Dienstag, 26. Mai 2015

Bei der Post rappelt es im Karton


Die Deutsche Post plant groß angelegtes Outsourcing


Während wir bei Weltbild noch auf einen Beschluss des Landesarbeitsgerichts in Müchen über die Einsetzung einer Einigungsstelle warten, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind derzeit auch in anderen Branchen an der Tagesordnung. Neben den viel diskutierten Streiks bei der Bahn und den Kitas tobt auch bei der Post ein harter Arbeitskampf. 

Dabei steht die Deutsche Post wirtschaftlich glänzend dar. Im 2. Quartal 2014 präsentiert sie einen Gewinnzuwachs um 6% auf 654 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Auch der milliardenschware Umsatz wurde deutlich gesteigert. Das weckt natürlich Lust auf mehr. Es wird angekündigt, die Gewinne in den kommenden Jahren weiter in die Höhe zu schrauben.

Gewinne steigern durch Tarifflucht

Wo nimmt man das Geld her? Natürlich von den Mitarbeitern. Tausende Post-Mitarbeiter sollen künftig in ganz Deutschland in 49 neu gegründeten Regionalgesellschaften zu niedrigeren Konditionen arbeiten. Ein klarer Fall von Tarifflucht nach Ansicht von ver.di. Es gibt bestehende Verträge, die nun unterlaufen werden sollen, durch die Neugründung von Firmen außerhalb des Tarifsystems. Außerdem ist es ein klarer Bruch des Vertrages zum "Ausschluss der Fremdvergabe", der zwischen ver.di und der Post besteht, und der klare Grenzen für den Umfang von Fremdvergabe an andere Firmen vorgibt.

Foto: ver.di

Gewerkschaft reagiert heftig auf den Vertragsbruch

Ausgesprochen scharf fällt somit die Forderung der Gewerkschaft bei den derzeitigen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post AG aus: Eine verkürzte Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich für die Post-Beschäftigten oder das Aufgeben der Outsouring-Pläne. Seit April/Mai eskaliert der Konflikt. Die Gespräche führen zu keinem Ergebnis. Mehrere Warnstreiks finden statt. Am 1. April legen 10.000 Zusteller vorübergehend die Arbeit nieder. Mitte April und Anfang Mai kommt es in den deutschen Paketzentren zu einem flächendeckenden Warnstreik. Mitte des Monats streiken noch einmal 7.000 Brief- und Paketzusteller.

Foto: ver.di

Einschüchterungsversuche der Post 

Mittlerweile hat ver.di beim Arbeitsgericht Bonn eine einstweilige Verfügung beantragt gegen die Deutsche Post AG, weil sie versucht Beamte als Streikbrecher einzusetzen und Mitarbeiter unter Druck setzt, sich nicht an den Streiks zu beteiligen. Über diese unlauteren Einschüchterungs-Praktiken hatte bereits das Wirtschaftsmagazin WISO in einem Fernsehbeitrag (18.05.2015) berichtet.

Der nächste Verhandlungstermin zeischen ver.di und der Post findet Anfang Juni in Berlin statt. Wir wünschen den KollegInnen und Kollegen viel Erfolg!



Mittwoch, 20. Mai 2015

Noch länger schuften an Heiligabend und Silvester? - Tarifrunde Groß- und Außenhandel


Bewegung, aber keinesfalls ein Durchbruch bei den Kollegen in Groß- und Außenhandel:

In der ersten Verhandlungsrunde vom 1. April diesen Jahres waren die tollen Leistungen der Kollegen im Groß- und Außenhandel den Arbeitgebern genau NULL Prozent Lohnerhöhung wert! Erfolgreiche Unternehmen, die aus unseren Kollegen jedes Jahr höhere Produktivität herauspressen, darunter zum Beispiel Edeka, Kaufland, Metro oder auch Richter & Frenzel aus Augsburg. Bei den Verhandlungen vom 12. Mai zeigten die Unternehmervertreter erneut, wie wenig sie von der Leistung ihrer Mitarbeiter halten: Für das zur Hälfte abgelaufene Jahr 2015 bietet die Branche zwei Prozent und ab 2016 sogar noch weniger: nur 1,5 Prozent mehr. Dafür sollten die bereits jetzt äußerst produktiven Kollegen künftig an Heiligabend und Silvester sogar über 12 Uhr Mittag hinaus weiter schuften!

Welch eine Art Anerkennung für Geleistetes soll das darstellen? 

Die gesamte Groß- und Außenhandelsbranche befindet sich seit Jahren im Aufwind. Um fast 130 Prozent stiegen die Gewinne dieser Unternehmen während der letzten 15 Jahre! Diese günstige wirtschaftliche Lage zeigen die Daten des WABE Instituts: 
Gewinne der Unternehmen im GAH:

 
Welche Ziele verfolgt ver.di in der aktuellen Tarifrunde?

ver.di kämpft an der Seite der Kollegen um die Wertschätzung guter Arbeit und ständig steigender Produktivität. Gleichzeitig verhelfen adäquate Lohnsteigerungen zu mehr Kaufkraft und damit Binnennachfrage und weiterhin guter Konjunkturentwicklung. Und mehr Einkommen im Erwerbsleben sichert gegen Altersarmut und Minirenten.

Was fordert ver.di dafür bei den nächsten Verhandlungen am 18. Juni?

• 5,5 %, aber mindestens 140 Euro, mehr Lohn, Gehalt und Entgelt
• 70 Euro mehr für die Azubis
• Eine Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten  









Montag, 18. Mai 2015

Minusstunden im Logistikbereich



Seit das Unternehmen "Weltbild" im Oktober 2014 von dem Milliardenschweren Investor Walter Droege übernommen wurde, hat sich einiges verändert.
Die Aufteilung in die beiden Betriebsteile Weltbild Retail und ALSO Logistics hat die Belegschaft und ihre Interessen auch inhaltlich in zwei Lager geteilt.
Es zeichnet sich im letzten halben Jahr ein deutlicher, sehr beunruhigender Trend ab - das Auftragsvolumen nimmt ab und Anzahl an Minusstunden im Logistik-Bereich nimmt bedrohlich zu.

Die Unsicherheit in der Belegschaft wächst an 



Die Veränderungen haben nicht nur dazu geführt, dass innerhalb der Belegschaft großer Unmut über die Führung des Unternehmens  herrscht, sondern auch dazu, dass die Angst um den eigenen Arbeitsplatz täglich zunimmt.
Viele der KollegInnen im Bereich Logistik knacken demnächst die Minusstundengrenze, das Geschäftsjahr neigt sich zu Ende und man weiß überhaupt nicht, wie man der Ansammlung der Minusstunden entgegenwirken kann. 
Selbst freiwillig geleistete 6.te Tage reichen nicht mehr, Stunden aufzubauen.

Regelungen im Betrieb



In der Betriebsvereinbarung  über die flexible  Jahresarbeitszeit in den Logistik-Bereichen Warenzentrum und Versand vom 01.11.2013 wird unter dem Punkt 7.1 das Arbeitszeitkonto geregelt.

Diese Regelung besagt:
"Für Vollzeitmitarbeiter darf der Saldo auf dem Arbeitszeitkonto maximal 150 Plusstunden bzw. 50 Minusstunden im Abrechnungszeitraum betragen.

Für Jahresteilzeitmitarbeiter darf der Saldo maximal 35 Minusstunden zum Ende des Abrechnungszeitraums betragen.

Für Jahresteilzeitmitarbeiter darf der Saldo maximal 250 Plusstunden zum Ende des Abrechnungszeitraums betragen, wenn der Median der Vollzeitmitarbeiter der entsprechenden Abteilung im Plus ist."

Vorschlag der Geschäftsführung



Aus der Betriebsvereinbarung geht hervor, dass die MitarbeiterInnen maximal 50 Minusstunden ansammeln dürfen.
Da nun ein Großteil der Belegschaft im Logistik-Bereich diese Grenze in Kürze überschreiten wird, schlägt die Geschäftsführung vor, die Anzahl der Minusstunden im Abrechnungszeitraum auf 90 auszuweiten. 

Was bei erster Betrachtung als großzügiges Angebot seitens der Geschäftsführung scheinen mag, ist es - realistisch betrachtet - nicht.

Was passiert, wenn ich mein Arbeitszeitkonto nicht ausgleichen kann?



Der noch ausstehende Spruch der Einigungsstelle (bereits im Blog berichtet) und die daraus erwarteten Entlassungen führen zwangsläufig zu Fragen.
Was passiert, wenn ich mein Arbeitszeitkonto im Abrechnungszeitraum nicht ausgleichen kann? Muss ich damit rechnen, dass ich im Falle einer Kündigung, auf einen Teil meines Gehalts verzichten muss, um mein AZK auszugleichen?

Das sagt das Gesetz

Eine Antwort auf diese Fragen liefert das BGB.
In § 615 BGB heißt es:

"Kommt der Diensthabende mit der Annahme der Dienste in Verzug, so kann der Verpflichtete für die infolge des Verzugs nicht geleistete Dienste die vereinbarte Vergütung verlangen, ohne zur Nachleistung verpflichtet zu sein. (...)"

Das bedeutet: 
Kommt der/die vertragstreue MitarbeiterIn ihren Vertragsverpflichtungen - pünktliche Anwesenheit am Arbeitsplatz - nach und ist zur Arbeitsleistung bereit, muss die Arbeitzuweisung und -einteilung durch den Arbeitergeber erfolgen. Dies wird im Arbeitsrecht in der Regel als "Fixschuld" angesehen.
Kann der Arbeitgeber also die bereitgestellte Arbeitsleistung nicht annehmen, so kommt er in Verzug und die daraus resultierenden Minusstunden gehen zu Lasten des Arbeitgebers.

Position des Betriebsrates



Auf Nachfrage der Redaktion betont der BR, dass man dem Vorschlag der Geschäftsführung zur Erhöhung der Minusstunden auf 90 nicht zustimmen wird.
Da die Thematik in der Betriebsvereinbarung bereits eindeutig geregelt ist, werde man sich auch an die bindende Regelung halten.
Eine Erhöhung der Minusstunden würde die Problematik nicht lösen und man erhöhe zudem den psychischen Druck auf die Beschäftigten. Dies wiederum wirkt sich negativ auf den reibungsfreien Arbeitsablauf ab, da zu befürchten sei, dass die KollegInnen dem permanenten Druck nicht standhalten können.

Fürsorgepflicht für die ArbeitnehmerInnen


Auch wenn einzelne KollegInnen einen Weg gefunden haben, mit dieser prekären Situation umzugehen, ist ein Teil der Belegschaft nicht mehr in der Lage, ein natürliches Ventil zum Abbau des täglich zunehmenden Drucks zu finden.
Stress am Arbeitsplatz, begleitet von permanenten Existenzängsten wirken sich letztlich auch auf das private Umfeld aus.
Der Griff zu Psychopharmaka scheint der einzige Ausweg zu sein. Das Abrutschen in eine Depression vorprogrammiert.

Dies darf und kann nicht sein.
Nach §4 Nr.1 ArbSchG ist der Arbeitgeber verpflichtet, "die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird."

Gesunde Arbeit sieht anders aus.

Für Fragen zum Thema "Minusstunden" steht der Betriebsrat zur Verfügung.
Auch der gewerkschaftliche Rechtsschutz kann von Mitgliedern zu Rate gezogen werden.



Quellen:

  • Betriebsvereinbarung über die flexible Jahresarbeitszeit in den Logistik-Bereichen Warenzentrum und Versand (die BV kann auf Nachfrage im BR-Büro eingesehen werden)
  • Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)






Freitag, 15. Mai 2015

Hilfe bei Vorsorge und Pflege


Unsere exklusive Serviceleistung für Mitglieder in ver.di Bayern

Pflege

Immer mehr Menschen sind betroffen
Die Zahl der Menschen, die pflegebedürftig sind, hat sich in den letzten JJahren auf fast 2,5 Millionen erhöht. Fast 70 % der BEtroffenen werden zu Hause gepflegt.
Leider kann es jeder treffen
Pflegebedürftig kann jede/jeder werden: Ob im hohen Alter oder in jungen Jahren durch einen Unfall oder Krankheit.
Schnelle Hilfe ist notwendig
Tritt ein Pflegefall ein, ist schnelle Hilfe gefragt. Viele Fragen stellen sich, vieles ist zu organisieren. Für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist die Situation alles andere als leicht.
Die richtige Anlaufstellen
Es gibt umfangreiche Hilfe aus unterschiedlichen BEreichen. Die richtige Anlaufstelle schnell und zuverlässig zu finden, ist wichtig.
ver.di bietet Hilfe
Deshalb hat ver.di Bayern das Projekt "Hilfe bei Vorsorge und Pflege" ins Leben gerufen, mit dem wir unseren Mitgliedern in dieser schwierigen Situation zur Seite stehen und ihnen helfen, die richtigen Anlauf- und Beratungsstellen zu finden.

Vorsorge

Frühzeitig handeln
Jeder/Jede kann durch Krankheit, Unfall oder Alter in die Lage kommen, wichtige Fragen nicht mehr beantworten und Entscheidungen nicht mehr treffen zu können.
Vorsorge kann helfen
Rechtzeitige Vorsorge kann helfen, auch in Lebenslagen, in denen man seine Angelgenheiten nicht mehr selbst regeln kann, selbstbestimmter zu leben.
Vollmachten und Verfügungen
Mit Vorsorgevollmachten und Betreuungs- oder Patientenverfügungen kann jede/jeder schon jetzt Entscheidungen für die Wechselfälle des Lebens treffen.
Wie entscheiden?
Trotzdem gibt es viel zu bedenken. Bereits für die Entscheidung braucht es Informationen und wer sich zu entscheiden hat, braucht Anlaufstellen.
ver.di bietet Hilfe
Auch hier wollen wir mit dem Projekt "Hilfe bei Vorsorge und Pflege" unsere ver.di Mitglieder unterstützen. Sie erhalten von uns Informationen für Ihre Vorsorge-Entscheidungen und wir helfen Ihnen, die richtigen Anlaufstellen und die notwendige Formulare zu finden.

Neue Mitgliederleistung in ver.di Bayern

Nur für ver.di Mitglieder
Mitgliederleistungen stehen, wie Sie wissen, nur für ver.di Mitgliedern zu. Sie haben sich organisiert und finanzieren mit ihren Mitgliedsbeiträgen unsere Arbeit. Unser neues Angebot "Hilfe bei Vorsorge und Pflege" geht über die satzungsgemäßige Leistung hinaus.
Neue Wege gehen
Mit unserem angebot "Hilfe bei Vorsorge und Pflege" erweitern wir unsere umfangreichen Mitgliederleistungen und wollen damit neue Wege gehen. Diese Leistung steht ihnen schon jetzt zur Verfügung.
Unterstützung ist uns wichtig
Damit wollen wir Sie in einer sehr schwierigen Situation  unterstützen und erste Hilfestellung leisten.
Wir sammeln Erfahrungen
Gleichzeitig sammeln wir Erfahrungen, wie wir Sie in Ihrer schwierigen Situation unterstützen können und wie wir unsere Unterstützung noch verbessern können. Sie durch die vielfältigen Beratungsangebote zu begleiten, ist dabei unser primäres Anliegen.

So funktioniert es...

Ehrenamtliche Hilfe
Qualifizierte ehrenamtliche KollegInnen mit Kompetenz und Erfahrunghelfen Ihnen im Projekt "Hilfe bei Vorsorge und Pflege" weiter. Sie zeigen Ihnen die richtigen Anlaufstellen  und wo Sie die wichtigen und richtigen Informationen bekommen.
Ein Anruf genügt
Schnelle und unkomplizierte Hilfe ist uns wichtig. Deshalb reicht bereits ein Anruf bei Ihrem zuständigen ver.di Bezirk (Augsburg: 0821/279540) und wir helfen Ihnen weiter.
Wir freuen uns
Wir freuen uns über Ihren Anruf und wenn wie Ihnen bie schwierigen Fragen und in schwierigen Lebensituationenweiter helfen können.

Denn es gilt der wichtige gewerkschaftliche Grundsatz: Gemeinsam sind wir mehr!



 


Mittwoch, 13. Mai 2015

Kinderbetreuung darf nicht zu Dumpinglöhnen stattfinden!


Wer hart arbeitet und dafür das staatliche Betreuungsangebot wahrnimmt, will und muss sich darauf verlassen können, dass seine Kinder dort auch unter optimalen Bedingungen versorgt und gefördert  werden. Menschen, auf deren Schultern diese Verantwortung liegt, können nicht zu Billiglöhnen verheizt werden. 

Ver.di fordert bundesweit für die Beschäftigten des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes eine grundsätzliche Aufwertung ihrer Berufe durch eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale im Tarifvertrag. Indirekt würden auch die Beschäftigten bei freien und kirchlichen Trägern davon profitieren, da sich diese Einrichtungen häufig am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes orientieren.

Seit Montag hat die Gewerkschaft die Beschäftigten  im Sozial- und Erziehungsdienst zum Streik aufgerufen.

Es geht nicht um Geld allein, es geht darum, einen Berufsstand gemäß seiner realen Bedeutung entsprechend aufzuwerten. 
Die Kernaufgabe ist nicht mehr nur mit den "Kleinen" zu spielen, die pädagogischen Anforderungen haben sich für Erzieherinnen in den letzten Jahren deutlich erhöht: Sprachförderung, Begabungsförderung, Inklusion, naturwissenschaftlich-technische Frühförderung, sowie Bewegungserziehung. 

Dieser ständig wachsenden Verantwortung, steht allerdings keine angemessene Vergütung gegenüber.  Die Kinder sollen auf die Anforderungen der Grundschule adäquat vorbereitet werden, wieso liegt aber die Entlohnung, bei ähnlichem Kompetenzprofil so weit unter dem von Grundschullehrerinnen? Das Einstiegsgehalt für eine Erzieherin liegt derzeit – nach vier bis fünf Jahren Ausbildung, in der Fachschulzeit zudem ohne Ausbildungsvergütung – bei 2.366,68 Euro brutto monatlich. Dieser Betrag bezieht sich allerdings auf eine Vollzeittätigkeit. Bundesweit arbeiten jedoch mehr als 60 Prozent aller Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst nur in Teilzeit, vor allem weil Vollzeitstellen gar nicht erst angeboten werden. 
Das bedingt zwangsläufig einen Zweit- oder Drittjob. Viele der Frauen – über 90 Prozent der Beschäftigten in Kinderbetreuungseinrichtungen sind weiblich – gehen neben ihrer regulären Beschäftigung kellnern, putzen oder räumen Regale im Einzelhandel ein, weil sie mit dem, was sie für ihre wichtige Arbeit als Lohn erhalten, nicht über die Runden kommen. Von der Theke in die Kita, dann zu Lidl! So darf vorschulische Förderung nicht aussehen.

Aber die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) leugnet bisher jeden generellen Aufwertungsbedarf. Sie hat in fünf Verhandlungsrunden ein verhandlungs-fähiges Angebot verweigert und stattdessen lediglich punktuell  und vage „vielleicht“ für „einige wenige“ kleinere Verbesserungen in Aussicht gestellt. 

Am Ende trifft der Streik diejenigen, die auf eine Betreuung angewiesen sind, also berufstätige Eltern, die mitunter schwer ins Rotieren geraten, um die Kleinen während der Arbeit versorgt zu bekommen. Auf deren Rücken wird der Streit letztlich ausgetragen. Aber es bedarf hier der Solidarität, um nach oben ein entsprechendes Signal zu senden, dass es dringend notwendig ist, die Leistung, die von den Erzieherinnen gefordert wird, auch finanziell gerecht zu entlohnen.
Nur wer sich fair behandelt und entsprechend wertgeschätzt fühlt, ist in der Lage die an ihn gestellten Anforderungen adäquat umzusetzen.


Dienstag, 12. Mai 2015

Gewerkschaftliches Bildungsprogramm: "Organisieren am Konflikt - So funktionieren Kampagnen im Betrieb"


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute stellen wir Euch das nächste Seminar aus dem ver.di-Bildungsprogramm für die Mitglieder vor.
Nähere Infos finden sich auch unter www.verdi-bildungsportal.de.

Zur Erinnerung:
ver.di hat für die Mitglieder ein umfangreiches Bildungsprogramm, meist kostenlos und meist mit Fahrtkostenzuschuss.

Organisieren am Konflikt - So funktionieren Kampagnen im Betrieb



vom 19.06.2015 bis 21.06.2015 in Brannenburg

Beginn: Freitag um 18 Uhr
Ende: Sonntag nach dem Mittagessen
Veranstaltungsnummer: 15/30/374



Seminarinhalt:

In den letzten Jahren haben die Gewerkschaften aufgrund schwindender Mitgliederzahlen bei betrieblichen und tariflichen Auseinandersetzungen an Durchsetzungskraft verloren. Durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die gezielt an betrieblichen Konflikten und den Problemen der Beschäftigten ansetzen, kann der gewerkschaftliche Einfluss gestärkt werden.

Betriebliche Kampagnen brauchen aktive Mitglieder, die mit eigenen Aktionen auf Missstände aufmerksam machen und für ihre Ziele und Interessen eintreten. Wenn es uns gelingt, auf diesem Weg Menschen für unsere Ideen zu begeistern, können wir auch neue Mitglieder gewinnen. Damit betriebliche Kampagnen erfolgreich sind, müssen sie jedoch gut organisiert und geplant werden.

Dieses Seminar soll euch dabei unterstützen, betriebliche Konflikte zu erkennen und davon ausgehend eine Kampagne im Betrieb zu planen und umzusetzen.

Themen in diesem Seminar sind:

  • Welche Themen und Konflikte eignen sich für betriebliche Kampagnen?
  • Von der Idee zum Ziel: Kampagnen planen und erfolgreich umsetzen
  • Wie kann ich die Belegschaft bei einem Konflikt im Betrieb hinter mich bringen?
  • Wie können mit Kampagnen die Interessen der Beschäftigten durchgesetzt werden?
  • Welche (neuen) Kommunikationsmethoden eigenen sich hierfür und wie kann ich sie zielgerichtet einsetzen?
  • Facebook, Twitter und Co. - die Rolle und Bedeutung von sozialen Netzwerken in der Kampagnenarbeit


Freitag, 8. Mai 2015

Betriebsrat lehnt Einigungsstelle weiter ab


Heute hat der Rechtsanwalt des Betriebsrats des gemeinsamen Betriebs von WELTBILD Retail und ALSO Logistics Beschwerde gegen den Beschluss des Augsburger Arbeitsgerichts eingelegt. 

Die Interessenvertretung lehnt die Einigungsstelle weiter ab. „Mit diesem Instrument versucht der Arbeitgeber Tatsachen zu schaffen, statt mit dem Betriebsrat auf dem Verhandlungsweg gemeinsam Lösungen zu suchen“, begründet BR-Vorsitzender Peter Fitz die Beschwerde. Bislang habe der Arbeitgeber keine schlüssige Alternative für das  Weltbild 2.0-Konzept vorlegen können, das Grundlage für die Übernahme von WELTBILD durch die Droege-Gruppe gewesen sei.

Desperate Führung

„In den Gesprächen haben wir eine desperate Führung erlebt, die selbst nicht weiß, wohin die Reise gehen soll“, klagt ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann. „Die Betriebsteile Retail und Logistik fahren unterschiedliche Strategien, die sich im Ergebnis teilweise widersprechen und so die Situation weiter verschlimmern. Wir fordern ein gemeinsames Vorgehen, das Umsatz und Aufträge steigert und so die Arbeitsplätze bei Retail UND ALSO dauerhaft sichert.“

In beiden Betriebsteilen halte Walter Droege die Fäden in der Hand und spiele Retail und ALSO gegeneinander aus, werfen die Betriebsräte dem Mehrheitsgesellschafter vor. „Wenn die Verhandlungen Erfolg haben sollen, ist es unumgänglich, dass Droege als Entscheider mit an den Tisch kommt“, fordert Peter Fitz. „Derzeit schieben sich Führungskräfte, die selbst nichts entscheiden dürfen, gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Das bringt uns nicht weiter.“ 

Droege muss mit an den Tisch

„Im gemeinsamen Betrieb muss dort verhandelt werden, wo die Entscheidungsebenen zusammengeführt werden“, betont auch BR-Rechtsanwalt Michael Huber und verweist auf entsprechende europäische Richtlinien, die auch vor deutschen Arbeitsgerichten rechtsverbindlich gelten. Um dem ziellosen Hin-und-her in den Gesprächen ein Ende zu machen, fordert der Betriebsrat deshalb auch, die Zahl der Beisitzer in einer  Einigungsstelle auf zwei zu reduzieren. Der Arbeitgeber hatte ursprünglich sieben Beisitzer verlangt, war damit aber schon vor dem Augsburger Arbeitsgericht gescheitert, das fünf Beisitzer für ausreichend hält.

Wir berichten, wenn der Verhandlungstermin vor dem Münchner Landesarbeitsgericht feststeht.  

Mittwoch, 6. Mai 2015

Haben Sie auch manchmal das Gefühl irgendwie fremdgesteuert zu sein?


Ihr Arbeitspensum ist kaum mehr zu schaffen, schon gar nicht in der regulären Arbeitszeit. Sie arbeiten am Limit, kommen aber den selbstgesteckten Zielen nicht mehr hinterher. Der Druck wächst, in Ihrer Abteilung und zwischen den Kollegen, aber es ist nirgendwo Land in Sicht.
Wenn Ihnen diese Situation merkwürdig bekannt vorkommt, sind Sie vielleicht längst ein Opfer indirekter Steuerung geworden.
Dabei handelt es sich um eine ganz perfide Methode der Unternehmen ihre Mitarbeiter so zu manipulieren, dass diese scheinbar freiwillig und autonom handeln, unter dem Strich aber eng an einem unsichtbaren Gängelband geführt werden.

Früher herrschte in Betrieben eine klare Anweisungshirarchie von oben nach unten, wobei die oben festgelegten und formulierten Anweisungen nach unten in die einzelnen Abteilungen zur Ausführung weitergegeben wurden. Es herrschte ein klares System von Befehl und Gehorsam, das die Arbeitnehmer deutlich vom Management abgrenzte. Der maximal zu erzeugende Druck konnte über die Solidarität in der Belegschaft und durch Regelungen mit dem Betriebsrat bzw. den Druck der Gewerkschaften  begrenzt werden. Heute wird versucht, und das oft sehr erfolgreich, diese Regularien  zu unterlaufen.

Unternehmen öffnen sich den oft chaotischen, sich immer schneller veränderten globalen Märkten. Aus diesen destilliert sich die Führung mehr oder weniger abstrakte Wertgrößen und Zielvorgaben, die an die Beschäftigten durchgereicht werden. Aber egal, wie die Vorgaben formuliert sind, sie orientieren sich ausschließlich am Unternehmensgewinn.
Parallel dazu wird den einzelnen Abteilungen und Teams mehr und mehr "unternehmerische" Kompetenz zugestanden.  Sie werden zu sich selbst steuernden teilautonomen Einheiten gemacht, die sich im Rahmen der Vorgaben ihre Nahziele selbst setzen und den Weg zu deren Erreichung festlegen. Diese Eigenverantwortlichkeit ist dabei der motivierende Faktor.
Als Treibstoff, der diesen Prozess in Gang hält und die Leistung immer weiter erhöht, werden bewusst Konkorrenzsituationen geschaffen, die permanenten Druck auf die einzelnen Teams ausüben. Sei es der Vergleich mit anderen Abteilungen, anderen Betrieben oder der Androhung eines kostengünstigen Outsourcings. Unter dem Strich steht also immer der Kostenfaktor, die Rentabilität und Effektivität der Abteilung.

Besonders tragisch daran ist, dass die einzelnen Teams die Vorgaben als ihre eigenen Ziele ansehen und so alles daran setzen diese auch zu erreichen, egal zu welchem Preis.  Das führt zwangsläufig dazu, dass wesentlich mehr gearbeitet wird als es die jeweiligen Arbeitsverträge vorsehen und mit der Angst vor dem Scheitern auch der Druck im Team zunimmt. Kollegen, die das nicht mitmachen wollen, werden bedrängt, das Team nicht im Stich zu lassen.  Gewerkschaftliche Errungenschaften und Vereinbarungen mit dem Betriebsrat werden plötzlich als lästige Hemmnisse für den eigenen Erfolg angesehen. Kollegen nehmen Arbeit mit nach hause, arbeiten ausgestempelt weiter oder kommen krank zur Arbeit, weil sie überzeugt sind es ginge nicht ohne sie. Dies führt früher oder später zwangsläufig zu psychischer Erschopfung, bis hin zum Burnout. Nicht ohne Grund nehmen Erkrankungen in diesem Bereich stetig zu.

Das System der Verlagerung von Verantwortung in die einzelnen Abteilungen, zu den Leuten, die besonders nah an den jeweiligen Abläufen sind, könnte sich für beide Seiten, Beschäftigte und Unternehmen, duchaus positiv auswirken, wenn die gesetzten Ziele nur halbwegs realistisch wären. Mitarbeiter sind ja bereit und motiviert sich für den Betrieb eigenverantwortlich zu engagieren und so mehr zu geben als im klassischen Befehl- und Kontrollsystem, allerdings sollte dies nicht bis zur völligen Selbstaufgabe gehen. Erreichbare Ziele oder eine ausreichende Mitarbeiterzahl wären also das Gebot der Stunde. Gebt dem Esel, der den Karren zieht einfach mal die Karotte, anstatt sie immer nur unerreichber vor dessen Nasen zu plazieren!

Ein Management, das aber nur Gewinnmaximierung und Kostenminimierung im Sinn hat, wird weiterhin manipulativ die Mitarbeiter ausbeuten, solange diese sich das gefallen lassen. Erkenne deinen Feind! Es müssen Wege gefunden werden zusammen mit der Gewerkschaft oder dem Betriebsrat dieses System zu kippen. Es ist paradox, dass hochmotivierte Mitarbeiter immer wieder an den unerreichbaren Vorgaben scheitern.
Fakt ist traurigerweise, dass alles zu geben heute nich mehr ausreicht um seinen Job zu behalten, wenn die Auflösung der Abteilung kurzfristig den Unternehmensgewinn erhöht.

Wer also nicht absolut darauf steht, verarscht und ausgebeutet zu werden, sollte dringend seine Arbeitssituation analysiren, um nicht in der Indirekten-Steuerungs-Falle verheizt zu werden.




Freitag, 1. Mai 2015

1. Mai - Tag der Arbeit - Impressionen




WELTBILD bei der Mai-Kundgebung in Augsburg



Trotz strömenden Regens zogen rund 1.000 GewerkschafterInnen am 1. Mai vom Gewerkschaftshaus am Katzenstadel durch die Augsburger Innenstadt. Das geplante Familienfest auf dem Rathausplatz fiel aufgrund des miesen Wetters leider aus.


Die Transparente der WELTBILD-MitarbeiterInnen waren ein beliebtes Motiv für FotografInnen und Kamerateams. Viele KollegInnen der DGB-Gewerkschaften sagten spontan Unterstützung bei kommenden ver.di-Aktionen gegen den Kaputtspar-Kurs von Walter Droege zu: "Wir lassen nicht zu, dass Droege unser WELTBILD kaputt macht!"

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