Sonntag, 29. November 2015

Die seltsame Insolvenz der Druckerei Himmer / Phoenix Print


Und täglich grüßt das Murmeltier  - aus Augsburg Lechhausen: Zwei bayerische Druckereibetriebe fusionieren, kurz darauf muss die Augsburger Betriebsstätte Insolvenz anmelden. Ein Geschäftsführer bricht eine Tür auf und auch sonst ist alles reichlich mysteriös bei der Phoenix Print.

Rainer Fichtner, Betriebsratsvorsitzender bei Phoenix Print Augsburg, glaubt, diese Insolvenz sei bewusst herbeigeführt worden.
 Mittwoch, der 30. September 2015. Rainer Fichtner steht vor dem Gebäude der Phoenix Print GmbH in Augsburg und raucht. Alle paar Minuten kommen Kollegen, schütteln ihm die Hand, die Stimmung ist gedrückt. Morgen wird die Phoenix Print ihre Tore schließen, möglicherweise für immer. Der Grund: Insolvenz. "Wir haben die Vermutung, dass das alles von langer Hand geplant worden ist", sagt Fichtner. "Irgendwas ist hier faul."


 Tatsächlich ist einiges suspekt am plötzlichen Ende des Druckereibetriebes. Im April 2015 ging es los. Damals hieß die Phoenix Print Augsburg noch Himmer AG und stand schon einmal kurz vor der Insolvenz. Das zumindest sagte der damalige Geschäftsführer Fischer seinerzeit und präsentierte den 84 Beschäftigten auch gleich einen Ausweg: Eine Fusion mit der Würzburger Druckerei Stütz GmbH. Betriebsrat und Belegschaft wurden vor die Wahl gestellt: Entweder Fusion oder Insolvenz. Bedenkzeit: Eine Woche. "Das kam uns damals schon ein bisschen vor wie eine feindliche Übernahme", sagt einer der Kollegen von Phoenix Print. Da es keine Alternative gab, stimmten die Belegschaft und der Betriebsrat zu – die Himmer AG  verschmolz mit der Würzburger Stürz GmbH und hieß fortan Phoenix Print. Alle Vermögenswerte gingen nach Würzburg.


 "Und man hat natürlich auch gleich versucht, uns Einzelarbeitsverträge anzudrehen, die Gewerkschaft sollte komplett draußen bleiben", berichtet ein anderer Kollege. "Das haben wir aber nicht gemacht." "Gewerkschaftlich sind wir hier ziemlich gut aufgestellt", sagt Stephan Nerdinger, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, während er in der Druckerhalle sitzt. Bier und Weißwürste für die ganze Belegschaft gibt es zum Abschied, ein schaler Trost für die kommende Arbeitslosigkeit. Dennoch ist die Stimmung nicht nur schlecht, es werden Abschiedsfotos geschossen, man umarmt sich und stößt immer wieder an. "Wir kennen uns hier alle schon ewig, wir halten zusammen", sagt Nerdinger. So war es auch nach der Fusion. "Wir waren nicht begeistert, aber es gab eine gewisse Hoffnung." Doch keine vier Monate später, am 3. August, liefen bei Phoenix Print plötzlich die Maschinen nicht mehr, erzählt Nerdinger. "Dann wurde eine spontane Betriebsversammlung einberufen und verkündet, wir seien insolvent. Endgültig." 
Die Begründung kam kurz darauf aus dem Würzburg: Die Phoenix GmbH Augsburg schulde dem Partnerbetrieb 1,6 Millionen Euro. 
 Weil die nicht angekommen seien, könne man die Lohngelder nicht nach Augsburg überweisen. "Die Frage, ob das Absicht war, drängt sich meiner Meinung nach auf", sagt Markus Fischer. Fischer war bis zur Insolvenz Geschäftsführer der Phoenix GmbH Augsburg. Von den 1,6 Millionen wisse er nichts. "Ich vermute, dass das mit dem Geld frei erfunden ist." Natürlich sei er juristisch gegen die Würzburger vorgegangen. "Aber klären wird das ein Zivilgericht. Das kann Jahre dauern." Nicht nur Fischer vertritt diese These: Würzburg habe nur mit Himmer fusioniert, um an die Kundendaten der Augsburger zu kommen. Sobald diese angekommen seien, habe man sich in Würzburg einen 1,6 Millionen schweren Vorwand ausgedacht, um fortan alleine weiterzuarbeiten. Mit der Augsburger Kundendatei. 
 "Und dann ist noch der Hof bei uns eingebrochen", sagt Nerdinger. "Das war wirklich wie Kino." Gemeint ist Ronald Hof, den Geschäftsführer des Würzburger Betriebes. Der stand ein paar Wochen nach der Insolvenz plötzlich in Augsburg und verlangte Einlass in den Serverraum von Phoenix. Es war niemand da, der ihm einen Schlüssel hätte geben können. Hof versuchte kurzerhand, die Tür aufzubrechen. Die Belegschaft rief die Polizei, der Raum blieb zu. "Wir wissen nicht, was der hier wollte", sagt Nerdinger. Ronald Hof ist kein Geschäftsführer mehr. Denn inzwischen hat auch Würzburg Insolvenz angemeldet. "Die haben sich überschätzt, hatten gar nicht die Kapazitäten, um unsere Aufträge mitzubearbeiten", munkelt man in der Augsburger Filiale. Zuvor gab es jedenfalls noch die Ankündigung von Geschäftsführer Fischer, man habe einen Investor in Aussicht. Mit dem könne die Augsburger Firma vielleicht bald wieder ihre Tore öffnen. Das schürt Hoffnung, führt aber – in den Augen so mancher Phoenix-Mitarbeiter – noch einen weiteren Verdächtigen ins Feld: "Es kann sein, dass Fischer eingeweiht und an der Insolvenzplanung beteiligt war", mutmaßt ein Augsburger Kollege. "Damit wir in ein paar Monaten mit einem neuen Investor wieder eingestellt werden – zu schlechteren Bedingungen."
Und täglich grüßt das Murmeltier?

 Mit Material aus: Ver.di druck+Papier (Ausgabe: November 2015)

Mittwoch, 25. November 2015

Arbeitskampf in der Logistik Branche


Welches Konfliktpotenzial die Arbeitsbedingungen im Logistik-Sektor mit sich bringen, zeigt eindruckvoll eine Dokumentation auf der Internet-Plattform labournet.tv. Nicht allzu weit von hier, in Norditalien, kämpfen die Menschen gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse.

Labournet.tv


In der Dokumentation "Die Angst wegschmeißen" erzählen ArbeiterInnen und Gewerkschafter ihre persönliche Sichtweise des Protestes. Die Bilder der Streiks und Demonstrationen zeigen deutlich, mit welchem Einsatz und welcher Entschlossenheit sich die Arbeiter und Arbeiterinnen in Mailand, Bologna u.a. Städten für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Ein heftiger Arbeitskampf gegen prekäre Jobs, die in der Logistikbranche an der Tagesordnung sind.



(Wenn der Film startet, am unteren rechten Rand auf das Icon "cc" drücken und "deutsch" anwählen. Dann sieht man den Film mit deutschen Untertiteln.)

Besonders imponierend daran ist – auch der Titel der Doku "Die Angst wegschmeißen" sagt es bereits aus – wie beherzt die Beschäftigten sich zur Wehr setzen, wenn es ihnen erst einmal gelungen ist, die Angst zu überwinden und selbstbewusst für ihre eigenen Interessen einzutreten. Anschauen lohnt sich!


Montag, 23. November 2015

Zahlen lügen nicht und positive Formulierungen nehmen der Wahrheit die unschönen Spitzen


In Unternehmen hat sich heutzutage eine pseudo-objektive Controlling- und Statistik-Kaste etabliert, die der Führung alles schön oder schlecht rechnet, so dass es ins aktuelle Konzept passt. Und da man schon vorher weiß, wie das Ergebnis auszusehen hat, kann eine entsprechende Erhebungsgrundlage festgelegt und ein scheinbar hieb- und stichfestes Zahlenwerk generiert werden, um noch so sinnfreie oder unfaifre Maßnahmen zu rechtfertigen.
Für Außenstehende ist dieses Konstrukt absolut nachvollziehbar und logisch stringent, da unschöne Wahrheiten und Zusammenhänge ausgespart bleiben, geht aber am Kern des Problems haarscharf tangential vorbei.

Theoretisch hätte Droege  die Logistik somit auch wegen fehlender 3,50 Euro in der Portokasse in die Insolvenz schicken können, anstatt der 250.000 Euro, die ALSO bequem aus selbiger hätte zuschießen können. Was zählt ist allein das, was unterm Strich steht, nicht die Realität oder was unter einem weiter gefassten Blickwinkel  zwingend wäre. Man zäumt das Pferd von hinten auf, um ihm mit einer konstruierten Notwendigkeit den Gnadenschuss zu geben.

Parallel dazu werden geplante Maßnahmen über eine euphemistische Nomenklatura in ihrer Härte bis zur schieren Bedeutungslosigkeit verharmlost: "Durch eine Verschlankung der Prozesse lässt sich die Kostenstruktur des Unternehmensbereichs den wirtschaftlichen Erfordernissen des freien Marktes anpassen" hört sich doch viel positiver an als "wir feuern die halbe Abteilung um die Erwartungen unserer Investoren befriedigen zu können". Oder man kann diejenigen, die zukünftig Ex-Kollegen sein werden auch einfach als "Delta" bezeichnen. Das hört sich doch positiv an, wie eine idyllische Flussmündung oder ein Buchstabe des Alphabets eines Landes, in dem man schon einen schönen Urlaub verbracht hat. In der Mathematik steht "Delta" schlicht für eine Differenz, und macht die Zahl der geplanten Kündigungen angenehm abstrakt.

Es geht bei Weltbild und ALSO nicht wirklich darum, mit begrenzten Mitteln unter "schmerzlichen Opfern" Betriebe zu retten, denn der, der hinter allem steht, hat mehr Geld, als er jemals wird ausgeben können - er will nur nicht!

Am Ende kann man mit weichgespülten Phrasen und tendenziellen Zahlenwerken alle Maßnahmen erklären und legitimieren, hat fixe Kosten reduziert und das Unternehmen läuft jetzt "effektiver" als zuvor. Aber das, was an sozialer Härte dahintersteckt, geht in der Wolke aus heißer Luft großteils unter. Auf der Strecke bleiben Menschen, die zwar gute Arbeit geleistet haben, aber einfach zu teuer waren. Die Qualität spielt dabei keine Rolle, die lässt sich ja auch ganz schwer in Zahlen fassen!

Der feuchte Traum jedes Unternehmers ist doch, dass die Beschäftigten wieder in Ketten gelegt werden und bei der Arbeit Ghospels singen. "Nein, an der Sklaverei war wirklich nicht alles schlecht!" 

Aber auch der arme Unternehmer ist nicht wirklich Herr seiner Handelns. Der freie Markt treibt ihn vor sich her und zwingt ihn zu immer neuen Höchstleistungen. Was zählt ist stetes Wachstum, nicht dass man nur denselben schnöden Gewinn erwirtschaftet wie im vorigen Jahr. Gewinn ohne Wachstum ist nicht die Tasche wert, in die er gesteckt wird. Ein bisschen mehr geht doch immer, oder?!
Aber es gibt irgendwann nicht mehr genug Konsumenten, die den ganzen Schrott der Mehrproduktion oder des erweiterten Angebots kaufen könnten. Zumal viele davon einer "Optimierung der Kostenstruktur" zum Opfer gefallen sind und gar nicht mehr über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, um in systemrelevantem Umfang konsumieren zu können. Wer hier die Sackgasse nicht erkennt, will das wohl auch gar nicht.

Und so bleibt denen, die in der kapitalistischen Nahrungskette ganz unten stehen, eigentlich nur solidarisch zusammen zu halten. Wenn sich in der Krise ein Szenario "jeder gegen jeden" entwickelt, habe diejenigen, die diese Situation herbeigeführt haben, bereits gewonnen......denn die Zahlen und Erklärungsworthülsen stehen längst auf ihrer Seite.


Montag, 9. November 2015

Arbeitgeber lässt Einigungsstelle scheitern und brüskiert die Beschäftigten


Am Samstag ist die Einigungsstelle über weitere Massenentlassungen bei WELTBILD endgültig gescheitert. Die Geschäftsführung war nicht bereit, weiter mit dem Betriebsrat zu verhandeln. 

Wie wenig Wert der Arbeitgeber auf die Belange der Beschäftigten legt, zeigte er auch durch die Besetzung der Einigungsstelle: Kein Geschäftsführer hielt es für nötig zu kommen. Stattdessen schickte Sikko Böhm den E-Commerce-Leiter als Vertretung. Gegen dessen Einstellung klagt der BR immer noch vor dem Arbeitsgericht, weil er sie für widerrechtlich hält. Was der Arbeitgeber durch diese unnötige Brüskierung der Beschäftigten und ihrer Vertretung zu erreichen hofft, verstehen wir nicht.

Was bedeutet das für die Beschäftigten?

Mit dem endgültigen Scheitern der Einigungsstelle ist der Weg frei für weitere Massenentlassungen im Verwaltungsbereich. Nachdem Walter Droege das bereits fertig ausgehandelte Freiwilligen-Programm persönlich verhindert hatte, gibt es derzeit keinen Sozialplan für die Betroffenen. Der Betriebsrat geht davon aus, dass rund 60 Kündigungen (50 Vollzeitstellen) noch in diesem Jahr ausgesprochen werden. Nach unserem Tarifvertrag beträgt die Kündigungsfrist für betriebsbedingte Entlassungen einheitlich 6 Monate zum Quartalsende. Das heißt: Wer seine Kündigung in 2015 erhält, muss das Unternehmen am 30. Juni 2016 verlassen. Der Betriebsrat wird die Zeit nutzen, um einen Sozialplan vor einer weiteren Einigungsstelle durchzusetzen.

Warum wird gekündigt?

Es gibt bis heute kein schlüssiges Konzept, wie es bei WELTBILD weiter geht. Die Geschäftsführung war über Monate nicht in der Lage darzulegen, wie die Arbeit nach den Entlassungen zu bewältigen sein soll. Die neuerlichen Entlassungen dienen auch nicht der Rettung von WELTBILD vor einer neuerlichen Insolvenz. Nach eigenen Aussagen steht WELTBILD anderthalb Jahre nach der Pleite wirtschaftlich gut da, Ende des Geschäftsjahres sollen trotz Verlustübernahme von ALSO wieder kleine Gewinne eingefahren werden. Die Entlassungen dienen damit allein der Profitmaximierung des Investors Walter Droege. Außerdem nutzt die Geschäftsführung die Entlassungen, um verdiente WELTBILD-KollegInnen billig loszuwerden und durch andere Arbeitskräfte mit geringerem Lohn zu ersetzen.

Gibt es wieder einen Sozialplan wie 2014?

Als Walter Droege das Freiwilligen-Programm gekippt hat, nannte er die Kosten des hinterlegten Sozialplans als Grund. Darum ist nicht davon auszugehen, dass der Arbeitgeber die Gekündigten analog des Tarifsozialplans von 2014 entschädigen will. Die Vereinbarung, die dazu in der Überleitungsvereinbarung getroffen worden war, soll unterlaufen werden. Wenn die Verhandlungen dazu starten, werden die Kassen plötzlich wieder gähnend leer sein, und Walter Droege wird versuchen, sich mit dem Hinweis auf die schwierige wirtschaftliche Situation um angemessene Abfindungen zu drücken. Stattdessen wird er eine Transfergesellschaft anbieten, die sich die Betroffenen durch Verzicht auf ihre Kündigungsfrist selbst finanzieren sollen.

Ein IDW S6-Gutachten, das dem Wirtschaftsausschuss Klarheit über die tatsächliche wirtschaftliche Situation des Unternehmens bringen könnte, verweigert die Geschäftsführung seit Monaten. Der Betriebsrat leitet jetzt rechtliche Schritte ein, um des Papiers habhaft zu werden. Dann wird man sehen, welche Spielräume WELTBILD tatsächlich hat, um die Opfer der Profitgier wenigstens angemessen zu entschädigen.

Wie weiter bei ALSO?

Das Scheitern der WELTBILD-Einigungsstelle hat keinerlei Einfluss auf den Fortgang im Logistik-Bereich. Der Betriebsrat erwartet, dass der Arbeitgeber die von ihm abgebrochenen Verhandlungen über eine Fortführung der Logistik wieder aufnimmt. Der Arbeitgeber braucht auf jeden Fall einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat, bevor Kündigungen in der ALSO ausgesprochen werden können.

Freitag, 6. November 2015

Lügen und Verdrehungen – Arbeitgeber sucht Sündenbock


Gestern hat die Augsburger Allgemeine ein Interview mit den WELTBILD-Geschäftsführern Sikko Böhm und Patrick Hofmann veröffentlicht. Vergangene Woche ließ der Insolvenzverwalter der ALSO-Logistics, Frank Kebekus, ein Rundschreiben im Betrieb aushängen. Beide Veröffentlichungen enthalten falsche Aussagen und wahrheitswidrige Verdrehungen. Sie dienen allein dazu, den Betriebsrat zu diffamieren und die Belegschaft zu spalten.

1. Der Arbeitgeber behauptet, dass seit 12 Monaten intensive Gespräch mit dem BR geführt würden. Wahr ist, dass die Beratungen bereits Anfang März vom Arbeitgeber abgebrochen wurden und einseitig der Weg über die Einigungsstelle gewählt wurde.

2. Als diese Einigungsstelle Ende Juli vor dem Abschluss stand, schickte Walter Droege die Logistik in die Insolvenz und kassierte das bereits fertig ausgehandelte Freiwilligen-Programm bei WELTBILD.

3. Seither gibt es keine konstruktiven Gespräche mehr: Der Arbeitgeber bedroht die Belegschaft und stellt unannehmbare Forderungen an den Betriebsrat. Mit der Insolvenz bei ALSO sollten Massenentlassungen ohne Sozialplan und Armutslöhne für die verbleibenden Beschäftigten durchgesetzt werden. Bei WELTBILD sollen weiterhin rund 60 KollegInnen gefeuert werden, ebenfalls ohne Sozialplan, weil aufgrund der Verlustübernahme von ALSO das Geld dafür fehlt.

4. Zu keinem Zeitpunkt seit der erneuten Insolvenz hat es einen durchfinanzierten Sozialplan für die ALSO-Belegschaft gegeben. Alle Angebote blieben vage und beruhten auf Telefongesprächen, deren Inhalt der Betriebsrat nur vom Hörensagen kannte.

5. Die Grundstücksgesellschaft ALSO-Mobility, die für einen Sozialplan haften müsste, verweigert das und versucht sich billig aus ihren vertraglichen Verpflichtungen herauszukaufen. Die Massenentlassungen sollen fast ausschließlich über öffentliche Gelder und die Reste des Kirchgeldes von 2014 finanziert werden. Damit bleibt für die von Entlassung bedrohten KollegInnen bei WELTBILD nichts mehr übrig.

6. Sobald der Arbeitgeber eine Finanzierung auf die Beine gestellt hat, können neue Verhandlungen über einen Sozialplan aufgenommen werden. Wenn Walter Droege die Beschäftigten ohne Abfindungen und Transfergesellschaft in die Arbeitslosigkeit schickt, dann tut er das, weil er das genau so will. Zu behaupten, ein Sozialplan scheitere am fehlenden Verhandlungswillen des BR, ist schlicht absurd.

7. Der Betriebsrat hat die Verhandlungen weder „blockiert“ noch sein „Blatt überreizt“. Er hat aber seine Aufgaben ernst genommen und die Interessen der Beschäftigten entsprechend der gültigen Gesetze konsequent vertreten. Auf der anderen Seite hat der Arbeitgeber immer wieder gegen grundlegende Pflichten aus dem Betriebsverfassungsgesetz verstoßen. Ebenso hat er fast alle Verträge gebrochen, die für den Betriebsübergang 2014 ausgehandelt und unterschrieben wurden.

8. Für WELTBILD gibt es bis heute kein schlüssiges Konzept, wie das Unternehmen am Markt dauerhaft erfolgreich sein könnte. Letzte Woche hat der letzte Marketing-Chef mit Buchhandels-Expertise das Unternehmen verlassen. Weitere Leistungsträger der Führungsebene haben ihren Weggang angekündigt. In den Abteilungen herrscht Chaos, MitarbeiterInnen sind zum Teil wochenlang mit Burnout krank geschrieben. Die Arbeit bleibt stapelweise liegen, weil in allen Bereichen KollegInnen fehlen. Trotzdem sollen weitere 60 rausgeschmissen werden. WELTBILD geht jeden Tag wertvolles Wissen verloren, und wir büßen Kompetenz und Attraktivität bei unseren KundInnen ein.

9. Zum Schluss noch eine Klarstellung zu den Aussagen Patrick Hofmanns über das LesensArt-Desaster. Der Augsburger Betriebsrat und sein Berater haben von Anfang an das Konzept als Luftnummer abgelehnt und sich vehement gegen den Verkauf an Wenk & Co ausgesprochen. Leider lag es nicht in der Macht des Augsburger Gremiums die Notschlachtung der Filialen zu verhindern. Der Arbeitgeber hat den zuständigen Gesamtbetriebsrat von WeltbildPlus über den Tisch gezogen und den Verkauf an Wenk durchgesetzt. Auf die Erfüllung der in diesem Zusammenhang verhandelten Interessenausgleiche wartet der GBR unseres Wissens bis heute. Das Ergebnis der undurchsichtigen Transaktion ist bekannt und wurde genau so vom Augsburger Betriebsrat öffentlich vorhergesagt.  

Mit den Lügengeschichten über den Betriebsrat erreicht die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze und -bedingungen bei WELTBILD einen neuen, unrühmlichen Höhepunkt. Der Arbeitgeber behindert die Betriebsratsarbeit und sucht einen Sündenbock. Weil den verbliebenen MitarbeiterInnen bei WELTBILD und ALSO immer klarer wird, dass die Kaputtspar-Strategie gerade final scheitert, soll dafür öffentlich der Betriebsrat verantwortlich gemacht werden. Das ist armselig.

Donnerstag, 5. November 2015

Kurzvorstellung: Info-Blog der Weltbild- und Jokers-Filialen

 

"Was ist in den Filialen los?" 


Das fragt Ihr unsere Redaktion zu Recht regelmäßig in den Kommentaren zu unseren Artikeln. Leider erhalten wir aus den Filialen unter der Zeit sehr wenig Informationen, da die Kollegen alle Hände voll zu tun haben, unsere nach wie vor treuen Weltbild und Jokers Kunden bei der Stange zu halten. Aber auch, weil Ihr auf weiter Flur verstreut in Euren Filialen nur schwierig Kontakt zu anderen Filialkollegen bekommt und eine gemeinsame Stimmungslage so schwer ermittelbar ist. 

Blog von Filialkollegen für Filialkollegen:


Nun haben sich Kollegen aus dem Gesamtbetriebsrat Euer Informationsbedürfnis zu Herzen genommen: Bisher noch in grossen Teilen unbemerkt haben Filialkollegen die Feder zur Hand genommen und speziell für Euch in den Filialen eine Anlaufstelle geschaffen für Infos zu aktuellen Aufregern und Informationen Eurer Betriebsräte zu alltäglichen Fragen zum Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit: 

https://deranderegbr.wordpress.com/
 

Der blog wird bislang noch offenbar wenig von Kollegen aus den Filialen genutzt, um dort Fragen zu stellen und Kommentare zu veröffentlichen. Die Redaktion des Filial-blogs sagt dazu selbst: "Die Kommunikation in unserem Unternehmen ist nach wie vor verbesserungswürdig. [...] Wir möchten aber alle Kolleginnen und Kollegen in den Filialen mehr daran teilhaben lassen, woran der GBR gerade arbeitet. Und bitten Euch um eure Meinung dazu." Helft den Bloggern also mit Eurem Feedback und stärkt damit nicht zuletzt in Eurem Interesse das Zusammengehörigkeitsgefühl! 

Die Weltbild ver.di blog Redaktion wünscht den neuen Bloggern alles Gute! Danke für Euer Engagement! 


Dienstag, 3. November 2015

Madsack und ver.di - ein starkes Team im Kampf




Was ist Madsack?


Am 01. März 1893 gründete August Madsack die Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co.KG in Hannover.
Das Kerngeschäft der Madsack Mediengruppe bilden regionale Tageszeitungen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Hessen und Sachsen-Anhalt.
Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen vielseitig in weiteren Mediengattungen, wie beispielsweise im Hörfunk, bei TV-Produktionen oder in Anzeigenblättern.
Aber auch in Dienstleistungssektoren, wie etwa der Post, in der Logistik oder in Kundendiensten findet sich die Mediengruppe wieder.
Laut der Fachzeitschrift Media Perspektiven ist Madsack das viertgrößte Verlagshaus in Deutschland. (Media Perspektiven, Nr. 05/2014, S. 259)

Trotz guter wirtschaftlicher Lage stehen die Zeichen auf Sturm.

Zeiten im Umbruch


Am 02. Oktober 2013 kündigte die Führung der Madsack Mediengruppe einen Umbau des Konzerns an, welcher in der Agenda Madsack 2018 zusammengefasst wurde.
Die Gewerkschaft ver.di und der Madsacker Betriebsrat sehen in dieser Agenda aber nur eines: gravierende Nachteile für die Beschäftigten als Folge von altbekannten, unvorteilhaften Sparmaßnahmen, Niedriglöhne und Tarifflucht zu Gunsten des Profits.

Die Befürchtungen um den Arbeitsplatzverlust bestätigten sich erstmals, als im Juli 2014 das Kunden-Service-Center nach 117-tägigem Streik um einen Tarifvertrag geschlossen wurde.


Beschäftigten bei Madsack lassen sich nicht unterkriegen



Auch nach der im Juni 2015 angekündigten Schließung der kornzerneigenen Druckerei, die 180 MitarbeiterInnen den Job kosten wird, gibt die Belegschaft nicht auf.
Im Zusammenschluss mit der Gewerkschaft ver.di und der örtlichen  Politik starteten die Beschäftigten eine Reihe von öffentlich wirksamen Aktionen.

Neben Flugblättern und öffentlichen Briefen, gab es auch Aktions- und Informationsstände.
Aktionsstand in der Hannover Innenstadt am 12.09.2015,
erschienen in Madsack 2018Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover
Höhepunkt der bisher gestarteten Aktionen war ein Motorrad-Corso durch die Hannover Innenstadt, der am 29.08.2015 stattfand,
Das Video "50 schwere Maschinen gegen Madsacks Akt der Gewalt" hat sich bereits auf vielen Plattformen zum Beispiel bei Ver.di TV, Youtube oder Facebook verbreitet und unterstützt die betroffenen KollegInnen.




                                                                                                      Video: ver.di TV

Solidarität für Madsack


Die Beschäftigen der Madsack Mediengruppe sind aber nicht auf sich allein gestellt.
Viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie auch Dr. Max Matthiesen von der CDU haben sich zu den MitarbeiterInnen bekannt.
Zudem nutzen die Aktiven bei Madsack soziale Netzwerke, um auf sich aufmerksam zu machen und über den Fortgang des Unternehmens zu berichten.
Dafür haben sie auf Facebook eine Soli-Seite gegründet. Neben vielen aktuellen Informationen, findet man auch eine ganze Reihe von Fotos und Videos von Aktionen.
Den Link zur Facebook-Soli-Seite gibt es hier.

Wir wünschen den KämpferInnen bei Madsack für die Zukunft alles Gute und hoffen, dass die gebündelte Kraft von Gewerkschaft, Politik und engagierten Beschäftigten positive Früchte tragen wird.

Quellenangaben:
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Verlagsgesellschaft_Madsack
  • http://www.verdi.de/verditv
  • https://madsack2018.wordpress.com/category/madsack-2018/
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