Sonntag, 22. März 2015

Umfrage Ergebnis – Hier arbeiten Menschen


Erschreckendes Bild bei Mitarbeiter-Umfrage 


Am 9. März haben wir hier im Blog ein paar Fragen an die Belegschaft gestellt, um ein genaueres Bild von der Stimmungslage im Betrieb zu erhalten. Über 200 Kolleginnen und Kollegen haben an der Umfrage teilgenommen. Das Ergebnis zeigt uns erstmals in deutlichen Zahlen, wie hoch die psychische Belastung bei den Weltbild-Mitarbeitern derzeit ist. Und sie stellt der aktuellen Geschäftsführung ein katastrophales Zeugnis aus.


Widersprüchliche Anforderungen, ungenutztes Know-how, ausgelaugte Mitarbeiter, so gut wie kein Vertrauen in die Geschäftsführung ... Im Ergebnis gibt es offenbar nur einen kleinen, unverzagten Prozentsatz von etwa 15-20% der Beschäftigten, die in der derzeitigen Situation recht unbelastet bleiben, sich wenig Sorgen machen und den Aussagen des Managements noch Glauben schenken. Der große Rest, etwa 80%, befindet sich in einer erheblichen Stresssituation und ist täglich extremen psychischen Belastungen ausgesetzt.

Vielen Dank an all jene, die an der Umfrage teilgenommen haben. 


Es hat zu dieser Umfrage auch kritische Stimmen gegeben, frei nach dem Motto: Wozu soll das gut sein? Wir alle wissen doch, wie sehr die Belegschaft unter der Situation leidet. Das stimmt natürlich. Aber jetzt haben wir einige konkrete Zahlen, die man den Zahlenmenschen aus der Geschäftsführung deutlich vor Augen halten kann. Und nicht zu vergessen: Wahrnehmungen können sehr unterschiedlich sein. Denn erstaunt schüttelt man immer wieder den Kopf über interne Newsletter der Geschäftsführung, die aus einem mysteriösen Paralleluniversum zu kommen scheinen und stets positive Neuigkeiten aus dem Hut zaubern möchten.

Hier nun die Sicht der Belegschaft. Zum Vergrößern auf die Bilder klicken.




Insgesamt 60% der Mitarbeiter bringt die Arbeit momentan oft oder immer in eine belastende Situation. Lediglich 18% empfinden ihre Arbeit als selten oder nicht belastend.

Ein Drittel der Belegschaft hält sich mit ihrer ganz persönlichen Meinung zu den ausgeübten Tätigkeiten zum Teil zurück. Weitere 38% sogar in hohem oder sehr hohem Maße. Das heißt, weit über zwei Drittel der Mitarbeiter äußern zumindest teilweise oder überwiegend nicht offen, wie sie über ihre tägliche Arbeit im Unternehmen denken. Das wirft ein bedenkliches Bild auf Arbeitsabläufe und Strukturen innerhalb der Abteilungen und Bereiche. Lediglich 19% haben damit offenbar keine Probleme.




27% sagen, dass manchmal widersprüchliche Anforderungen an sie gestellt werden. Darüber hinaus haben sogar noch einmal weitere 48,5% (fast die Hälfte aller Mitarbeiter!!!!!) oft oder immer mit widersprüchlichen Anforderungen zu kämpfen. Ein mehr als desolates Bild für die alltägliche Arbeitssituation. Solche Widersprüche in der Ausübung des Jobs sind für Arbeitnehmer psychisch eine riesige Belastung.

Das bestätigt sich auch darin, dass 72% die Belastung quasi "mit nach Hause nehmen". Die Probleme in der Arbeit wirken bei insgesamt mehr als zwei Drittel der Weltbild-Mitarbeiter negativ in das Privatleben und Familienleben hinein! Lediglich 15% empfinden dahingehend keine Belastung.





Die nächsten Fragen zeigen ein zwiespältiges Bild. Trotz aller widrigen Umstände haben insgesamt 45% noch das Gefühl in hohem und sehr hohen Maße einen wichtigen Arbeitsbeitrag für das Unternehmen zu leisten. Weitere 30% zumindest noch teilweise.
Früher hörte man immer wieder, dass die Mitarbeiter stolz darauf seien, bei Weltbild zu arbeiten. Diese Einstellung hat offenbar erheblich gelitten. Mittlerweile ist die Belegschaft eher gespalten, was die Identifikation mit dem Unternehmen anbelangt. Die Arbeitsstelle bei Weltbild hat für die Mehrheit allerdings weiterhin eine hohe persönliche Bedeutung.




71% der Belegschaft vertrauen in geringem bis sehr geringem Maß den Informationen der Weltbild-Führung. Weitere 16% nur noch teilweise. Das heißt, lediglich bei knapp 13% der Mitarbeiter genießt das Management offenbar noch starke Glaubwürdigkeit. Die Geschäftsführung von Weltbild hat ein erschreckendes Glaubwürdigkeitsproblem bei ihren Mitarbeitern!

Etwa 60% der Kolleginnen und Kollegen machen sich erhebliche Sorgen, bei Verlust ihrer Stelle einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Weitere 18% teilweise. Lediglich 21% hegen in dieser Hinsicht kaum bis keine Befürchtungen.




Die psychische Belastung muss wirklich enorm sein. Fast 50% der Kolleginnen und Kollegen fühlen sich oft müde, erschöpft und ausgelaugt. Hinzu kommen noch 20% mehr Beschäftigte, die sich permanent ausgelaugt fühlen. Das ist eine Arbeitssituation im Ausnahmezustand! Das macht die Leute krank!

36% (etwa ein Drittel) ist zufrieden damit, wie ihre Fähigkeiten im Unternehmen genutzt werden. Das heißt, bei zwei Drittel der Mitarbeiter bleibt wertvolles Know-how offenbar ungenutzt liegen. Dabei ist das Können der Mitarbeiter das wichtigste Kapital eines Unternehmens.

Sieht so eine gesunde Unternehmenskultur aus?


Jeder kann sich hier sein eigenes Bild machen und die Ergebnisse in eigener Weise interpretieren. In unseren Augen sind die Zahlen jedenfalls mehr als eindeutig. Es wird höchste Zeit, dass bei Weltbild eine andere Unternehmenskultur Einzug hält. Hier muss von Droege-Seite schnellstens ein Umdenken stattfinden! In einem seriös und gut geführten Unternehmen würden niemals solche Ergebnisse zustande kommen!



Montag, 16. März 2015

Betriebsversammlung: Wie weiter bei Weltbild?



Mittwoch, 
18. März, 14:00 Uhr
Halle Deutsche Papier
(Steinerne Furt 75)


Der Betriebsrat berichtet über den aktuellen Stand der Gespräche.

Die Geschäftsführung ist eingeladen, die geplanten Massenentlassungen darzustellen und zu erklären, wer die Arbeit in Zukunft erledigen soll.

Außerdem erwarten wir einen detaillierten Bericht zur wirtschaftlichen Lage und klare Aussagen, was die GF unternehmen will, um die Umsätze zu steigern und die Auftragslage bei ALSO zu verbessern.

Herr Walter P. Droege wurde ebenfalls eingeladen. Mal sehen, ob er den Mut hat, den Menschen ins Gesicht zu blicken, deren Existenzen er gerade vernichtet.

Freitag, 13. März 2015

Der Betriebsrat feilscht nicht, 
sondern verfolgt ein klares Konzept


Gespräche stocken, statt klarer Aussagen streut der Arbeitgeber Gerüchte


Sind die Gespräche jetzt gescheitert, oder haben sie noch gar nicht begonnen? Am Dienstag hatten sich Arbeitgeber und Betriebsrat auf eine Gesprächspause geeinigt, weil die strategischen Vorstellungen nach wie vor weit auseinander liegen. Seit Mittwoch streut die Geschäftsführung über die Führungskräfte Gerüchte im Betrieb: Die Gespräche seien an der Blockadehaltung des Betriebsrats gescheitert, wird behauptet. Das Gegenteil ist richtig.

Nach über 60 Stunden Konzeptdiskussion ist die Geschäftsführung nur minimal vom Droege-Konzept abgewichen. (Ausführlicher Bericht auf der Rückseite.) Einige kosmetische Korrekturen waren notwendig geworden, weil auch die verantwortlichen Führungskräfte im Sortiment die Positionen des Betriebsrats im Kern bestätigten: Ja, wir brauchen weiter einen regelmäßig erscheinenden Katalog, wenn wir am Markt relevant bleiben wollen. Ja, wir brauchen qualifizierte MitarbeiterInnen, wenn wir mit Eigenproduktionen im Buch und Non-Media-Bereich ein Alleinstellungsmerkmal behalten wollen.

Maßnahmenpaket des BR


Der Betriebsrat will die Weichen für die Zukunft von WELTBILD stellen. Dafür haben wir einen konkreten Maßnahmenkatalog erarbeitet, den wir am Dienstag der Geschäftsführung übergeben haben:

  1. Ziel ist die Repositionierung am Markt als relevanter Händler für Medien und Non-Media-Produkte.
  2. Dafür müssen die Umsatzziele der Mittelfristplanung deutlich nach oben korrigiert werden, also Wachstum statt Stagnation.
  3. Wir erwarten von der Droege Group ein öffentliches Bekenntnis zur Ausfinanzierung von WELTBILD über die nächsten drei Jahre. Das ist ein wichtiges Signal an Lieferanten, MitarbeiterInnen und Kunden. 
  4. Sowohl unser Einkauf als auch unser Marketing muss professionalisiert werden. Anstelle von wirklichkeitsfernen „Lehrbuchlösungen“ müssen die Mitarbeiter-Innen einbezogen werden. Kein Outsourcing, keine Fremdvergabe von Aufträgen, sondern Ausschöpfung des Know-hows der Belegschaft.
  5. Invest in die Werbung zur Stabilisierung und Ausbau des Geschäfts – auch in den Katalog, bis neue, effektivere Werbemittel entwickelt wurden. Dabei sind auch Reaktivierungs- und Neukundenmaßnahmen zu berücksichtigen 
  6. Wir erwarten von der Droege Group ein Investment in Sachanlagen der Logistik in Höhe von 10 - 15 Millionen, um möglichst schnell Drittgeschäft bedienen zu können. Das ist zumutbar, weil die ALSO bisher keinen Cent für die Gebäude und Grundstücke in Augsburg gezahlt hat.
  7. Umgehender Ersatz der verkauften Filialen an attraktiven Standorten, um wieder ein flächendeckendes Filialnetz als dritte Vertriebssäule zu haben. Verträge mit Filialkäufer Wenk über die Belieferung seiner    Filialen über unsere Logistik.
  8. Intensivierung des Geschäfts mit eBooks und Lizenzen.
  9. Die MitarbeiterInnen brauchen ein klares Signal, dass sie eine Zukunft bei WELTBILD haben, also Beschäftigungssicherung statt Vergraulen der Fachkräfte. Einhaltung von Interessenausgleich und Überleitungsvereinbarung vom Sommer 2014 – hier insbesondere die Prüfung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen vor Kündigungen als ultima ratio.
  10. Keine Ausgliederung von Marken oder Firmenteilen, um WELTBILD nicht weiter zu schwächen.


Droege beharrt auf Kostensenkung und will sofort 300 Stellen streichen


Die Argumente des Betriebsrats werden nicht widerlegt, sondern ignoriert


Seit November spricht der Betriebsrat mit VertreterInnen der Arbeitgeberseite über das Sanierungskonzept des Walter P. Droege.  Fast alles, was die Geschäftsführung bisher in Droeges Auftrag präsentiert hat, ist oberflächlich, nicht zu Ende gedacht oder fußt auf unrealistischen Annahmen. Das haben der Betriebsrat und seine Berater immer wieder an vielen Beispielen analysiert und belegt. Trotzdem hält die Gegenseite an den Kaputt-Sparmaßnahmen fest.

Kern des Droege-Konzepts ist die brutale Senkung der Werbekosten, die direkt auf Umsatz und Absatz durchschlägt. So werden zunächst Arbeitsplätze in der Retail scheinbar überflüssig. In der Folge kommen weitere Jobs in der ALSO unters Messer, weil die Logistik durch den Umsatzrückgang nicht ausgelastet ist. Dieses schlichte Konzept hat das im Zuge des Insolvenzverfahrens halbwegs stabilisierte Unternehmen erneut in die Krise geführt.


Filial-Verkauf verschlimmert die Situation bei ALSO


Jetzt soll die Belegschaft für Managementfehler und die Folgen des grundlegend falschen Restrukturierungskonzepts mit ihren Jobs bezahlen.

Bei ALSO  fordert das Management 160 Sofort-Kündigungen wegen Unterauslastung. Das sind 25 Kündigungen mehr als im Januar, weil der Verkauf von 70 Weltbildplus-Filialen weitere Aufträge von der ALSO abgezogen hat. Außerdem droht ALSO mit weiteren 20 Kündigungen, um eine deutliche Verschlechterung der Tarife durchzusetzen: Erhöhung der Wochenarbeitszeit und Verringerung der Urlaubstage. Ob es darüber hinaus noch mehr Entlassungen geben wird, ist abhängig von dem Drittgeschäft, das ALSO für den Standort Augsburg akquirieren will.


Droege spielt Retail und ALSO gegeneinander aus


Die Gespräche mit der ALSO sind besonders schwierig, weil sich deren Management auf eine sehr einfache Position zurückzieht: Weniger Aufträge = weniger Beschäftigung. Das ist aber nur vordergründig logisch: Beide Unternehmen gehören mehrheitlich dem Milliardär Walter Droege: Wenn er ALSO und Retail gegeneinander ausspielt, dann ist das eine bewusste Entscheidung, kein äußerer Zwang.

Bei der Retail gibt es einige minimale Konzeptkorrekturen, die von der Geschäftsführung jetzt als großes „Entgegenkommen“ verkauft werden. Statt wie ursprünglich geplant 233 Vollzeitstellen (FTE) sollen jetzt 280 FTE bleiben. Das sind 47 Stellen mehr als im November angekündigt. Angesichts der galoppierenden Personalschwindsucht, unter der Weltbild derzeit leidet, wären rein rechnerisch im August „nur“ noch 60 Vollzeitstellen (ca. 70 Köpfe) abzubauen. Aber das ist Augenwischerei, weil derzeit vor allem KollegInnen das Unternehmen verlassen, deren Stellen neu besetzt werden müssen, wenn Weltbild funktionsfähig bleiben soll, z. B.  in der IT und im E-Commerce. Die Anzahl der tatsächlich angestrebten Kündigungen dürfte also deutlich über den rechnerischen 70 liegen.


Angriff auf Tarife und Kürzung der AT-Gehälter 


Die oben dargestellten Zahlen werden von der Geschäftsführung als „nicht verhandelbar“ kategorisiert. Darüber hinaus fordert die Arbeitgeberseite eine massive Verschlechterung der Tarifbedingungen. Als Ziele werden genannt: 40-Stunden-Woche, nur noch 24 Tage Urlaub, neue Eingruppierungen, Streichung von Zuschlägen, weniger Weihnachtsgeld. Von ver.di gibt es dazu eine klare Absage: „Wir machen uns nicht zu Komplizen dieses für die Arbeitnehmerseite verheerenden Kahlschlags. Deshalb wird es zum jetzigen Zeitpunkt keine Tarifverhandlungen über Entgeltkürzungen mit uns geben.“ Die GF hat angekündigt, Einzelgespräche mit den Beziehern hoher AT-Gehälter zu führen.

Montag, 9. März 2015

Umfrage - Hier arbeiten Menschen


Seit über einem Jahr dauert die Weltbild-Krise an. 


Viel Kolleginnen und Kollegen haben in dieser Zeit ihren Arbeitsplatz verloren. Hunderte weitere sind von einem künftigen Stellenabbau bedroht. Die psychische Belastung über einen längeren Zeitraum hinweg ist enorm. Angst um den Arbeitsplatz, Ungewissheit, Anspannung und Verunsicherung sind ständige Begleiter. 

Bei allen wirtschaftlichen Fragen, die sich momentan stellen, sollte nie vergessen werden:

Hier arbeiten Menschen! 


Um ein genaueres Bild davon zu erhalten, wie ihr euch als Menschen in dieser Situation fühlt, haben wir eine kleine Umfrage erstellt. Bitte nehmt daran Teil und beantwortet uns ein paar Fragen zur derzeitigen Arbeitssituation im Unternehmen. Selbstverständlich ist alles vollkommen anonym. Die Fragen sind angelehnt an den Fragenkatalog zur Gefährdungsanalyse im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Danke für eure Beteiligung!

Einfach auf den folgenden Link klicken:



Zur Umfrage






Donnerstag, 5. März 2015

Einladung zur 8. März




Montag, 2. März 2015

Und wer bezahlt Ihr "Gehalt" Herr Droege?


Der Wirtschaft geht es gut. Der DAX ist auf einem historischen Höchststand und die Konjunkturprognose für 2015 wurde deutlich angehoben. Dazu kommt, dass die Zahl derer, die Arbeit haben, höher ist denn je. Eigentlich hört sich das ganz toll an, wären nicht gleichzeitig mehr als 12 Mio. Menschen in Deutschland von akuter Armut bedroht  und bräuchten nicht 3 Mio. Erwerbstätige zusätzliche Unterstützung vom Staat um sich und ihre Familien über Wasser zu halten - Tendenz steigend.
Die Situation lässt sich auf eine einfache Gleichung bringen: Eine immer größer werdende Zahl von Arbeitnehmern erwirtschaftet stetig wachsende Gewinne, die aber primär dem Vermögen weniger Superreicher zufließen. Wo bleibt bei einer derartigen Entwicklung die Verantwortung und Wertschätzung der Nutznießer denjenigen gegenüber, die dieses Kapital für sie erwirtschaften?
Während in kleinen und mittleren Unternehmen noch ein gewisser Respekt der geleisteten Arbeit gegenüber erkennbar ist, fühlen sich die großen Gesellschaften nur ihren "Shareholdern" oder sich selbst verpflichtet.
 
Im "Kleinen Taschenbuch der Betriebswirtschaft" steht ganz vorne, dass eine Reduzierung der fixen Kosten am schnellsten über eine Reduzierung der Lohnkosten zu erreichen ist. Da Gehaltskürzungen meist schwierig durchzusetzen sind, geht man in der Regel den Weg der betriebsbedingten Kündigungen und Auslagerung der "doch irgendwie notwendigen" aber lästig teuren Tätigkeiten an Dienstleister oder füllt die Lücke aufkommensangepasst mit Leiharbeitnehmern. Aber welche Motivation und Einsatzfreude will man von Menschen erwarten, die das Unternehmen nicht kennen, den Mindestlohn erhalten und jederzeit wieder "weg-vom-Fenster" sein können. Dass Qualität und Fairness dabei auf der Strecke bleiben wird billigend in Kauf genommen.

Dieses pavlovsche Standardvorgehen führt Firmen vielfach in eine Sackgasse und muss oft unter beträchtlichen Kosten wieder zurückgenommen werden, hat aber noch niemand davon abgehalten es zumindest einmal zu versuchen. Ein Mangel an Vision oder schiere Habgier führen fast zwingend auf dieses schmale Brett.
Könnte es nicht aber auch Ansporn sein, sein Unternehmen anders zu führen? Könnte es sich nicht am Ende rechnen, faire Löhne zu bezahlen, die Mitarbeiter durch überdurchschnittliche Leistungen ans Unternehmen zu binden? Wäre der Gewinn durch eine hochmotivierte und -qualifizierte Belegschaft, deren Interessen die Interessen der Firma sind, nicht ungleich höher als ein kurzfristiges Plus in der Jahresbilanz? Wäre es als Chef nicht auch befriedigend von seinen Angestellten geachtet und respektiert zu werden? Oder ist da die Angst von den Unternehmerkumpels im Golfclub ausgelacht zu werden ungleich größer? Es bräuchte schon ein gewisses Maß an moralischer Größe aus dem etablierten System auszubrechen, zahlte sich aber durch die Außenwirkung und den Prestigegewinn aus, wäre Werbung für die Firma, die auch einen Wettbewerbsvorteil bringen kann.

Es sollte normal sein, dass die "Big Player", statt mit frisch erworbenen Unternehmen zu zocken, sich an das erinnern, was sie bei der Übernahme vollmundig versprochen haben. Manchmal braucht es etwas Zeit, Geduld und Investitionen die Maschine wieder zum Laufen zu bringen. Mit dem Kauf gehen nicht nur Vermögenswerte über, man übernimmt auch Verantwortung für die Beschäftigten. Und bei einem Privatvermögen von geschätzten 1,6 Mrd. Euro kann und muss Weltbild eine faire Chance gegeben werden. Das vordergründige Fehlen eines Konzepts und die vorsätzliche Umsatzreduzierung können nicht den Grund dafür liefern eine Firma derartig herunterzuwirtschaften. Hinter den Zahlenspielen stecken reale Existenzen!  

Eigentlich ein klarer Fall für den "Ethikverband der deutschen Wirtschaft". Aber irgendwie klingt das wie "Verein katholischer Satanisten" oder die "Vegane Fraktion der deutschen Fleischer-Innung" - seltsam surreal.

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