Freitag, 27. Mai 2011

Das Wort zum Freitag: Bekenntnisse eines Früheinstemplers

The Times they are a changin’

Früher war ich morgens der Erste. Sagte Hallo zur Raumpflegerin und war von jeder Konversation befreit. Noch keine Schlange vor dem Kaffeeautomaten und keine Anrufe, die meine erste kreative Arbeitsphase störten. Ich war der alleinige Herrscher in meinem ruhigen Frühstarter-Paradies und summte »Silence is golden«! Doch mittlerweile …

… ist alles ganz anders. Ein Virus scheint zu grassieren. Oder die senile Bettflucht hat jetzt auch schon Jüngere erwischt. Wenn ich um 7.20 Uhr durch meine Abteilung schlurfe, sind sie schon längst da. S. hackt in ihrem Büro bereits lautstark auf der Tastatur rum. B. und P. diskutieren in der Teeküche über erneuerbare Energien, während J. den Wasserkocher mit Essigessenz entkalkt. Es stinkt zum Himmel.

T. hantiert hektisch am Drucker herum und ruft etwas, das wie »blöder Papierstau« klingt. Könnte aber auch »Schröder du Pistensau« heißen.

E. bespricht am Telefon mit ihrer schwerhörigen Mutter die Einkaufsliste (»Curryketchup, Mama, nicht Kürbisketten!«) – und das bei geöffneter Bürotür. Und K. von nebenan hat gerade seine Kaffeetasse umgestoßen und steht jetzt besudelt, hilf- und fassungslos vor seinem Büro. Ich hab’ so früh einfach noch keine Lust auf Psychotherapie!

Und jetzt kommt auch noch die Putzfrau mit ihrem Turbolader-Staubsauger, dabei saugt sie doch sonst nur am Freitag dem 13.!

Vielleicht sollte ich wieder Langschläfer werden. Einstempeln, wenn andere zur Mittagspause ausstempeln. Doch was mach’ ich bloß, wenn mich weiterhin – so gegen halb vier – ein tierischer Fluchtreflex ereilt? Eine innere Stimme laut »Nichts wie raus hier« ruft?

Nein, es gibt nur die eine Lösung: Ich muss noch früher anfangen! Beim ersten Hahnenschrei mein Tagwerk beginnen. Mit Sondergenehmigung von Herrn Seher und Extraschlüssel von Herrn Knez. Und wahrscheinlich mit dunklen Augenringen und einem Gefühl von Verlorenheit, wenn mir um 5.30 Uhr klar wird, dass ich im Pyjama am Schreibtisch sitze.

Donnerstag, 26. Mai 2011

WELTBILD will Wohlthat loswerden


Die Nachricht schlug ein wie ein Bombe: Die DBH Buch Handels GmbH (zu 50% Weltbild Eigentum) zerschlägt die Wohlthat'sche Buchhandlung! Die Kette, die erst vor wenigen Jahren aufgekauft wurde, wird in zwei Teile gespalten: 16 Filialen werden zum 1. Juli in Jokers-Filialen oder Weltbild Plus-Läden umgewandelt. Die übrigen 10 Filialen werden als "Wohlthat Berlin GmbH & Co. KG" ausgegründet und postwendend zum Verkauf angeboten.

Jetzt sind die Betriebsräte draußen!
Besonders brisant an der Entscheidung: Bei den 10 Läden, die verkauft werden sollen, handelt es sich ausschließlich um die Berliner Filialen, die als einzige im Verbund Betriebsräte aufgebaut haben. Diese haben in der Vergangenheit gemeinsam mit ver.di für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne gekämpft. Dabei kam es wiederholt zu Streiks, und es gab auch immer wieder Ärger mit Weltbild: In Berlin wollte man nicht jede Entscheidung aus der Augsburger Zentrale ungefragt akzeptieren.

Geschäftsleitung bricht das Gesetz
Möglicherweise deshalb wurde die Zerschlagung in Augsburg und München unter strikter Geheimhaltung vorbereitet. Bis die Bombe heute mittag platzte, wusste nur die Geschäftsleitung von den Plänen, die für die MitarbeiterInnen unabsehbare Folgen haben dürften. Der Arbeitgeber hat weder den Wohlthat-Betriebsrat noch den DBH-Konzernbetriebsrat informiert. Ein klarer Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz, den KBR und ver.di sicher nicht widerspruchslos hinnehmen werden.

Es ist nicht das erste Mal
Die Weltbild-Belegschaft kennt die klandestine Strategie der Geschäftsführung aus eigener Erfahrung. Als die Katholische Kirche, der Weltbild zu 100% gehört, die Verlagsgruppe im Jahr 2008 komplett verkaufen wollte, erfuhren MitarbeiterInnen und Betriebsrat das aus der Presse. Focus online hatte den geplanten Deal sehr zum Ärger der Geschäftsführung aufgedeckt. Die Verkaufspläne scheiterten schließlich, und wurden 2009 (vorerst) abgeblasen.

Was passiert mit den MitarbeiterInnen in Berlin?
Die Belegschaft der Läden, die in Jokers oder Weltbildplus umgewandelt werden, sollen komplett übernommen werden. Wie es mit Wohlthat Berlin weitergeht, ist dagegen völlig offen. Wenn sich nicht sehr schnell ein Käufer findet, wird der Wohlthat-Rest möglicherweise zeitnah abgewickelt. Somit könnte die heute verkündete Zerschlagung des traditionsreichen Buchhändlers auch eine Strategie sein, aufmüpfige MitarbeiterInnen und Betriebsräte möglichst billig auf die Straße zu setzen.

Wie bewerten Sie das Vorgehen von WELTBILD? Wir freuen uns auf zahlreiche Kommentare!
   

Beschäftigtendatenschutzgesetz: Schutz für wen?

Wir fordern die Parlamentarier im Deutschen Bundestag auf, das anstehende Gesetzgebungsverfahren zu einem Beschäftigtendatenschutzgesetz nicht weiter zu betreiben.

Die Politik ist seinerzeit angetreten mit dem Anspruch, den Schutz der Grundrechte im Arbeitsverhältnis zu verbessern. Was nun auf dem Tisch liegt, bewirkt das Gegenteil: Nicht mehr Datenschutz im Arbeitsverhältnis, sondern mehr Überwachung durch den Arbeitgeber wird die Folge sein, wenn dieses Gesetz verabschiedet wird.

Offensichtliches Ziel ist es, Datenerhebung, –speicherung und –verwendung im Arbeitsverhältnis für Arbeitgeber zu erleichtern. Ihm werden weitereichende Befugnisse eingeräumt:

  • sich im Bewerbungsverfahren auch von Dritten Informationen zu beschaffen,
  • durch beliebige Eignungstests den Bewerber zu durchleuchten,
  • Beschäftigte im laufenden Arbeitsverhältnis zu gesundheitlichen Untersuchungen zu zwingen,
  • Beschäftigte am Arbeitsplatz durch Videokameras zu überwachen
  • und alle Beschäftigten unter den Generalverdacht zu stellen, korrupt zu sein, um dann Datenscreenings durchführen zu können. Das alles verschlechtert die bestehende Rechtslage erheblich.

Darüber hinaus soll der Wunschkatalog der Arbeitgeber noch dadurch erweitert werden, dass durch individuelle Vereinbarungen mit dem Arbeitnehmer weitere Datenerhebungen, –speicherungen und –verwendungen „erlaubt“ werden. Darüber hinaus soll von den gesetzlichen Bestimmungen zuungunsten der Beschäftigten auf der Grundlage von Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen abgewichen werden können. Das schafft nicht mehr Freiheit für die Ausgestaltung der Betriebsparteien, sondern es schafft die Möglichkeit, auf Betriebs- und Personalräte Druck auszuüben, mit dem der Arbeitgeber sein Anliegen, die Beschäftigten zu durchleuchten, durchsetzen kann.

Wir meinen: Wer es ernst mit der Geltung von Grundrechten auch im Arbeitsverhältnis meint, kann diesem Gesetz nicht zustimmen.

Deshalb: Schluss mit einem Gesetz, das seinen Namen nicht verdient.

Weitere Infos sind hier zu finden. Hier gibt es auch eine Vorlage zum Unterschreiben, nicht nur für Betriebsräte und/oder Personalräte. Es können auch Privatpersonen teilnehmen.

(Quelle DGB-Bundesvorstand)

Donnerstag, 19. Mai 2011

Mit dem Rad zur Arbeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

runter in den Keller und das Fahrrad rausgeholt, Öl auf die Kette, nachsehen, ob Licht und Bremsen funktionieren, ordentlich Luftdruck geben und ab geht´s.

Auch dieses Jahr fahren wir wieder "mit dem Rad zur Arbeit".
Die Aktion findet statt in der Zeit vom 1. Juni – 31. August 2011, also wieder drei volle Monate.
In diesen 3 Monaten muss ein jeder an mindestens 20 Tagen mit dem Fahrrad in die Arbeit fahren. Es gilt auch, wenn man z.B. mit dem Fahrrad vom Bahnhof zur Arbeit fährt.

Das gibt - so hoffe ich - noch mehr Kolleginnen und Kollegen die Chance, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Es werden wieder Teams mit jeweils 4 Teilnehmern gebildet und wer bereits weiß, mit wem er/sie zusammen ein Team bilden will, kann dies gleich angeben.
Vielleicht gibt es ja schon wieder welche vom Vorjahr. Auch die Kolleginnen und Kollegen sind angesprochen, die sagen, "...ich fahr ja eh das ganze Jahr".

Ich hoffe wieder auf eine rege Teilnahme eurerseits, in der Hoffnung, dieses Jahr wieder einmal einen der tollen Preise einheimsen zu können.

Die Aktionskalender gibt´s wie immer beim Betriebsrat.
Wer Interesse daran hat und evt. weitere Fragen, melde sich bitte bei uns in Betriebsratsbüro.
Weitere Infos auch noch unter http://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bundesweit/index.php

Auf bald
Peter Fitz
(Koordinator)

Montag, 2. Mai 2011

Ihre Nächstenliebe ist gefragt! - Solidarität mit Frau Gagstetter!

Frau Gagstetter ist allein erziehende Mutter von einem 1 1/2 jährigen Sohn. Ihr wurde am 13. April 2011 fristlos, vor den Osterfeiertagen gekündigt.

Was ist passiert?

Frau Gagstetter war so mutig und hat ihren Anspruch auf das volle Weihnachtsgeld erhoben.
Herr Claus, der Geschäftsführer der Sozialstation Schwabmünchen, wandte sich im vergangenem Jahr an alle Mitarbeiterinnen und bat diese auf einen Teil ihres Weihnachtsgeldes zu verzichten, zum Wohle der Einrichtung.
Die Mitarbeiterinnen leisten eh schon seit Jahren, über die arbeitsvertraglichen Pflichten hinaus, Dienst für das Wohl der Einrichtung. So arbeitet faktisch jede Mitarbeiterin 1 - 2 Tage pro Monat unentgeltlich UND verzichtet zusätzlich auf ihren vollen Anspruch auf Weihnachtsgeld.
Nach der Bitte der Geschäftsleitung im Jahr 2009 und 2010 waren alle Mitarbeiterinnen bereit, auf ihr Weihnachtsgeld um 1/4 zu verzichten. Aber tatsächlich zahlte Herr Claus jedoch nicht einmal die Hälfte aus und tat so, als ob nichts wäre.
Als Frau Gagstetter auf ihr Geld nicht mehr in diesem Umfang verzichten konnte, bat sie um die rechtliche Hilfe der Gewerkschaft ver.di. Die Reaktion der Geschäftsführung auf das Schreiben war u. E. mehr als ungerecht! Ein Personalgespräch fand statt und Frau Gagstetter wurde bezichtigt, bei der Arbeitszeit betrogen zu haben. Sie erhielt eine fristlose Kündigung.
Seit dem Frau Gagstetter in der Sozialstation arbeitet gibt es nicht eine Beschwerde, keine einzige Rüge und keine einzige Abmahnung und plötzlich kommt die fristlose Kündigung! Eindeutige Beweise belegen, dass die Vorwürfe, den Dienstgeber zu betrügen, nicht stimmen!
Deswegen braucht Frau Gagstetter Ihre Solidarität und Unterstützung!

Wir fordern die sofortige Wiedereinstellung von Frau Gagstetter!

Die Solidaritäts-Schreiben können gerne an die Sozialstation Schwabmünchen gesendet werden:

FaxNr: 08232- 96 40 96
e-mail: info@sozialstation-schwabmuenchen
Post:
Ökumenische Sozialstation Schwabmünchen
Geschäftsleitung z.H. Herr Claus
Museumsstr. 20
86830 Schwabmünchen

Wir lassen Sie nicht allein! Klicken Sie auf das Logo.