Sonntag, 15. Januar 2012

Heiliger Bimbam: Die Sonntagssprüche von Kardinal Marx (Folge 6)

Heute geht es Kardinal Marx zunächst – wie versprochen – um den Anstand. Man könnte nicht alles auf Dauer nur rechtlich regeln, schreibt er auf Seite 52 seines Buches „Das Kapital“. Gerade in einem hochkomplexen Wirtschaftssystem könne man keine wasserdichten Regeln für alle möglichen Eventualitäten finden. Ohne das Ethos des ehrlichen Kaufmanns und der ehrlichen Kauffrau komme man in ganz schwieriges Fahrwasser.

Schade, dass er und seine Mitbrüder sich in Würzburg letztes Jahr, als sie die Entscheidung trafen, uns erneut auf den kapitalistischen Markt zu werfen, nicht anständig verhielten. Hätten sie sich nämlich anständig verhalten, hätten sie auch die anderen kirchlichen Buchhandlungen, die in ihren KNV- und Libri-Datensätzen Erotik oder Esoterik führten, auch verkaufen müssen. Aber das lag ihnen fern. Sie ergriffen das Stichwort „Porno“, um allein Weltbild, also mehr als 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter loszuwerden. Möglicherweise kam ihnen das Stichwort sehr gelegen, um jetzt endlich mit uns Kasse zu machen. Mit den kleinen Dom- oder Klosterbuchhandlungen kann man ja schlecht das große Geld verdienen.

Auf Seite 52 seines Buches schreibt Kardinal Marx dann weiter, dass die Enron-Manager ihr betrügerisches System nicht hätten errichten und aufrechterhalten können ohne die Billigung von Wirtschaftsprüfern und Aufsichtsräten. Übertragen gilt das natürlich auch für Weltbild: Ohne die Billigung von kirchlichen Aufsichtsräten hätte Weltbild die KNV- und Libri-Datenbanken nicht integriert und Weltbild hätte sich auch nicht an Pubbles beteiligen können. Wie im Fall Enron bleibt im Fall Weltbild eine irritierte Öffentlichkeit zurück, die bisher der Kirche und Weltbild Vertrauen entgegen gebracht hat, jetzt aber nicht mehr weiß, an was sie ist. Wieso haben kirchliche Aufsichtsräte bisher Erotik und Esoterik in ihren Buchhandlungen und bei Weltbild geduldet, jetzt aber nicht mehr? Die Öffentlichkeit versteht das kaum.

Und wir Verdianer fragen: Warum haben Herr Marx und die anderen katholischen Bischöfe in Würzburg nicht einfach gesagt: Okay, Erotik wollen wir nicht bei Weltbild sehen, nicht einmal ganz weit hinten in den KNV- und Libri-Datenbanken. Es war ein Fehler des Aufsichtsrats und der Geschäftsführung (die sich übrigens in Person von Herrn Halff dafür entschuldigt hat) hier nicht genauer hinzuschauen Es war uns nicht bewusst, dass über KNV und Libri solche Titel in unsere kirchlichen Buchhandlungen und Weltbild einfließen. Aber das wird jetzt bereinigt und in Zukunft kümmern wir uns mehr um die „katholische“ Ausrichtung des Unternehmens … Ja, warum haben sie in Würzburg letztes Jahr nicht so reagiert? Wir können als Gewerkschafter nur vermuten: Weil es den katholischen Bischöfen in Würzburg darum gar nicht ging! Sondern darum, mit uns 6.400 Mitarbeitern jetzt endlich Kasse zu machen. Und es wäre anständig gewesen, das auch einfach so zu sagen und nicht „Porno“ als Begründung vorzuschieben. Uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Weltbild quasi als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines „Porno“-Unternehmens in der Öffentlichkeit erscheinen zu lassen und hier nicht schützend vor uns zu treten, das hat viele hier bei Weltbild sehr betroffen. Und deshalb, lieber Herr Kardinal, fordern wir von Ihnen und Ihren Mitbrüdern in Zukunft etwas mehr Anstand, besonders jetzt, da sie uns ein zweites Mal verkaufen und damit für Ihre Zwecke vergolden wollen.

1 Kommentar:

  1. Dieser lächerliche Vorwand "Schluss mit Porno" als Verkaufsbegründung von Weltbild hat ausgedient. Selbst das letzte dumme Schäfchen der Kirchengemeinden von Hr. Marx und seinen Kollegen in Amt und Würden schüttelt verwundert den Kopf! Die wahre Ursache sitzt in Rom und kommt aus Bayern. Als Oberhaupt der Kirche gibt er die Weisung "zurück zu den Wurzeln der Kirche" aus. Vielleicht gut gedacht, aber von seinen Exekutiven (Kardinäle, Bischöfe) schlecht gemacht: Weltbild ist das Bauernopfer, das man medienwirksam vorführen kann, wie ernst man es doch meint, sich vom schnöden Mammon zu trennen ... Die Zukunft wird zeigen, ob das nur geheuchelt war, oder ob noch weitere Taten folgen werden. Folgerichtig wäre die Abschaffung der Kirchensteuer. Übrigens vom Papst selber (indirekt) gefordert. Herr Marx auf dem Radl statt im 8-Zylinder Mercedes? Und in einem schmucklosen Neubaubüro statt in einer Residenz...? Wer's glaubt..!

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