit Kartonagen oder Behälter durch den ZKL-Parkur fährt und dabei keinen Kollegen übersehen darf.

Durch den Umzug, die vielen Überstunde, den neuen beengten Arbeitsabläufen,  immer wieder Stillstand über Stunden, keiner weiß Bescheid wie was ablaufen soll, der Rückstand, der immer mehr wird und dann sollen auch noch Urlaub / Krankheitstage geschultert werden. Soviel Energie und Kraft die wir in Weltbild steckten, ich bin am Ende …

Viele meiner  Kollegen sind mit den Nerven am Ende, eigentlich bräuchten wir psychologische Betreuung. Es wäre alles viel leichter zu ertragen, wenn nicht der 31.12 allem ein Ende machen würde.
Es reißt mir das Herz aus dem Leib, ich hab schon so viele Tränen vergossen, doch ich werde bis zum Schluss durchhalten - der KUNDE IST JA KÖNIG UND BEKOMMT SEIN PAKET.

Dies war ein kleine Einblick einer Logistik-KollegIn. Trotz Allem schaffen die KollegInnen es, dass die Kunden ihre Ware innerhalb von ein paar Tagen erhalten. Dieser Leistung gehört unser Respekt.

Donnerstag, 14. April 2016

Union Busting und Lohndumping bei KNV


Rüde Methoden gegen Betriebsräte und Gewerkschafter

Bei KNV Logistik (Koch, Neff & Volckmar GmbH) handelt es sich - wie allen Buchhändlerinnen bekannt sein dürfte - um einen Großhändler und Lieferanten des deutschen Buchhandels. KNV beliefert laut Fachpresse ungefähr 20% des deutschen Buchhandels. WEeniger bekannt sein dürfte, wie KNV mit seinen Beschäftigten umspringt. Nun hat die Initiative Arbeitsunrecht e.V. das Unternehmen zusammen mit sechs anderen skrupellosen Firmen wie z.B. Amazon, Helios Kliniken und drei Union Busting-Dienstleistern wie McKinsey für ein Online-Voting der Kampagne “Jetzt schlägt’s 13!” nominiert.

Ziel der Kampagne “Jetzt schlägt’s 13!” ist es, Druck auf Unternehmen und deren Marken aufzubauen. Dadurch sollen drangsalierte Beschäftigte und Betriebsratsmitglieder solidarisch unterstützt und in ihrem Widerstand gegen aggressive Unternehmermethoden bestärkt werden.

Abrissbirne West | Turbo-Ausbeutung Ost

Am Beispiel des hochmodernen Versand-Zentrums von KNV Logistik in Erfurt-Mittelhausen lässt sich ein wichtiges Kapitel aggressiver deutscher Wirtschaftsgeschichte nachvollziehen: auf Massenentlassungen im Westen folgt die Ausbeutung in einer hochmodernen Anlage im Osten. Üblicherweise wird ein solches Manöver auch noch durch staatliche Subventionen gefördert. Unter den Deckmäntelchen "Aufbau Ost" und "Schaffung von Arbeitsplätzen" werden in Wahrheit die Beschäftigten in West und Ost gegeneinander ausgespielt - die einen gefeuert, die anderen für kleines Geld geheuert - und ein Rattenrennen um immer billigere Arbeit in Gang gesetzt.


Im Jahr 2011 kündigte KNV den Wegfall von 900 Stellen an den Standorten Köln und Stuttgart an. Ver.di organisierte damals Proteste gegen das Schleifen der Standorte (http://knoknv-verdi.blogspot.de/search/label/KNV). Das neue Logistik-Zentrum in Erfurt konnte nach 20 Monaten Bauzeit am 1. Oktober 2014 eröffnet werden (http://www.boersenblatt.net/834410/). Tatsächlich gibt KNV für Erfurt im Jahr 2016 eine Beschäftigtenzahl von rund 1.000 an. Es wurde also keine Arbeit geschaffen, sondern bestehende Arbeitsplätze in eine tarifvertrags- und betriebsratsfreie Zone verlagert.


Arbeitsbedingungen wie im 19. Jahrhundert

Der Gewerkschaftssekretär Ronny Streich schreibt, er unterstütze die Nominierung von KNV Logistik Erfurt:
  • wegen unregulierter, willkürlich zu Lasten der Mitarbeiter ausgeübter Arbeitsbedingungen, die den Eindruck hinterlassen, man befände sich im 19. Jahrhundert,
  • wegen systematischer Verhinderung der gewerkschaftlichen Organisierung der Mitarbeiter durch Drohen mit Abmahnungen bei Kontakt mit ver.di, durch Abmahnungen und Kündigungen von aktiven Gewerkschaftern und Interessierten, durch betriebsöffentliche Hetze gegen die Gewerkschaft,
  • wegen Lohndumpings in der Branche durch Flucht aus dem zutreffenden Tarifvertrag des Großhandels (KNV betreibt Buchgroßhandel, vgl. Libri) an den ehemaligen Standorten Stuttgart und Köln und unverbindlicher Orientierung am Tarifvertrag Logistik am jetzigen Standort in Erfurt.
Mitarbeiter aus dem Unternehmen berichten glaubhaft von unregelmäßigen Arbeitszeiten auf Zuruf, die zudem von willkürlich angeordneten Überstunden begleitet sind. Ein Kollege schreibt:
"Schichtende ist, wenn der Vorgesetzte dies verkündet und nicht etwa, wenn die Arbeitszeit laut Arbeitsvertrag um ist. Dann ist der Mitarbeiter aufgefordert, fluchtartig den Arbeitsplatz zu verlassen, damit dem Unternehmen keine Zeit entsteht, für die der Mitarbeiter nicht ertragsbringend ist.
Die Spanne der Arbeitszeit bewegt sich jeden Tag von 5-10 h, wobei die ARBEITSZEIT SPONTAN FESTGELEGT wird. Der Mitarbeiter erfährt es erst, wenn es soweit ist, d. h. es sind keine Kräfteeinteilung oder Vorausplanungen möglich z. B. Arzttermine, Freizeitgestaltung."


Bezahlung ohne Tarif



Die Bezahlung orientiert sich (d.h. unverbindlich und frei nach dem Ermessen des Unternehmens) offiziell am Tarif der Logistikbranche Thüringen, ohne die Zahlung von Weihnachts- oder Urlaubsgeld.
Laut Arbeitsvertrag handelt es sich um eine 40-Stunden-Woche, verteilt auf eine 6-Tage-Woche, es wird aber entweder deutlich weniger als 40 Stunden gearbeitet oder deutlich mehr, oftmals 50 Stunden pro Woche. Ein Ausgleichstag wird vielen Beschäftigten nur willkürlich genehmigt.
Im Sommer 2015 wurde auf der Betriebsversammlung bekannt gegeben, dass es eine Entgelterhöhung von 3 % gibt. Diese wurde aber nur wenige Tage später unscheinbar am schwarzen Brett wieder zurück genommen, mit der Begründung, dass sich der Fehlerteufel eingeschlichen hat und man sich im Jahr geirrt hätte.


Offene Feindschaft gegen Gewerkschaften | betriebsratsfreie Zone



Als Verdi (22.09.2015) vor dem Gebäude von KNV (freies Gelände, nicht Eigentum von KNV) Flugblätter zum Beitritt der Gewerkschaft verteilt hat, um z. B. einen Betriebsrat aufzubauen, hat der Vorstand von KNV mit Polizei gedroht, um Verdi zu vertreiben. Mitarbeiter, die sich für einen Betriebsrat einsetzen oder sich bereits bei öffentlichen Gewerkschaftstreffen informiert haben, müssen mit Schikane durch KNV rechnen. Sie sind einer ständigen Beobachtung und sukzessiven Einschüchterungsmaßnahmen z. B. haltlose Abmahnungen, Kündigungen ausgesetzt.
Geschäftsleitung und Vorstand haben laut Schilderung von Beschäftigten ganz klar auf der Betriebsversammlung am 23. 09. 2015 bekannt gegeben, dass KNV „null mit einer Gewerkschaft“ z. B. Verdi zusammenarbeiten wird.
Beschwerden von Beschäftigen aufgrund von Beleidigungen, Standpauken vor Kollegen durch Vorgesetzte bleiben oft folgenlos. Ausfallendes Verhalten scheint für die Geschäftsleitung zum üblichen Umgangston im Lager zu gehören.


Drangsalierung von Kranken



Beim Umgang mit Krankheit setzt KNV ebenso auf Einschüchterung. Arbeitsunfähigkeit in der Probezeit kann bedeuten, dass der Arbeitsvertrag ausläuft. Mitarbeiter müssen nach Genesung (dabei ist unerheblich ob eine Arbeitsunfähigkeit eine Woche oder sechs Wochen andauert) mit persönlichen Gesprächen durch Vorgesetzte rechnen.
Bei längerer Krankheit (ca. ab 5 Wochen) kann es der Fall sein, dass keine betriebliche Eingliederung stattfindet, sondern dem Mitarbeiter nahegelegt wird, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, ansonsten wird gekündigt.


Japanische Management-Methoden rein zahlengetrieben ausgelegt



KNV Logistik legt auf der Firmen-Website die Karten offen auf den Tisch. Man ist stolz darauf, die japanische Management-Philosphie Kaizen aus der Autoproduktion seit 2004 auf die Buchhandels-Logistik übertragen zu haben. Das Lager in Erfurt wurde von Porsche Consulting von Grund auf nach Kaizen konzipiert, so ist zu lesen. Kern-Prinzipien sind ständige Verschlankung der Lieferkette, Null-Fehler, ständige Steigerung der Effizienz. Zufriedene Beschäftigte und humane, familientaugliche Arbeitsbedingungen zählen bei der Auslegung der an sich wertneutralen Methodik leider scheinbar nicht zu den von KNV vorgegebenen Zielen der Optimierungen.


Wie können wir gegen die Machenschaften bei KNV Logistik vorgehen?

Der deutsche Buchhandel hat ein gemütliches, menschenfreundliches Image. Fast möchte man ihn - angesichts skrupelloser Konkurrenten wie amazon - unter Artenschutz stellen oder als Weltkulturerbe deklarieren. Doch hinter den Kulissen stinkt es gewaltig. 
Hier gehts zum Online-Voting

Quelle: www.arbeitsunrecht.de und http://hugendubelverdi.blogspot.de/ 

Freitag, 8. April 2016

Hurra, das Führungsvakuum bei Weltbild ist endlich beseitigt!


Nach langen und aufreibenden Auseinandersetzungen konnte die Geschäftsführung im Dezember letzten Jahres den teuren Personalüberhang endlich final abbauen. Dies schaffte nun ausreichend finanzielle Mittel, um die Geschäftsführung von bisher zwei auf vier Leistungsträger aufzustocken.

Am 01. April 2016 (leider kein Scherz!) übernahm Thorsten A. Gropp (47) bisher Geschäftsleiter Marketing und E-Commerce als Geschäftsführer  „die durchgängige Vermarktung der Sortimente in allen vier Vertriebskanälen der Marke Weltbild (Online, Direktmarketing, Stationär und Social Media)“*. Empfohlen für diesen Posten hat er sich eindeutig nicht durch großen Rückhalt bei seinen Untergebenen. Die Kernkompetenz muss wohl jenseits von Empathie und großer Wertschätzung der Mitarbeiter liegen.
Der Betriebswirt Dr. Benjamin Pfeifer (35), ein Adept aus dem Hause Droege, "verantwortet ab jetzt als Geschäftsführer alle kaufmännischen Belange der Marke Weltbild in Deutschland und soll den Aufbau eines markenorientierten Berichtswesens vorantreiben"*. Ein neuer Besen von dem noch keiner weiß, ob und wie gut er kehrt.

Daneben halten die beiden bisherigen Highperformer Patrick Hofmann, die diplomatische  Mittelstreckenrakete mit Hang zum blinden Aktionismus und Sikko Böhm, der Cyborg aus Düsseldorf, die Fahne der Neustrukturierung im Unternehmen hoch.

Mit vier hochbezahlten Unternehmenslenkern hat Weltbild, das aktuell  auf weniger als ein Viertel seiner ehemaligen Belegschaft geschrumpft ist, jetzt mehr Geschäftsführer als zu seiner Blütezeit.
Möchte man es hochrechnen, kommen auf jeden davon noch nicht einmal 100 Mitarbeiter - eine eigentlich blamable Bilanz.
Und was das ganze kostet, wollen wir lieber gar nicht wissen!

Unter dem Strich stellt sich aber auch die Frage, ob die "Verstärkung"* nicht vielmehr eine Kontrollmaßnahme Droeges ist, der mit Einsetzung der neuen Geschäftsführer gleichzeitig den alten sein Misstrauen ausspricht. Womöglich traut er ihnen alleine nicht mehr zu, den Karren noch aus dem Dreck ziehen zu können.

Die Lehren der Vergangenheit scheinen längst wieder in Vergessenheit geraten zu sein:  Dass nämlich zu viele "leitende Figuren" die Abläufe im Unternehmen in ständigem Kompetenzgerangel mehr behindern als voranbringen.
So mancher Stamm ist schon zu Grunde gegangen, weil vor lauter Häuptlingen kaum mehr Indianer da waren, die sich um das Tagesgeschäft kümmern konnten und in den sich überlagernden Machtstrukturen aufgerieben wurden.

Vielleicht haben sogar der alte Halff und Fön-Beer noch freie Kapazitäten, um im Weltbild-Brei mitzurühren. Und was wurde eigentlich aus Käpt'n Schultheis? Sollte man den nicht auch noch fragen? Viel hilft viel, wenn einem nicht mehr viel einfällt!

Ein einfacher und kostengünstigerer Plan wäre gewesen, die inneren Strukturen zu straffen und das Wissen der Mitarbeiter gegen das "Besserwissen" der mittleren und oberen Führungsebene stärker zu gewichten. Es gibt noch immer zu viele Entscheider, die Entscheidungen mehr verzögern als schnell zu treffen.

Wollen wir also hoffen, dass zur Finanzierung der beiden neuen Geschäftsführer nicht weitere fragwürdige Einsparungen in den unteren Bereichen gemacht werden, in denen die wirkliche Arbeit erledigt wird.

*Zitate aus der Pressemitteilung des Unternehmens

Samstag, 2. April 2016

Kollegen unter Druck: C.H. Beck in Nördlingen

 

Personalabbau a la Beck …

 
Druckerei C.H. Beck in Nördlingen

Die 1763 in Nördlingen gegründete Druckerei, die bald um einen eigenen Buchhandel erweitert wurde, schlägt sich bis heute erfolgreich im deutschen Buchhandel mit ihren Titeln aus den Bereichen Recht und Wirtschaft, Wissenschaft und mehreren Zeitschriften. Diesen andauernden Erfolg teilt das Management aber auch in dieser Firma nur ungern, zum Beispiel im Nördlinger Stammhaus, der Druckerei: 

Aufhebungsvereinbarungen, ordentliche betriebsbedingte Kündigungen und (zunehmend!) personen-  bzw. verhaltensbedingte Kündigungen.

Seit gut eineinhalb Jahren ist in der Druckerei C.H. Beck in Nördlingen ein Personalabbau zu beobachten. Auf den ersten Blick vielleicht gar unspektakulär. Besser gesagt: ein schleichender, aber stetiger Prozess, den die Geschäftsleitung hier vorantreibt.

Abteilung Satz im Fokus der Geschäftsleitung!

Klar und deutlich ist zu erkennen dass im Bereich Satz Beschäftigte abgebaut werden sollen. Allein 8 ArbeitnehmerInnen mussten hier nach dem Willen der Nördlinger Führung ihren Arbeitsplatz aufgeben bzw. haben diesen verloren.
Die Nördlinger Geschäftsleitung hat auch keine Skrupel langjährige Beschäftigte krankheitsbedingt zu kündigen. Ob die Führungskräfte der Druckerei vor Ausspruch solcher krankheitsbedingter Kündigungen alle Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung, z. B. an einem anderen Arbeitsplatz ausgelotet haben, darf bezweifelt werden. Inwieweit sich belastende Arbeitsbedingungen negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter ausgewirkt haben, interessiert offensichtlich auch niemanden.

Langjährige Beschäftigung und Alter schützen nicht vor Kündigung:

Unter den 11 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, sind 6 Beschäftigte die 55 Jahre und älter sind. Auch bei Betriebszugehörigkeiten von über 40 Jahren scheut sich die Geschäftsleitung nicht, solch langjährige Mitarbeiter zu kündigen. Wer hier also in Jahrzehnten für das wirtschaftliche Gedeihen des Betriebes seine Gesundheit in Schicht- und Nachtarbeit verschlissen hat, wird ohne Hemmungen hinausgeworfen, so ver.di Sekretär Rudi Kleiber.

Der Mohr hat scheine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen? - Altersgerechte Regelungen statt Kündigungen:

Trotz ständig steigender Anforderungen und zunehmender Belastungen, u.a.
  • durch längere Arbeitszeiten,
  • durch Schicht- und Nachtarbeit,
  • durch häufige Überstunden,
  • durch schlechte klimatische Raumverhältnisse,
  • durch schwere körperliche Arbeit,
  • durch teilweise (aus Kostengründen!) fehlende technische Einrichtungen zur Entlastung der Mitarbeiter (wie z.B. fehlende Hebebühnen am „neuen“ Trendbinder),
  • durch immer mehr Arbeitshetze und Leistungsdruck,
  • durch immer mehr Produktion mit immer weniger Personal,
lehnt die Geschäftsleitung hartnäckig tariflichen Regelungen für ältere Beschäftigte ab!

Die Forderung nach einem Tarifvertrag zur Altersteilzeit muss deshalb für den Standort Nördlingen ein Thema bleiben

Insgesamt sind ca. 140 Beschäftigte des Druckstandortes in Nördlingen über 50 Jahre alt. Schicht- und Nachtarbeit, körperlich regelmäßig sehr schwere Arbeit, insbesondere für Frauen, zunehmender Leistungsdruck und erhöhte Anforderungen sind auch hier Alltag, so Rudi Kleiber.

Ganz offensichtlich gehen hier die Führungskräfte der Druckerei in Nördlingen auf Tauchstation und ignorieren dieses Thema.
Kündigungen sind ja auch leichter auszusprechen (und billiger), als ernsthaft über tarifliche Regelungen zur Altersteilzeit zu sprechen!

Kollegen informieren Kollegen im C.H. Beck ver.di blog:

Seit Gründung im Juni 2012 informiert der C.H. Beck ver.di blog auf Augenhöhe die Kollegen über die neusten, oft kontroversen, Pläne ihrer Geschäftsführung. Über 320.000 Leser und Hunderte Kommentare sprechen deutlich über das Interesse der Kollegen an ihrem blog und der Zukunft ihrer Firma, aber auch an gerechter Teilhabe aller Mitarbeiter an den Erfolgen des Unternehmens. Auch in dieser Firma stellt das ver.di blog eine wichtige alternative Informationsquelle für die Kollegen dar.

Weiter Informationen unter: www.chbeck-verdi.blogspot.com



Quelle: mit Material von https://augsburg.verdi.de

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.